Libanon
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KEIN GIPFEL IM ZEDERSTAAT - BÜRGER DEMONSTRIEREN FÜR BESSERE ZUKUNFT.
Dass ich einen Berg wegen schlechtem Wetter oder lokalen, natürlichen Bedingungen nicht besteigen konnte, hatte ich zu Hause, aber auch auf Reisen, schon einige Mal erlebt. Aber dass wegen Protesten ein Land lahm gelegt wurde und so das Herumreisen kaum möglich ist, war für mich eine neue spannende Erfahrung.
Meine Ziele im Libanon (Arabisch لبنان / Lubnān) wären die Besichtigung einiger Städte und antiken Ruinen, sowie einen Ausflug ins Gebirge gewesen, mit der Besteigung des 3088m hohen Landeshöhepunktes القرنة السوداء (Al Qurnah as Sawdāʼ). Da es mir trotz den Umständen von den netten Leuten, dem Klima und feinem Essen dort dennoch bestens gefallen hat, werde ich im Juni kommenden Jahres die Reise wiederhole, sofern bis dahin das Land stabil bleibt - ich hoffe es für das schöne Land!
Letztes Mal war ich im Juli 1996 im Libanon, von wo wir nach Syrien und Jordanien weiter reisten. Seitdem hat sich viel verändert und wurde neu gebaut, da von 1975 bis 1990 ein blutiger Bürgerkrieg tobte mit wechselnden Fronten und Allianzen. Seither sind in einem Proporzsystem sämtliche Religionen in der Regierung vertreten. Dieses eigentlich gut gedachte System schafft leider auch Vetternwirtschaft und so wurden die Politiker im Laufe der Zeit immer korrupter. Heute ist der Libanon eines der höchstverschuldeten Länder und der Staat kann und will keine Verantwortung für seine Aufgaben übernehmen. So fällt oft der Strom aus, das öffentliche Trinkwasser ist verschmutzt oder die Feuerwehr kann keine Einsätze fahren, weil es für die defekten Feuerwehrautos kein Geld und Ersatzteile gibt - ich könnte noch hunderte Missstände aufzählen! Das Fass zum Überlaufen brachte ein Entschluss des Parlamentes, gerade als ich im Flugzeug sass, dass eine Gebühr von 6 Dollar monatlich für Onlinetelekommunikation wie Whatsup gezahlt werden sollte. Die Leute gingen darauf auf die Strassen, blockierten mit brennenden Müllkontainer und Autoreifen sämtliche Hauptverkehrsachsen des Landes so dass der Verkehr grösstenteils Lahm gelegt wurde.
Als ich am nächsten Tag nach Ankunft von بيروت (Bayrūt) nach طرابلس (Ţarābulus) im Norden reisen wollte, meinte der nette Mitarbeiter vom Hostel, dass sämtliche Schnellstrassen des Landes gesperrt seien und keine Überlandbusse verkehren würden. Wie ich auch feststellte, waren sämtliche Banken geschlossen und Bankautomaten funktionierten nicht. Zudem waren sämtliche Schulen, Universitäten und Museen sowie die meisten Geschäfte ebenfalls zu. So schaute ich mir an diesem Freitag die libanesische Hauptstadt zu Fuss an, was eigentlich der Plan für den letzten Urlaubstag gewesen wäre. Im Zentrum sammelten sich schon viele Demonstranten und es brannte auf Kreuzungen wodurch beissender Rauch durch die Strassen zog.
