"Balearisches Alternativprogramm" II - Puig de s'Alqueria - Albahida Pfeiler "Gubia Normal"


Publiziert von simba , 4. Oktober 2017 um 19:44.

Region: Welt » Spanien » Balearische Inseln
Tour Datum:25 September 2017
Klettern Schwierigkeit: V (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz an der Straße von Palma nach Soller direkt am Kreisverkehr der Abfahrt nach Bunyola.

Die Linie des Albahida-Pfeilers am Puig de s'Alqueria ist bestechend: Fast 200 Meter türmt sich dieser mehr oder weniger senkrecht aus dem Felsamphitheater von Sa Gubia auf, um an seinem Scheitelpunkt direkt in einem flachen ausgesetzten Grat überzugehen, der zum Gipfel führt. Seit Jahren schon wollte ich die über den Pfeiler ziehende "klassischste" Mehrseillängen-Kletterroute Mallorcas - ohne Aufhebens "Gubia Normal" genannt - einmal angehen. Nachdem aufgrund einer Ellbogenverletzung Klettern am Limit und damit Sportklettern im ursprünglich dafür geplanten Urlaub nicht drin lag, bot sich zumindest die Möglichkeit, dieses Projekt zu verwirklichen. Eine rundum lohnende Sache: super Linie, super Fels und durchweg schöne Kletterei und aufgrund der alpinen Absicherung ein kleines Abenteuer mit Gipfelerlebnis.

Zustieg: Man überquert die Straße und geht auf dieser (am Kreisverkehr vorbei) einige Meter zurück in Richtung Palma. Dem hier im spitzen Winkel nach rechts abzweigenden Fahrweg folgt man bis dieser nach ca. 15 Minuten seinen Asphalt einbüßt, schmal wird und man rechts in ein Bachbett abbiegen kann. Diesem wiederum folgt man ca. 10 Minuten, bis rechterhand der Zaun endet und man - markiert durch zwei Steinmänner - den Bachgraben nach rechts verlassen kann. Anschließend hält man sich auf mit Steinmännchen markierten Pfaden links und erreicht oberhalb des Bachgrabens das felsige Amphitheater Sa Gubias, bald schon erhascht man den ersten Blick auf den gewaltigen Albahida-Pfeiler, der sich aus dem Wald in die Höhe streckt.

Ein früher Start empfiehlt sich, um der Tageshitze auszuweichen. Bis zur 4. Seillänge hatten wir dank frühem Start noch Schatten, was sehr angenehm war.

Route:
Nachdem es über den oft selbst abzusichernden Routenverlauf wohl trotz verschiedener Topos (1 (outdooractive) und 2 (Gödeke) und Verbalbeschreibungen im Netz) teils Unklarheit und massive Abweichungen der Schwierigkeitsbewertung (zwischen 4+ und 5+)  gibt und einige der Topos definitiv neben der Sache liegen, fällt mein Versuch der Beschreibung etwas ausführlicher aus ;) nachdem uns eine einheimische Bergführerin folgte und wir nach deren Auskunft die Route meist trafen, dürften die Angaben belastbar sein:

