GR20 Nord Winter


Publiziert von mounty13 , 26. Februar 2017 um 14:40.

Region: Welt » Frankreich » Korsika
Tour Datum:26 Februar 2017
Zeitbedarf: 8 Tage

Tourentagebuch Korsika  GR20 Nord Winter

Im Winter 2011 absolvierten wir, Markus Christ und Josef Gantner, den GR20 Süd mit den Tourenski. (siehe Eintrag vom 04.03.2011). Damals haben wir die Tour in Vizzavona nach 6 Tourentagen wegen schlechtem Wetter abgebrochen. Wir versuchten dann jedes Jahr von neuem die Fortsetzung des Projektes. Leider klappt es aber nie, mal war das Wetter zu schlecht, mal hatte es einfach zuwenig oder gar keinen Schnee.

Dieses Jahr wurde nun aber alles anders. Schon im Januar wurde Korsika mit regelrechten Schneemassen eingedeckt. Auf 2000müM fielen bis zu 2500mm Schnee. Wir realisierten, das ist unsere Chance das Projekt fortzusetzen. Als dann auch noch ein richtiges Wetterhoch prognostiziert wurde war unser Moment gekommen. Am Fr. 17.2.2017 starteten wir in Vizzavona zur für uns 7. Etappe, nachdem wir wiederum am Col de Vergio ein Lebensmitteldepot eingerichtet hatten.

7. Etappe / Fr. 17.02.2017

Von Vizzavona Bahnhof 920m folgen wir dem GR20, vorbei an den Cascade des Anglais bis auf ca. 1200m. Hier können wir bereits die Ski anschnallen und folgen dem Tal bis zur Crete de Muratello 2020m, unserm höchsten Punkt der 7. Etappe. Eine kurze, am Anfang steile Abfahrt führt uns zum Refuge de l'Onda 1431m.

Zeitbedarf:     6h
Total Aufstieg: 1100m
Total Abstieg/abfahrt: 630m
Lawinengefahrenstufe: 3
Wetter: sonnig
Handyempfang Hütte: nein

8. Etappe / Sa 18.02.2017

Von der Hütte folgen folgen wir der GR20 Variante über den Grat Serra di Tenda. Auf der Karte ist ein Teil des Grates gepunktet eingetragen, genau abei diesem Teil ziehen dicke Wolken auf und wir haben im dümmsten Moment keine Sicht mehr. Wir schnallen die Skier auf den Rucksack und queren unterhalb des Grates den recht steilen Hang. Zusätzlich erschwert der pickelharte Schnee das Unterfangen. Hier hätten wir wohl besser unsere mitgeführten Steigeisen angezogen. Nach diesem ersten recht alpinen Stück folgen wir weiter dem Grat bis ca. 2040m. Die anschliessende Querung zur Bocca Muzzella kann bei hartem Schnee recht heikel sein. Wir konnten bei leicht angesulztem Schnee queren. Die Abfahrt zum Lac de Melo fordert unseren Spürsinn und setzt absolut sichere Lawinenverhältnisse voraus. Der Aufstieg über den Lac du Capitello zur Breche du Capitello ist wunderschrschön. Die Krönung ist ein kleines Couloir von ca. 100m bis ca. 48°, welches zu Fuss begangen wird. Eine kurze Abfahrt dem Tal entlang führt uns zum Refuge de Manganu 1601m.
Diese Etappe ist anspruchsvoll und setzt absolut sichere Lawinenverhältnisse, gute Sicht und alpinistisches Können voraus, gehört aber auch zu einer der schönsten der ganzen Tour.