In den darauf folgenden Tagen änderte sich die Situation nicht und es kamen immer mehr Leute zu den Demonstration, da den Leuten die faulen Versprechen der Regierung nicht genügte und sie deren vollständiger Rücktritt forderten mit Neuwahlen und der Untersuchung mit Verurteilung über die gravierende Korruption. So blieb es während meines ganzen Urlaubs und ich war gezwungen jeden Tag andere Quratiere Bayrūts zu besichtigen. So bekam ich viel von den Demonstrationen mit und war auch öfters mittendrin. Der Volksaufstand war sehr friedlich und die Polizei und das Militär schaute zu, denn es geht ihnen ja nicht besser als dem Rest der Libanesen. Sie schützten sogar die Demonstranten vor einigen Provokateuren die den Aufstand gewalttätig machen wollten. Diese, wohl von Parteien angeheuerten Provokateure, wurden einzeln aus der Menge herausgefischt und verhaftet. So glichen die Proteste nahezu einem Volksfest; es lief Musik gegen die Regierung, es wurde gesungen und ganze Familien feierten dort. Fast alle Demonstierende hatten eine libanesische Fahne und man sah keine von irgendwelchen Parteien. Das ist ungewöhnlich und positiv für den Libanon, denn erstmals waren nun die Leute vereinigt und die Religion spielte keine Rolle!
Im empfehlenswerten Hostel (Saifi Urban Gardens) traf ich auch zwei Deutsche Brüder. Mit Matze wollte ich am letzten Tag noch etwas unternehmen und so versuchten wir, ob wir mit Ubertaxi in die nächstgelegene Stadt gelangen könnten. Es funktionierte tatsächlich auch wenn wir eta vier Mal länger dafür gebraucht hatten weil die Schnellstrasse an mehreren Orten blockiert war. So fuhren wir nach جبيل (Jubayl), das auf Deutsch als Byblos bekannt ist. Die Stadt ist wunderschön und mit 7000 Jahren der längste ununterbrochen bewohnte Ort der Welt! Wir sahen uns die archäologische Stätte an und assen fein in einem Restaurant libanesische Spezialitäten. Der Ausflug war viel zu kurz und so fuhren wir bei Nacht zurück nach Bayrūt.
Wie geschrieben, werde ich Anfangs oder Mitte Juni 2020 nochmals in Libanon fliegen - vielleicht sogar mit einem Abstecher in die Syrische Hauptstadt (Busverbindungen existieren und die Stadt ist sicher). Wer mit möchte kann mir gerne ein Mail schreiben.
Anmerkung: Einige Fotos meiner Libanonreise von 1996 habe ich dem Bericht angehängt.
Dass ich einen Berg wegen schlechtem Wetter oder lokalen, natürlichen Bedingungen nicht besteigen konnte, hatte ich zu Hause, aber auch auf Reisen, schon einige Mal erlebt. Aber dass wegen Protesten ein Land lahm gelegt wurde und so das Herumreisen kaum möglich ist, war für mich eine neue spannende Erfahrung.
Meine Ziele im Libanon (Arabisch لبنان / Lubnān) wären die Besichtigung einiger Städte und antiken Ruinen, sowie einen Ausflug ins Gebirge gewesen, mit der Besteigung des 3088m hohen Landeshöhepunktes القرنة السوداء (Al Qurnah as Sawdāʼ). Da es mir trotz den Umständen von den netten Leuten, dem Klima und feinem Essen dort dennoch bestens gefallen hat, werde ich im Juni kommenden Jahres die Reise wiederhole, sofern bis dahin das Land stabil bleibt - ich hoffe es für das schöne Land!
Letztes Mal war ich im Juli 1996 im Libanon, von wo wir nach Syrien und Jordanien weiter reisten. Seitdem hat sich viel verändert und wurde neu gebaut, da von 1975 bis 1990 ein blutiger Bürgerkrieg tobte mit wechselnden Fronten und Allianzen. Seither sind in einem Proporzsystem sämtliche Religionen in der Regierung vertreten. Dieses eigentlich gut gedachte System schafft leider auch Vetternwirtschaft und so wurden die Politiker im Laufe der Zeit immer korrupter. Heute ist der Libanon eines der höchstverschuldeten Länder und der Staat kann und will keine Verantwortung für seine Aufgaben übernehmen. So fällt oft der Strom aus, das öffentliche Trinkwasser ist verschmutzt oder die Feuerwehr kann keine Einsätze fahren, weil es für die defekten Feuerwehrautos kein Geld und Ersatzteile gibt - ich könnte noch hunderte Missstände aufzählen! Das Fass zum Überlaufen brachte ein Entschluss des Parlamentes, gerade als ich im Flugzeug sass, dass eine Gebühr von 6 Dollar monatlich für Onlinetelekommunikation wie Whatsup gezahlt werden sollte. Die Leute gingen darauf auf die Strassen, blockierten mit brennenden Müllkontainer und Autoreifen sämtliche Hauptverkehrsachsen des Landes so dass der Verkehr grösstenteils Lahm gelegt wurde.
