Emeishan / 峨眉山 (3077m) - Auf endlosen Treppen zum Goldenen, aber gar nicht einsamen Gipfel


Publiziert von DonPico , 12. Oktober 2019 um 15:04.

Region: Welt » China
Tour Datum: 4 Oktober 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: RC 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 3000 m
Abstieg: 500 m
Strecke:Baoguo Temple / 报国寺 - Park entrance - Pavilion of the Clear Sound / 清音阁 - Tenthousand Years Temple / 万年寺 - Huayan peak / 华严顶 - Elephant bathing pool monastery / 洗象池 - Leidongping / 雷洞坪 - Emeishan Golden Summit / 峨眉山金顶
Kartennummer:keine Karte benutzt

Allgemeines:

Das Massiv des Emeishan (峨眉山) ist einer der klassischen Berge Chinas. Ursprünglich gespickt mit Taoistischen Heiligtümern, wurde der Berg im sechsten Jahrhundert ein buddhistischer Wallfahrtsort. Der Berg ist sichelförmig und ragt hoch über die Umgebung hinaus, angeblich erinnert die Form von oben an eine Augenbraue (dafür steht das „mei“  in Emeishan). Er hat drei kuppenförmige Gipfel: den öffentlich zugänglichen Goldenen Gipfel (金顶), den mittleren Tausend-Buddha-Gipfel (千佛顶) und den südwestlichen Hauptgipfel, den Zehntausend-Buddha-Gipfel (万佛顶). Alle sind über 3000m hoch, das umgebende Umland dagegen ist nur etwa 500m hoch, so dass sich ein enormer Höhenunterschied ergibt. Verschiedene gepflasterte Wege führen von der im Osten des Massivs gelegenen Stadt Emeishan auf den Gipfel. Die Wege sind von Tempeln gesäumt, viele davon wurden in der Kulturrevolution zerstört, manche wieder aufgebaut. Die Wege bestehen fast durchweg aus Treppenstufen, was das Unterfangen, von ganz unten zum Gipfel zu gehen zu einer echten Herausforderung macht. Dazu kommt, dass vielfach Grate oder kleine Seitengipfel begangen werden. So kommen im Aufstieg mehrfach Abschnitte vor, auf denen die gewonnene Höhe wieder zerrinnt, besonders auf den ersten 15km bis zum Pavillon des klaren Klangs (清音阁). Die Gesamtlänge der Aufstiegsroute beträgt je nach gewähltem Weg mindestens 44km (chinesische Angaben auf dem Wegweiser). Die allermeisten Touristen wählen aber nicht diese anspruchsvolle Aufstiegsroute, sondern fahren mit einem Bus bis 600m unter den Gipfel und steigen dort in die Gondel zum Gipfel. Ich habe beim Auswahl des Zeitpunkts den klaren Hinweis missachtet, die Tour nicht während der nationalen Feiertage zu machen. Die Menschenmassen auf dem Gipfelplateau und die Logistik dahinter (Infrastruktur, Anzahl Busse,...) haben aber meine schlimmsten Erwartungen noch weit übertroffen. Abseits des Gipfels und der beiden vorhanden Liftanlagen geht es dagegen ruhig zu.

Anfahrt:

Mit dem (2 Minuten nach Freigabe der Zugbuchungen auf der Webseite der chinesischen Staatsbahn einen Monat vor dem Fahrttermin) vorgebuchten Ticket bestieg ich Freitags, um 6:18 morgens den Schnellzug vom Ostbahnhof Chengdu nach Emeishan. Eine kurze Taxifahrt brachte mich dann zum Ausgangspunkt der Tour, dem Baoguo-Tempel.

Tourenbeschreibung:

