Al Legne - L'Hypothénuse (immer wieder Nervenkitzel)

Im Mai 2013 entschieden wir uns, das gute Wetter auszunutzen und spontan zu einer der höchsten Felswände zwischen Alpen und Norwegen zu fahren.

Die Al Legne ist von den Rochers de Freyr die beeindruckendste Wand. 120 - 150 m hoch, eine glatte, senkrechte Mauer. Die Rochers de Freyr stehen wie Kühlrippen am Ostufer der Maas. 

Die Al Legne ist aufgrund ihrer Prominenz kein reiner Sportkletterfelsen. Hier wurden in den 1930er und 1940er Jahren beeindruckende Linien erstiegen. Die klassischen Anstiege werden hier immer noch nicht nur nach der Sportkletterskala bewertet, sondern in der klassichen Hochtourenbewertung, obwohl sich der Gipfel nur 200 m über NN erhebt.

Die L'Hypothenuse ist eine Variante bzw. Abkürzung innerhalb der Erstbesteigerroute "L'Al Legne von 1933". Die L'Hypothenuse wurde 1942 erstbegangen und folgt in der ersten Seillänge der L'Al Legne, dann zwei Seillängen L'Hypothenuse und dann wieder 1-2 Seillängen über L'Al Legne zum Gipfel.

Der Spass bei der Begehung der L'Hypothenuse liegt im Pendelquergang mit Fixseil in der insgesamt 2. Seillänge. Frei wäre diese Stelle VI+ (oder auch etwas drüber). Danach ist der Verlauf nicht ganz logisch und knickt innerhalb einer Seillänge 2 mal um 90 Grad ab (Seilreibung / Verbindungsaufnahme mit Seilpartner!). Es folgt ein angeblich mit IV ausgewiesener Quergang unter einem Dach. Dieser ist extrem exponiert, sehr trittarm und geht ganz schön auf die Psyche. Meines Erachtens fühlt es sich im Kopf wie glatt VI an. Ich bewerte diese Stelle mal mit V und denke, dies ist durchaus realistisch.

Danach stößt man wieder auf den Erstbegeherweg von 1933. Der Gipfel bietet satte Tiefblick auf die Maas. Es ist auch immer eine Freude den vorbeifahrenden Kreuzfahrtschiffen zuzuwinken.

Der Abstieg ist hingegen sehr plaisir, einfach waagerecht in den Wald und zurück zum Café Chamonix.