Mediterraner "Drei-Buchten-Trail" mit alpinen Charakter


Publiziert von Stevo47 , 8. November 2016 um 08:36.

Region: Welt » Malta » Westküste
Tour Datum:22 Oktober 2016
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: M 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 150 m
Abstieg: 150 m
Strecke:ca. 8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV (Linien 44, 101, 223, 225) bis zur Haltestelle Ghajn Tuffieha Bus Terminus. Von da aus entweder runter an den Strand der Golden Bay oder direkt auf den Wanderweg an der Steilküste entlang.
Unterkunftmöglichkeiten:Radisson Blu Ressort Hotel an der Golden Bay

Nicht nur die Alpen eignen sich perfekt für eine Herbstwanderung - auch im Süden Europas kann man bei erträglichen Temperaturen wunderbares Wandergelände mit alpinen Charme vorfinden. Der grosse Vorteil hierbei: nach getaner "Arbeit" kann man sich direkt im (noch) warmen Mittelmeer abkühlen.

Ich hätte eigentlich nicht gedacht, dass ich mal einen exotischen Wanderbericht aus einer Urlaubsregion auf Hikr einstellen würde. Der von uns absolvierte Trail auf Malta ist aber derart empfehlenswert, abwechslungsreich und für jeden Schwierigkeitsgrad variierbar, dass er hier einfach nicht fehlen darf. Auf beinahe jedem Meter geniesst man fantastische Ausblicke. Wer also mal abseits der üblichen Touri-Strecken auf Malta etwas Abwechslung sucht, der ist hier genau richtig.

Die drei Badebuchten mit ihren tollen Sandstränden (oft als die schönsten Buchten der Insel bezeichnet) Golden Bay, Tuffieha Bay und Gnejna Bay an der Nordwestküste Maltas sind jeweils rechts und links voneinander abgetrennt von steil abfallenden Kalkstein-Klippen die obenauf eindrückliche Gratverläufe bilden. Wir beschlossen kurzerhand einen zügigen Wander-Trail oberhalb der Steilküste zu machen.

Wir starteten vom Strand der Golden Bay aus. Mein Kollege zog es vor vom Strand aus den normalen Wanderweg auf die Steilküste zu nehmen, während ich eine Kraxelstelle in den südlich aufragenden Klippen suchte und auch fand, um dort hinauf zu kraxeln (T3, I). Bereits dort bot sich ein eindrucksvolles Panorama auf die nachfolgende Bucht, die Tuffieha Bay. Wir stiegen an einer alten verlassen Residenz (Schade um das toll gelegene Gebäude) vorbei zu einem Wachtturm zur Rivieria Martinique um von da aus zum höchsten Punkt, einen kleinen Felsgipfel, zu gelangen (T2).

Von da aus gings runter in einen Sattel und vor uns lag nun ein Felsplateau mit ringsum steilen Wänden, was sich aber über eine Schwachstelle nordöstlich problemlos begehen lässt. Wer keine Lust hat auf den etwas weit ausholenden Wanderweg, der durch die Schwachstelle im Fels führt, findet auch eine Reihe anregender Kraxelkamine, die sich hervorragend klettern lassen. Mein Kollege bevorzugte den Wanderweg, während ich im Kraxelkamin (II-) sehr viel Spass hatte. Oben angekommen suchten wir uns weiter westlich, Richtung Gnejna Bay, einen für uns beide gut begehbaren Kamin über den wir zur Gnejna Bay absteigen konnten.

Die Gneja Bay ist von der Tuffieha Bay durch eine hoch aufragende Felsformation mit einem wunderschönen Gratverlauf abgetrennt welcher in einer Landzunge mündet. Die namenlose Erhebung auf der Landzunge nannten wir "Tafelberg", da dort ein Kalkstein-Plateau thront welches ringsum senkrecht abfällt. Der Wanderweg führt elegant und stellenweise ziemlich ausgesetzt drum herum (ca. T3) während nur 2 Wege hoch auf's Plateau führen: entweder durch einen Kamin der jedoch nach oben mit einem Block verschlossen ist oder durch einen Riss (ca. 15m) auf der Nordseite. Beides ist gut machbar. Schlussendlich nahm ich den Riss auf der Nordseite wo ich 3 Kletterer im Abstieg traf, welche die Stelle mit T5, II bewerteten. Am Riss entlang lässt es sich erstaunlich gut klettern (Gestein ist bombenfest), 2 Stellen (eine im unteren Drittel und eine ganz oben an der Abbruchkante) sind etwas plattig, griffarm und sehr exponiert. Nach meinem Empfinden ein unteres T5 resp. oberes T4 (in jedem Fall aber Klettern II). Fixseile gibts keine.

Trotz allem wird diese kleine Kletter-Unternehmung wohl nicht von vielen Wanderern gemacht und sollte mit der nötigen Ernsthaftigkeit versehen werden. Ich hatte nur Turnschuhe an und fühlte mich an den beiden heiklen Stellen nicht wirklich wohl damit. Aber mit Bergstiefeln am Strand hätte man wohl den Helikopter für mich aus anderen Gründen gerufen... Von einem Versuch in Badelatschen o.ä. rate ich dringend ab! Wie mir dortige Wanderer berichteten gab es wohl schon einige schwerwiegende Abstürze von waghalsigen, übermütigen und betrunkenen Personen.

Da die Aussicht ohnehin von allen Perspektiven auf dieser Tour super war, stieg ich ruckzuck wieder ab um meinen Kollegen nicht all zu lang warten zu lassen (nicht das er bei 27 Grad noch abkühlen würde, nein, wir hatten Durst auf ein Bier). Auf gutem Weg liefen wir oberhalb der Buchten entlang (T1) und kamen wieder zur südlichen Steilküste der Golden Bay. Hier gab's zum Finale nochmal einen hübschen, aber sehr steilen Abstieg durch Blockgelände für mich (T3+), der wieder zum Strand führte. Dort dann 2 Dinge: ins Wasser und an den Kiosk.  

Fazit: Malta mal anders! Wer einen kurzweiligen Wanderausflug im Urlaub sucht, abseits von den üblichen Touristenströmen wird auf dieser Tour belohnt von herrlichen Aus- und Tiefblicken in eindrucksvoller Landschaft. Die tolle Abwechslung zwischen mediterran und alpin haben uns begeistert. Wer den "Tafelberg" weglässt und sich auf dem Wanderweg (weiss nicht ob der offiziell ist) hält, kommt mit einem gepflegten T2 gut durch.  


    

Tourengänger: Stevo47


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16 Nov 14
Malta Trek · NrcSlv

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