1. SL: Der Einstieg am stumpfen Pfeilerfuß ist verblasst angeschrieben. Es geht relativ beliebig selbst abzusichernd den geneigten Pfeiler hinauf; Stand an zwei Bohrhaken auf bequemem bewachsenen Band (3+, 35m)
2. SL: Sehr schwierige Routenführung, der Fels ist schwierig zu lesen und auch abzusichern! Direkt über dem Stand finden sich die Bohrhaken der Route "Quan es sa fosc" (5b, teils auch "Quan es sa Jose" genannt). Die Originalroute "Gubia Normal" beschreibt einen weiten Linksbogen, man quert also zunächst schräg rechts aufwärts zu einer großen Sanduhr und einer weiteren vorgefädelten Sanduhr und hält sich auch danach zunächst noch rechts, ehe man nach links (expo! - schlechte Keil-Möglichkeiten) zurückquert und einen Bohrhakenstand auf bequemem baumbewachsenen Band links der Falllinie zum Stand nach der 1. SL erreicht (5, 30m).
Hat m.E. mit 4b wie im Rockfax beschrieben nicht viel zu tun, eher 5 wie im Goedeke beschrieben. Wenn man diese SL packt, ist der Rest kein Problem mehr. Nach Auskunft der mallorquinischen Bergführerin sei diese SL die schwerste, vor allem wegen der schwierigen Routenfindung. Ev. ist es hier empfehlenswert der direkten gut abgesicherten Route "Quan es sa fosc" zu folgen.
3. SL: Man steigt schräg rechts zu einem Normalhaken und über einen "Durchlass" in dem kleinen Wulst in eine Nische, welche man ausgesetzt kurz nach rechts querend verlässt. Kurz steil gerade hoch entlang einer Rippe dann immer flacher werdend steigt man zuletzt schräg rechts hoch. Stand an mehreren (teils vorgefädelten) Sanduhren im orangen Fels oberhalb eines Bands (4+, knapp unter 30m).
4. SL:  Schräg rechts querend an vorgefädelten Sanduhren und einem Normalhaken vorbei zur Kante. Dort schräg rechts hoch an einem alten "Nieten-Bohrhaken" vorbei zu einer kleinen Verschneidung (Normalhaken). Durch diese hinauf zu Bohrhakenstand auf schattigem Band (4, 30m).
5. SL: Vom Stand über gestuftes Gelände zu einigen Bäumen (gute Sanduhr). Die Platte oberhalb zunächst gerade hoch zu Normalhaken klettern, dann nach links queren zu weiterem Normalhaken und nach links hinaus (kurz 5, kleingriffig aber dankbar) um die Kante herum in leichteres Gelände. Dort in fantastischem Fels gerade und immer wieder gestuft hoch, viele Sanduhren. Stand entweder nach 35 Meter an Sanduhren oder lange weiter und (bequemerer) Stand nach 55 Metern an mehreren (teils vorgefädelten) Sanduhren auf schmalem Band (kurz 5, sonst max. 4-, 55m).
6. SL: Man folgt weiter der gestuften Rippe in super Fels (viele Sanduhren) gerade hoch bis leicht rechtshaltend und avisiert als nächsten Stand (2 Bohrhaken) eine auffällige orange Nische rechterhand an (3+, 30m)
7. SL: Rechts hinaus in die kurze Verschneidung (Normalhaken, 4+) und über den Wulst in plattigeres Gelände das gerade hoch zu einer baumbestandenen Nische (mit Bohrhakenstand) leitet. Aus der Nische heraus kurz nach rechts weiter, dann gerade bis leicht linkshaltend nach oben zum Pfeilerkopf (4+, 40m, Stand an Kette in Sanduhr oder Sanduhren, Routenbuch)

Ab hier folgt man dem Schlussgrat Aufschwüngen mal links oder rechts ausweichend oder diese überkletternd (max. II, teils ausgesetzt und bei Wind unangenehm, keine Haken) bis sich das Gelände verflacht und zu einem breiten Rücken verbreitert, der zum Gipfel führt.

Abstieg: Vom Gipfel auf Rückseite absteigen zu einem sichtbaren Fahrweg. Diesen in zahlreichen Kehren nach rechts hinab folgen, zuletzt durch ein Anwesen (Tore lassen sich öffnen) zur Straße von Palma nach Soller und dieser nach rechts ca. 20 Minuten bis zum Parkplatz folgen.

Material: 60 Meter Seil (5. SL auch kürzer möglich), Klemmgeräte (Camalotgröße C4 0,3 - 1), ein halbes Keilset sowie zahlreiche (und vor allem dünne) Schlingen für Sanduhren empfohlen. Alternativ könnte man von dem Stand in der letzten Seillänge über eine andere Route abseilen, dafür mind. 50m Halbseile.


Tourengänger: simba, Nala


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