Precipice Peak (4.006 m)


Publiziert von pika8x14 , 13. Juli 2011 um 19:13.

Region: Welt » United States » Colorado
Tour Datum:10 Juli 2009
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: USA 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 780 m
Abstieg: 780 m
Strecke:Wetterhorn Basin Trailhead - Precipice Peak ("Amphitheatre Route")
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der U. S. Route 550 ca. 2 Meilen nördlich von Ridgeway nach Osten abbiegen. Der Straße immer weiter bis zum Owl Creek Pass folgen. Kurz hinter diesem nach Süden in die West Fork Cimarron Road abbiegen. Kurz nach Durchfahren des Flusses erreicht man den Wetterhorn Basin Trailhead. Ohne Fahrzeug mit großer Bodenfreiheit muss man spätestens vor der Querung des Flusses parken.
Unterkunftmöglichkeiten:In den Orten der Umgebung, z. B. Oray.

Heute möchten wir unseren ersten 4.000er besteigen. Die Wahl fällt auf den Precipice Peak - Höhe: 13.144 ft, d. h. 4.006 m - man muss ja am Anfang nicht gleich übertreiben. Unser Bergziel liegt in der San Juan Range der Rocky Mountains, nahe Ouray im Südwesten Colorados, in der Uncompahgre Wilderness.

Auf summitpost.org wird dieser Berg mit Attributen wie „strange, awesome, inspiring and unique“ bedacht. Dort ist man auch der Meinung, dass man sich an die Besteigung des Precipice Peak noch erinnern wird, lange nachdem man viele andere Touren bereits wieder vergessen hat. Also nichts wie rauf.

Der Reihe nach:

Gestern haben wir Moab (Utah) verlassen und sind nach Ouray (Colorado) gefahren. Damit es unserem Jeep nicht langweilig wird, haben wir einen „kleinen“ Umweg über den Ophir Pass gemacht. Dabei haben wir einen Teil der westlichen San Juan Mountains sozusagen schon „erfahren“ - einschließlich Slalom um auf der Straße sitzende Murmeltiere am Pass. „Straße“ ist übrigens eine optimistische Bezeichnung für die „unbefestigte“ Ophir Pass Road - aber das nur am Rande. Weiter über den „Million Dollar Highway“, die U. S. Route 550, sind wir dann in Ouray angekommen. Wir staunen nicht schlecht, als zahlreiche Kolibris um das Hotel herum schwirren. Angenehm sind außerdem die im Vergleich zu Moab moderaten Temperaturen.

Nach kurzer Nacht geht’s los. Von Ouray über den Owl Creek Pass fahren wir - zuletzt auf unbefestigter Straße - zum Wetterhorn Basin Trailhead. Dabei durchfahren wir als kleines Highlight kurz vor Erreichen des Trailheads den Fluss. Der Vorteil: Jetzt sind wir alle richtig wach.

Wir parken am Wetterhorn Basin Trailhead ab (wer wenig Bodenfreiheit hat, müsste dies schon vor der Flussquerung tun). Von nun an halten wir uns an die Hinweise von summitpost.org und unseren Orientierungsinn. Das Wetter ist mittelprächtig - stark bewölkt, fast düster.

Nördlich, d. h. bergauf gesehen links, eines Bachlaufs geht’s hinein in den Urwald. Das Problem: Die meisten Bäume stehen nicht, sondern liegen kreuz und quer am Boden. Spätestens jetzt macht die Uncompahgre Wilderness ihrem Namen alle Ehre - hier ist tatsächlich Wildnis. Anfangs versuchen wir noch, einen Pfad zu finden. Das gelingt uns aber nicht, wahrscheinlich finden wir eher einen Bären oder ein Puma. Wir fragen uns immer wieder, ob wir richtig sind, und kämpfen uns über den „bewaldeten“ Rücken immer weiter bergan. Nachdem sich der Wald lichtet, finden wir: ein Murmeltier und ein Steinmandl. Nun erleben wir das einzige Mal, an dem wir uns über ein Steinmandl mehr als über ein Murmeltier freuen.

Wir sind also richtig und können auch die Höhlen in einer Felsstufe ausmachen. Diese sind unser nächster Anhaltspunkt. Über Blöcke, steile Gras- und Geröllhänge erreichen wir diese Höhlen etwa 1,5 Stunden nach dem Aufbruch am Trailhead.

Irgendwie sehen wir jetzt keine richtig gute Möglichkeit, die steile Geländestufe neben den Höhlen zu überwinden. Etwa Höhe haltend über Geröll weiter nach Süden (rechts) zu queren und dann über Felsplatten aufzusteigen, wäre eine Möglichkeit (wie sich später heraus stellt, die bessere). Wir aber klettern zu zweit wagemutig rechts neben den Höhlen steil nach oben. Das jüngste Drittel unseres „Teams“ bleibt lieber in der Nähe der Höhlen, richtet hier ein „Hochlager“ ein und „chillt“, bis wir wieder kommen, schließlich sind Ferien und (über)morgen soll’s ja auch noch 4.000er geben.

Wir queren weiter südlich/oberhalb der Höhlen auf schrägen Felsplatten, die leider zwischendurch auch mal locker bzw. mit losem Material bedeckt sind. Also eher unschön und mit Vorsicht zu behandeln. Als Punkt zum Anvisieren dienen uns mittlerweile die Felstürme oberhalb des „Amphitheatre“.