Zeitbedarf:     9h
Total Aufstieg: 1760m
Total Abstieg/abfahrt: 1535m
Lawinengefahrenstufe: 3
Wetter: sonnig/teilweise neblig
Handyempfang Hütte: nein
 

9. Etappe / So 18.02.2017

Heute steht für uns die längste Etappe an. Der GR20 führt uns durch eine wunderschöne Landschaft über die Piano di Campotile, vorbei am eingefrorenen Lac de Nino, dem Serra San Tomaghiu, Boca San Pedru zum Castellu die Vergio. Wir erreichen unser Depot und füllen unsere Rücksäcke wieder auf das maximale Gewicht auf, Proviant für die nächsten 5 Tage!!! So wird der anschliessende Aufstieg zur Refuge Ciuttulu di Mori 1991m ein rechter "Chnorz"

Zeitbedarf:     10.5h
Total Aufstieg: 1410m
Total Abstieg/abfahrt: 1010m
Lawinengefahrenstufe: 2
Wetter: sonnig
Handyempfang Hütte: nein

10. Etappe / Mo 20.02.2017

Der Morgen startet mit der Abfahrt von der Bocca di Foggiale hinunter Richtung Bergerie du Ballone. Wir wählen hier bewusst die andere Talseite als der GR20 weil da mehr Schnee liegt. So können wir bis auf ca. 1400m runter fahren. Ein kurzer Aufstieg führt uns zum Refuge Tighiettu 1683m.

Zeitbedarf:     4h
Total Aufstieg: 485m
Total Abstieg/abfahrt: 810m
Lawinengefahrenstufe: 2
Wetter: sonnig
Handyempfang Hütte: nein
 
 11. Etappe / Di 21.02.2017

Bei uns steigt die  Nervosität an wir möchten heute über den Monte Cinto 2706m, den höchsten Punkt Korsikas  und anschliessender Nordabfahrt hinunter nach Haute Asco, die eigentliche Königsetappe.
Wir steigen die steilen, harten  Hänge von der Hütte zur Bocca Crucetta hoch und queren anschliessend zum Point des Eboulis. Seit dem Sommer 2016 ist dies auch die neue GR20 Route. Nach einem Erdrutsch mit mehreren Toten wurde der Cirque de Solitude gesperrt.
Von hier folgen wir mit den Steigeisen ungefähr dem Sommerweg zum Gipfel des Monte Cinto. Wir konnten diesen Teil bei besten Verhältnissen und Trittschnee begehen. Bei harten Verhältnissen kann dieser Teil recht anspruchsvoll werden.
Der Blick vom Cinto ist einfach herrlich. Man steht auf 2706m im Schnee und sieht auf zwei Seiten runter ans Meer. Wie lange haben wir auf diesen Moment gewartet. Josef hat den Cinto schon mal im Sommer bestiegen, für mich war es das erste Mal!!
Die Abfahrt auf der Nordseite darf nicht unterschätzt werden. Wir starten die Abfahrt ca. 150m östlich vom Eboulis. Die ersten Meter sind steil und ein wenig mit Triebschnee gefüllt. Hier darf man auf keinen Fall stürzen. Der Abflug würde einem über die Felsstufe bei ca. 2600m zerren. Wir umfahren diese Felsstufe westlich. Wir haben Glück mit den Schneeverhältnissen und finden hinunter zur Bocca di Borba sogar noch ein bisschen Pulverschnee. Der anschliessende Teil von der Bocca hinunter in die Schlucht im Sulzschnee ist ein Genuss. Auf einer Höhe von ca. 1700m ist nochmals ein bisschen Spürsinn für den idealen Weg nötig. Anschliessend geht es unschwierig nach Haute Asco 1422m. Seit dem Winter 2015 ist hier nach Jahrzehnten wieder der Skibetrieb aufgenommen worden. Da in Korsika gerade Ferienzeit war, fühlten wir uns wie in einem Skiort der Alpen, da war echt was los. das Hotel ist wieder den ganzen Winter in Betrieb. Leider waren aber alle Zimmer ausgebucht, so schliefen wir auch hier wieder im Refuge Asco Stagnu, allerdings nach einem feinen Nachtessen im Hotel ( Wildschweinvoressen, mhhh)

Diese Etappe ist wirklich die Königsetappe und lässt auch ein paar Tage danach unsere Herzen noch höher schlagen :-)  Die Überschreitung setzt aber wiederum absolut sichere Lawinenverhältnisse, eine gute Sicht und nicht zu starker Wind voraus. Sonst kann man an diesem Berg sehr schnell in ernsthafte Probleme geraten.