Als ich am nächsten Tag nach Ankunft von بيروت (Bayrūt) nach طرابلس (Ţarābulus) im Norden reisen wollte, meinte der nette Mitarbeiter vom Hostel, dass sämtliche Schnellstrassen des Landes gesperrt seien und keine Überlandbusse verkehren würden. Wie ich auch feststellte, waren sämtliche Banken geschlossen und Bankautomaten funktionierten nicht. Zudem waren sämtliche Schulen, Universitäten und Museen sowie die meisten Geschäfte ebenfalls zu. So schaute ich mir an diesem Freitag die libanesische Hauptstadt zu Fuss an, was eigentlich der Plan für den letzten Urlaubstag gewesen wäre. Im Zentrum sammelten sich schon viele Demonstranten und es brannte auf Kreuzungen wodurch beissender Rauch durch die Strassen zog.
In den darauf folgenden Tagen änderte sich die Situation nicht und es kamen immer mehr Leute zu den Demonstration, da den Leuten die faulen Versprechen der Regierung nicht genügte und sie deren vollständiger Rücktritt forderten mit Neuwahlen und der Untersuchung mit Verurteilung über die gravierende Korruption. So blieb es während meines ganzen Urlaubs und ich war gezwungen jeden Tag andere Quratiere Bayrūts zu besichtigen. So bekam ich viel von den Demonstrationen mit und war auch öfters mittendrin. Der Volksaufstand war sehr friedlich und die Polizei und das Militär schaute zu, denn es geht ihnen ja nicht besser als dem Rest der Libanesen. Sie schützten sogar die Demonstranten vor einigen Provokateuren die den Aufstand gewalttätig machen wollten. Diese, wohl von Parteien angeheuerten Provokateure, wurden einzeln aus der Menge herausgefischt und verhaftet. So glichen die Proteste nahezu einem Volksfest; es lief Musik gegen die Regierung, es wurde gesungen und ganze Familien feierten dort. Fast alle Demonstierende hatten eine libanesische Fahne und man sah keine von irgendwelchen Parteien. Das ist ungewöhnlich und positiv für den Libanon, denn erstmals waren nun die Leute vereinigt und die Religion spielte keine Rolle!
Im empfehlenswerten Hostel (Saifi Urban Gardens) traf ich auch zwei Deutsche Brüder. Mit Matze wollte ich am letzten Tag noch etwas unternehmen und so versuchten wir, ob wir mit Ubertaxi in die nächstgelegene Stadt gelangen könnten. Es funktionierte tatsächlich auch wenn wir eta vier Mal länger dafür gebraucht hatten weil die Schnellstrasse an mehreren Orten blockiert war. So fuhren wir nach جبيل (Jubayl), das auf Deutsch als Byblos bekannt ist. Die Stadt ist wunderschön und mit 7000 Jahren der längste ununterbrochen bewohnte Ort der Welt! Wir sahen uns die archäologische Stätte an und assen fein in einem Restaurant libanesische Spezialitäten. Der Ausflug war viel zu kurz und so fuhren wir bei Nacht zurück nach Bayrūt.
Wie geschrieben, werde ich Anfangs oder Mitte Juni 2020 nochmals in Libanon fliegen - vielleicht sogar mit einem Abstecher in die Syrische Hauptstadt (Busverbindungen existieren und die Stadt ist sicher). Wer mit möchte kann mir gerne ein Mail schreiben.
Anmerkung: Einige Fotos meiner Libanonreise von 1996 habe ich dem Bericht angehängt.
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