1. Tag

Vom Baoguo-Tempel wendet man sich nach links und geht zunächst auf einer asphaltierten Straße in Richtung Fuhu-Tempel. Ich lies diesen links liegen und ging dan an einem Hotel auf einen betonierten Weg, an welchem ein paar Wegweiser den Weg zum Leiyin-Tempel wiesen (Tempel des Donnergrollens). Schon bald fingen die berüchtigten Stufen an. Ich lies es langsam angehen und stieg Schritt für Schritt. Es war neblig und düster, aber zumindest regnete es nicht oder kaum. Außer mir waren nur wenige Leute unterwegs, meist Gruppen junger Chinesen. Ein Ticketschalter war geschlossen und ich wurde auf später vertröstet. Nach einer Stunde war ich gut eingelaufen. Ich wunderte mich über die teils beträchtlichen Abstiege, die dann wieder aufgestiegen werden müssen. Das Ticket kaufte ich erst kurz vor dem Pavillon des Klaren Klangs (清音阁). Auch hier stieg ich wieder gut 100Hm treppauf, nur um die gewonnene Höhe wenig später wieder in einem steilen Abstieg zu verlieren. Der Höhengewinn auf den 12 Kilometern zwischen Baoguo-Tempel und Pavillon des Klaren Klangs (wo im Übigen auch eine noch deutlich längere Route zum Gipfel abzweigt) ist daher auch recht unspektakulär. Anders wird es dann beim Aufstieg zum Tempel der Zehntausend Jahre (万年寺), hier werden auf 2 Kilometer Distanz 300 Höhenmeter geschafft. Da zu diesem Tempel eine Seilbahn führt, ist dies auch der erste komplett überlaufene Abschnitt. Prinzip: den höhergelegenen Tempel mit der Seilbahn anfahren und dann zum Pavillon hinunterlaufen. Oberhalb der Seilbahn wurde es sofort wieder ruhiger. Nun standen die zweiten 14 Kilometer zum Tempel des Elefantenbadeteichs (洗象池) an. Zeitweise regnete es jetzt. Die Treppen waren fast die ganze Zeit sehr steil und es ging sehr langsam voran. Am Wegrand waren jetzt häufig Affen zu sehen, die sich mit manchen Wanderern Kämpfe um Gegenstände wie Tüten oder Handys lieferten. Von Zeit zu Zeit machte ich Pause in einem der Buden am Wegrand. Man passiert auch ein paar Klöster, in denen man heißen Tee bekommt und auch übernachten kann. Schließlich erreichte ich den schön gelegenen Tempel des Elefantenbadeteichs und entschied mich nach einiger Überlegung, dort zu übernachten. Das war die richtige Entscheidung, wenig später fing es heftig an zu regnen und hörte bis 3 Uhr nachts nicht auf. Das Kloster bietet keinen Komfort (bis auf ein Doppelzimmer, das ich mir leistete), es gibt Gemeinschaftsklos und Gemeinschaftsduschen. Das Essen ist einfach und vegetarisch. Trotzdem ist die Übernachtung aufgrund der tollen Atmosphäre des Klosters ein echtes Erlebnis.

2. Tag

Bereits um viertel vor fünf stand ich auf und ging um fünf los. Ich merkte schnell, dass ich an diesem zweiten Tag etwas weniger fit war. Für die 7.5 Kilometer nach Leidongping (雷洞坪), der Ebene des Donnerlochs, benötigte ich über zwei Stunden, obwohl die Stufen im oberen Teil etwas (aber wirklich nur ein bisschen) abflachten. Bis um 7 legte ich alles in der Dunkelheit zurück. Ich traf bis auf ein paar Träger und eine Verkaufsfrau an einem der Versorgungsstände keine Menschenseele. Allerdings hörte ich vor Leidongping anhaltende schwere Motorengeräusche. Schlagartig änderte sich dann das Bild und um viertel nach sieben stand ich in einem Strom aus Touristen, der sich die knapp zwei Kilometer von Leidongping zur Talstation der Seilbahn hinaufquälte. Auf dem Wanderweg oberhalb der Seilbahn war dann wieder weniger los, aber von Einsamkeit war nicht mehr zu spüren. Die letzten sechs Kilometer verlangten mir alles ab. Nach zwei längeren Pausen erreichte ich um kurz nach neun Uhr morgens das von Tempeln und einer riesigen goldenen Buddha/Elefantenstatue bebauten Plateau des Golden Gipfels auf 3077m.
 
Rückfahrt:

Da ich körperlich wirklich am Limit war, verzichtete ich auf den Abstieg und fuhr mit der Seilbahn hinunter und dann mit dem Bus von Leidongping nach Emeishan Stadt. Dann machte ich einen (leider erfolglosen) Ausflug nach Leshan zum Großen Buddha (Eintrittskarten waren ausverkauft). Abends mit dem Zug zurück nach Chengdu.

Fazit:

Eine der härtesten Touren, die ich je gemacht habe. Die letzten 2 Kilometer war ich komplett ausgepowert. Der Kontrast zwischen einsamen Abschnitten und völlig übervölkerten Abschnitten um die Seilbahnen ist typisch für China. Die Übernachtung im Kloster des Elefantenbadepools war definitiv ein atmosphärisches Highlight! Das relativ schlechte Wetter machte die Tour insgesamt zu einem Kraftakt.

Tourengänger: DonPico
Communities: UNESCO-Welterbe


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