Zeitbedarf:     7h
Total Aufstieg: 1275m
Total Abstieg/abfahrt: 1540m
Lawinengefahrenstufe: 2
Wetter: sonnig
Handyempfang Hütte: nein
 
12. Etappe / Mi 22.02.2017

Ein steiler Aufstieg vorbei und riesigen Bäumen, teils mit den Ski, teils zu Fuss führt uns zur Bocca Stagnu 2010m. Die anschliessende Querung des harten, steilen Hangs zur Bocca di Muvrella begehen wir mit Steigeisen. Vor der Abfahrt hinunter zum Refuge de Carrozzu habe ich mit dem Wissen vom Sommer, grossen Respekt. Die vielen Felsplatten sind recht glitschig und mit vielen Flechten bezogen. Ein Ausrutschen hier endet mit einem Sturz in den wilden Bach. Die Orientierung bei der Abfahrt ist nicht ganz einfach. Wir meistern diese Stellen aber recht gut und können wiederum bis ca. 1400m abfahren. Schon bald stehen wir vor der eindrücklichen Hängebrücke über den Spasimata. Ein kurzer Aufstieg und wir erreichen die Carrozzu Hütte 1260m.

Zeitbedarf:     5h
Total Aufstieg: 735m
Total Abstieg/abfahrt: 890m
Lawinengefahrenstufe: 3
Wetter: sonnig
Handyempfang Hütte: nein
 
13. Etappe / Do 23.02.2017

Ein wiederum recht steiler Aufstieg entlang dem Tal bringt uns zur Bocca Innuminata 1865m. Anschliessend folgt die letzte nochmals sehr anspruchsvolle Querung vorbei an der Punta Ghialla, Col d'Avartoli und Capu Ladroncelu. Die ganze Querung begehen wir mit den Steigeisen, immer wieder suchen wir den richtigen Weg. Die rot/weissen Markierungen kann man unter dem Schnee nicht erkennen. Nun folgt für uns die letzte Abfahrt dieser GR20 Winterbegehung bis zum Refuge de l'Ortu du u Piobu 1507m. Langsam realisieren wir das Gelingen dieses einzigartigen Abenteuers. Umsomehr geniessen wir unseren letzten Hüttenabend und finden sogar noch Teigwaren und eine Pesto welche Wanderer letzten Herbst liegen gelassen haben, mhhh ein leckeres n'Nacht.

Zeitbedarf:    h
Total Aufstieg: m
Total Abstieg/abfahrt: m
Lawinengefahrenstufe: 3
Wetter: sonnig
Handyempfang Hütte: nein

14. Etappe Fr. 24.02.2017

Früh am Morgen laufen wir los Richtung Calenzana und stellen uns auf einen lockeren Abstieg ein. Ein  letztes Mal zeigt uns der GR20 seine Rauheit auf. schon kurz nach der Hütte suchen wir im tiefen, nassen Schnee den richtigen Weg durch die vielen Büsche. Auch die nordseitige Umgehung des Capu Ghiovu mit den vereisten, glitschigen Felsplatten fordert nochmals unsere vollste Konzentration. Die letzen 2 Stunden bis Calenzana geniessen wir jeder für sich. Der ganze GR20 läuft nochmals wie ein Film ab und wir realisieren das ein riesiges, spezielles Abenteuer zu Ende geht. Was hatten wir doch die letzten 8 Tage für ein Wetterglück...

Zeitbedarf:     5h
Total Aufstieg: m
Total Abstieg/abfahrt: m
Lawinengefahrenstufe: 3
Wetter: regnerisch
Handyempfang Hütte: nein
 
 
Rückreise

Von Calenzana fährt im Winter kein Bus nach Calvi. Wir bestellen ein Taxi und 5 Minuten später sind wir unterwegs nach Calvi. Mit dem Zug, Calvi ab 15.50h fahren wir zurück bis Vizzavona zu unserem VW-Bus. Die eindrückliche Zugfahrt, zuerst dem Meer entlang später durch die Macchia ist ein super Anbschluss unseres Abenteuers.