Nach Querung der Felsplatten erreichen wir einen Bachlauf, der sich leider an dieser Stelle viel zu tief in den Untergrund eingeschnitten hat. Wir folgen dem Bachlauf bergaufwärts, überschreiten ihn an einer akzeptablen Stelle. Uns immer bergan und leicht südlich haltend gelangen wir an den unteren Rand des „Amphitheatre“: ein halbrunder Kessel mit mehreren hellen Felstürmen.

Wir umgehen das „Amphitheatre“ südlich (rechts) und steigen über einen steilen Grashang hoch zum Süd-Grat des Precipice Peak. Von diesem ist der Ausblick überwältigend: Wir sehen u. a. die Ost-Abbrüche des Precipice Peak und die unzähligen darunter liegenden Felszacken und -türme („Hoodoos“).

Wir folgen jetzt dem Grat nach Norden. Unser Weg wird jedoch gleich durch eine quer stehende Felsreihe versperrt. In dieser Felswand befindet sich allerdings eine Scharte, durch die unser Weg zum Gipfel weiter führt.  

Wir verlassen den Grat also sofort wieder, queren über den Grashang zur Scharte. Auf deren Südseite muss man gut 2 m hinauf klettern. Auf der Nordseite gestaltet sich alles etwas spannender und exponierter. Hier geht’s etwas tiefer hinunter, da der Hang entlang der Felsreihe viel steiler nach Westen abfällt. Der runzlige Fels bietet allerdings einige Halte- und Trittmöglichkeiten. Da die verschieden großen Felsbrocken teilweise aber schon weit aus der „Grundmasse“ heraus gewittert sind, sollte man genau hinschauen, wo man sich festhält oder darauf stellt (siehe auch Fotos). Nach der kurzen Kletterei (I-II) durch die Scharte queren wir noch vorsichtig ca. 10 Meter und steigen dann wieder zum Grat hinauf.

Diesem folgen wir jetzt bis zum Vorgipfel. Rechts von uns (östlich) bricht der Grat teilweise senkrecht ab, mitunter liegen Schneereste. Also halten wir uns im Zweifel eher einen Schritt weiter links. Auch sind auf dem an sich halbwegs soliden Untergrund immer wieder lose Felsbrocken verstreut, die durchaus für einen schnellen Abgang in Frage kommen. Also Vorsicht.

Nach noch etwas Kraxelei stehen wir nach 2,5 Stunden auf dem Vorgipfel. Nun sind nur noch ein 10 Meter großes, steiles (ärgerliches) Schneefeld und ein etwa 2 Meter hoher Absatz hinunter zu einer Einsattelung zu überwinden. Dann nochmals ein Stück nordöstlich bergaufwärts und wir erreichen wenig später den Gipfel des Precipice Peak.

Die Ausblicke sind trotz des trüben Wetters überwältigend (zum Beispiel) -
im Norden: Dunsinane Mountain, umringt von „Hoodoos“,
im Westen: Chimey Rock als senkrecht aufragender „Schornstein“ und
im Osten/Südosten die noch höheren Berge einschl. einiger Kopien von Schweizer Originalen: Umcompahgre Peak (unser Ziel am 12.07.2009), Matterhorn Peak, Heisshorn und Wetterhorn Peak.

Und der Hammer: Die tiefen senkrechten bzw. überhängenden Steilabbrüche des Gipfels nach drei Seiten.

Ein Blick in das etwa ein Jahr alte Summit Register („Gipfelbuch“, wie auch auf anderen Bergen der Rocky Mountains mit Seiten in Tabellenform) zeigt, dass die erste Seite noch nicht einmal gefüllt ist. Vielleicht 30 Bergsteiger waren in knapp einem Jahr hier. Deshalb erkennt man - außer auf dem Grat, wo es quasi keine Alternative gibt - unterwegs auch kaum Pfadspuren. In Anbetracht der imposanten Erscheinung und schnellen Erreichbarkeit dieses Berges ist diese geringe Zahl der Besteigungen für uns kaum verständlich. Die Erklärung liegt wohl in der Höhenmessung in „Feet“ (Fuß) - und da gilt der Precipice Peak eben als „13er“, der von höheren „14er“-Bergen (mehr als 14.000 Fuß) umgeben ist.

Wir zählen zum Glück in Metern und haben damit unseren ersten 4.000er bestiegen.

Wir treffen heute tatsächlich noch weitere Hiker, was ja offensichtlich eher selten vorkommt. Diese bestätigen, dass unser „Hochlager“ noch besetzt ist. Trotzdem geht’s jetzt zügig an den Abstieg, bevor dort zu große Langeweile aufkommt.

Wir nehmen den Aufstiegsweg. Kurz vor dem Erreichen der Höhlen wählen wir diesmal unseren Weg aber so, dass wir über Geröll etwas weiter unten als im Aufstieg ca. auf Höhe der Höhlen queren. Das erscheint uns auch die im Vergleich bessere Variante zu sein.

Fazit: Die Besteigung des Precipice Peak ist wirklich absolut abwechslungsreich: Vom Hindernislauf im „Urwald“ über mühsames Erklimmen steiler Geröll- und Grashänge, Kletterei über Fels (und das, was mal welcher war) bis zur Gratwanderung ist alles dabei. Und das bei etwa 6 Stunden Dauer der Tour - einschl. Pausen. Allerdings sind auf jeden Fall Orientierungssinn, ein bisschen Schwindelfreiheit und Geländegängigkeit sowie immer wieder Aufmerksamkeit geboten.

Anmerkung: Da während des Abstiegs dann doch ab und zu die Sonne zu sehen ist, enstehen die meisten Fotos dabei. Um alles besser einordnen zu können, ist die „Beschriftung“ etwas ausführlicher.


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Tourengänger: pika8x14


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