Tulove Grede (1120m) - zum Greifen nah


Publiziert von schwarzert , 1. September 2017 um 12:08.

Region: Welt » Kroatien
Tour Datum:31 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:64 km

Eigentlich (ich fasse es nicht, schon wieder ein Bericht, der so anfängt, aber sei's drum!) hätte das gut einen Erstbesteigungsbericht auf hikr geben können - wäre da nicht das letzte Stück gewesen, das mich zur Umkehr nötigte ... aber der Reihe nach:

Morgens um 6.45 Uhr mit dem Rad in Maslenica (20 km östlich von Zadar) am Novigrader Meer gestartet, dann 10 km auf der Bundesstraße Richtung Obrovac, links Abzweigung Sv. Rok - und damit beginnt die Passstraße zum Mali Alan: zunächst  9 km Asphalt in leichter Steigung - was nur den einen Schluss zulässt, dass diese Straße ursprünglich für die Verlegung von schwerem Kriegsgerät gebaut wurde (lt anderen Berichten im Netz noch zur Zeit der Donaumonarchie). Beidseitig wird die Straße gesäumt von unzähligen Tafeln, die vor dem Betreten des Geländes wegen Minengefahr warnen. Kurz nachdem der Autobahntunnel Sv. Rok passiert wird, dann der Übergang auf Schotter. Weitere 8 km folgen, im oberen Bereich direkt in die Flanke des Tulove Grede hineingebaut und durchgehend nur moderat ansteigend. Dann bin ich auch schon oben und sehe die Markierung für den Wanderweg zum Tulove Grede, direkt daneben eine Erinnerungstafel an Pierre Brice, den legendären französischen Apachenhäuptling, mit dem hier oben jahrelang gedreht wurde. Die Helden der 1960er Jahre hätten sich gewiss nicht träumen lassen, dass 30 Jahre später hier oben richtig geschossen und wirklich gestorben wurde - eine Menge von Gedenktafeln am Weg legt davon ein beklemmendes Zeugnis ab. Was für eine wunderschöne Landschaft - aber mit dieser blutigen Vergangenheit, die noch heute nachwirkt (Minen!).
Ich fahre noch ein Stück weiter Richtung Pass Mali Alan (bis ca. 970m Höhe). Im Nachhinein stelle ich fest, der Pass liegt nochmals 70hm höher - egal, mehr zu sehen gibt es hier auch nicht, und langsam sollte ich mich an die Gipfelbesteigung des Tulove Grede machen. Also wieder zurück, Rad deponiert und den Markierungen (durchweg in sehr guter Qualität vorhanden) nach in gemütlicher Steigung Richtung Kamm. Auch hier wie weiter unten ist viel Gelände verbrannt, offensichtlich erst vor kurzem. 
Unterhalb des Kamms quert der Weg und leitet mich auf ein moderat ansteigendes, windgeschütztes Plateau zwischen den großen Felstürmen. Schon von weiter unten schien der Gipfel (mit kroatischer Flagge) nah, und ich freue mich, fast am Ziel zu sein: bis hierher war ja auch alles easy, T2. Doch plötzlich wird es  klettersteigmäßig: Ab- und Aufschwünge wechseln sich ab, zT mit lose hängendem Drahtseil gesichert. Ok, denke ich, jetzt noch ums Eck und dann ... aber so schnell ist hier kein Ende in Sicht. Als der Gipfel dann schon zum Greifen nah ist, geht es wieder steil in eine Waldzone hinab - fünf, sechs Meter ohne ordentliche Tritte und Griffe, weiter unten baumelt wieder ein Drahtseil - nach meiner Einschätzung sicher im IIer-Bereich. Danach scheint der Weg immer noch weiter westlich zu queren, so dass der Berg am Ende fast umrundet sein dürfte. Nachdem ich vor kurzem (mit einer Gruppe unterwegs) gestürzt bin, frage ich mich bei meinen Alleingängen inzwischen häufiger, was denn geschehen würde, wenn ... hier, soviel ist klar, würde mich so schnell niemand finden. Kein Mensch ist außer mir unterwegs, das Gelände ist alles andere als einsichtig - kurz und gut, nach kurzem Frustanfall stecke ich an dieser Stelle auf: kein Erstbesteigungsbericht, dafür lieber mit heilen Knochen wieder nach Hause.
Als ich wieder oben (!) auf dem Plateau stehe, bemerke ich im Tal zwei Rauchsäulen - so wird es auch mit der Pause nichts, und ich nehme die Beine unter die Arme, um hier nicht am Ende noch gegrillt zu werden. Nachmittags beobachten wir vom Balkon dann, wie mehrere Löschflugzeuge pausenlos im Einsatz sind und ihre Tanks im Novigrader Meer füllen, um immer neue Einsätze zu fliegen.
Rückweg dann auf demselben Weg, Ankunft Ferienwohnung 12.15 Uhr. Ankunft im Meer: 12.20 Uhr ;-)

Gesamtstrecke: 64 km (59 km Rad, 5 km zu Fuß)
Gesamthöhe: 1400 hm (1100hm Rad, 300hm zu Fuß); Distanz zwischen Passstraße u. Gipfel: 260 hm
Wanderweg: T2 bis zum Beginn des Klettersteigs, dann II (da die Sicherungen nicht wirklich viel nützen)
Anfahrt bis zum Einstieg: 2:30h
Wanderweg: 1:15h

Tourengänger: schwarzert


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Kommentare (1)


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danicomo hat gesagt:
Gesendet am 25. September 2017 um 23:13
Ahhhh..., bellissimo!
E' un piacere e un conforto che qualcun altro segua il corso dei suoi ricordi.
Un caro saluto,
Daniele


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