Lawinensitutation Nordteil vom 17.2. - 18.2.2017

Meteo France unterhält ein wirklich gutes Lawinenbulletin, mit tollen Visualisierungen und Informationen. Wir verfolgten die Lawinenberichte den ganzen Winter. Als wir starteten waren wir aber beide der Meinung, Stufe 3 müsste eigentlich auf Stufe 2 runter. Es war schon einige Tage sonnig und die Nullgradgrenze bis 2400m gestiegen. Der Wind war für einige Tage höchstens 30kmh. Eigentlich müssen doch langsam Frühlingsverhältnisse herrschen. Unsere Vermutung hat sich dann auch auf der ganzen Tour bestättigt. Auch die nordseitigen Hänge waren gut verfestigt. Ab dem 3. Tag ( 9. Etappe ) war das Bulletin dann auch Stufe 2. Gewarnt wurde immer wieder vor Nassschneelawinen, wir haben auf der ganzen Tour keine nennenswerten Nassschneerutsche gesehen.

Ergänzungen Ausrüstung Nordteil

Steigeisen
Ich habe das  Aluminium Leichtsteigeisen Race 290 von Camp eingesetzt, mit seinen 290g ein Leichtgewicht. Josef hat das Aluminium Leichtsteigesen Leopard LLF von Petzl eingesetzt, 330g. Beide Steigeisen haben sich bewährt für diese Tour.Die Eisen haben wir vorwiegend im harten Schnee eingesetzt, somit hatten wir fast keinen Felskontakt. Beim Camp-Steigeisen hat sich durch die Nässe die  Bandschlinge ein bisschen ausgedehnt und musste nachgezogen werden. Das war im steilen Gelände recht mühsam.

Schlafsack
Wegen dem Gewicht war mir nach dem Südteil schnell klar wir mussten Gewicht sparen. Die Temperaturen in den Hütten waren eigentlich nie wirklich unter Null Grad. So haben ich mich für einen Daunen-Schlafsack entschieden welcher im Komfortbereich bei 0°C liegt. Fals es mal kälter geworden wäre hatten wir noch eine leichte Daunen-Wärmeschutz-Jacke dabei. 

Hütten

Alle Hütten hatten Gas-Rechaud mit vollen Flaschen. Ebenfals waren Holzofen und Holz vorhanden. Das Holz ist leider meist zu Gross und ein Beil haben wir in keiner Hütte gefunden, schade. So sind wir oft zum Anfeuern im Wald holen gegangen. 

Fazit

Der GR20 als Winterbegehung mit Tourenski ist ein "richtiges" Abenteuer. Alle Einheimischen Tourengeher waren der Meinung, dass diese Tour nur bis Haute Asco machbar sei. Danach habe es zu wenig Schnee. Es hat sich gezeigt, dass bis zur letzten Hütte eine Winterbegehung sehr wohl möglich ist. Im Südteil haben wir nur einmal eine Gruppe mit Schneeschuhen angetroffen. Der Nordteil ist stärker begangen. Auf der 7. Etappe war ein Bergführer mit 3 Gästen in der Hütte. In der Manganu-Hütte (Etappe 8)  waren 5 Tourengänger anwesend. In der Mori Hütte war eine 5er Gruppe mit Schneeschuhen anwesend. Am Gipfel vom Cinto war der selbe Bergführer von der 7. Etappe und 2 deutsche Tourengänger. Danach haben wir noch zweimal Wanderer angetroffen. Interessant war die Begegnung mit Cedric Therin ein korsicher Trailrunner vom Team Grivel. Eine richtig freundlicher, vor Lebensfreude strotzender Korse.

Tourengänger: mounty13


Galerie


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Kommentare (1)


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Bertrand hat gesagt:
Gesendet am 8. März 2017 um 14:36
>Diese Etappe ist anspruchsvoll und setzt absolut sichere Lawinenverhältnisse, [...] voraus

>Lawinengefahrenstufe: 3

???


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