Usambara-Berge: ein Vier-Tage-Trek


Publiziert von Saigoner , 21. November 2015 um 09:47.

Region: Welt » Tansania
Tour Datum:22 Dezember 2013
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: EAT 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:Lushoto-Mambo-Mlalo-Lushoto
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto, Bus
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Auto, Bus
Unterkunftmöglichkeiten:Gästehäuser

Ich habe im Dezember 2013 eine viertägige Wanderung durch die Usambaraberge gemacht, erstens weil ich gerade Zeit hatte und zweitens weil ich mich für die Besteigung des Kilimanjaro warm laufen wollte. Für diese Wanderung hatte ich mich der Firma "Usambara Adventures" anvertraut, der Ein-Mann-Firma des jungen Herrn Said.

Man kann einen Führer auch anders organisieren; googelt nach "Tupande usambara". Ortskundige Führung zu haben, ist absolut zu empfehlen, denn in den Usambarabergen gibt es ein Gewirr von Straßen, Fußwegen und leicht zu übersehenden Minipfaden, alle ohne jede Wegweisung. Auch die Unterkünfte muß ja irgend jemand auswählen und vorzugsweise vorab reservieren. Auf eigene Faust loszulaufen ist zwar möglich aber wird letzten Endes nicht zum erhofften Genuß führen. So hätte ich einige interessante Dinge (z. B. verschiedene Chamäleons und Affen) ohne Said glatt übersehen. Said hat mir für 4,5 Tage Führung einschl. Unterkunft und Verpflegung 700.000 Schillinge (rund 320 Euro) berechnet. Es gibt einige Wanderer in den Usambarabergen, aber die meiste Zeit werdet ihr doch mit euerem Führer allein sein; mehr als zwei andere Wandergruppen mit je 1-3 Personen werdet ihr pro Tag kaum antreffen.

"Usambaraberge", das klingt wunderbar geheimnisvoll und erweckt Vorstellungen von unberührter Naturschönheit. Vor hundert, ja vor fünfzig Jahren war das wahrscheinlich auch noch so. Mittlerweile sind aber die meisten Wälder abgeholzt und in Felder umgewandelt. Die Reste sind meistens mehr eine Art von Gestrüpp als ursprünglicher Hochwald. Nur wenige Kilometer wandert man durch Wald, und selbst davon ist ein großer Teil künstlich angeplanzter Kiefernforst. Es gibt noch einige wenig berührte Waldgebiete, aber die sind nun zu Naturreservaten erklärt und für Wanderer gesperrt worden, damit die Tiere wenigstens irgendwo noch ein paar ruhige Rückzugsgebiete haben. Das kann man verstehen, das muß man sogar unterstützen, auch wenn es für den Wanderer irgendwie schade ist.

Laßt euch nicht irreführen von der Bezeichnung „Berge“! Vom Relief her, und von den technischen und konditionellen Anforderungen der Wege, sind die Usambara-„Berge“ etwa so wie die deutschen Mittel-„Gebirge“, also eigentlich nicht mehr als Hügel und in keiner Weise mit den Alpen oder anderen Hochgebirgen zu vergleichen. Das betrifft auch die Temperaturen: zwar ist es abends angenehm kühl, aber tagsüber hatten wir im Dezember 2013 hochsommerliche Temperaturen, die mir zeitweise echt zu schaffen gemacht haben; das mag zu anderen Jahreszeiten aber nicht ganz so sein.

Meine Vier-Tages-Wanderung ging so:
Tag 0: Ankunft von Dar es Salaam, Spaziergang nach Irente,
Tag 1: Wanderung von Lushoto nach Lukozi-Malindi,
Tag 2: Wanderung weiter nach Rangwi,
Tag 3: Wanderung weiter nach Mambo, und
Tag 4: Wanderung weiter nach Mlalo, von dort Busfahrt zurück nach Lushoto.

Von Dar es Salaam oder Moshi bzw. Arusha kann man mit dem Bus nach Lushoto fahren. Es gibt direkte Verbindungen, die man erfragen kann. Ich habe für die etwa siebenstündige Busfahrt von Lushoto nach Arusha 15.000 Schillinge (7 Euro) bezahlt. Eine Alternative ist, einen Bus von Dar es Salaam (oder Tanga) nach Moshi zu nehmen, in Mombo auszusteigen und einen Anschlußbus nach Lushoto zu nehmen.

Said hatte Unterkünfte für mich reserviert, alles nur einfache Lodges. Auf sein Anraten ließ ich meine Trekkingstiefel in der Lodge in Lushoto und machte die ganze Wanderung nur in Halbschuhen. Das war auch total adäquat, denn wir gingen nur über Wanderwege wie man sie in deutschen Mittelgebirgen findet und über Erdstraßen. Auch an sonstiger Ausrüstung nahm ich nur mit, was ich auf eine leichte Sommerwanderung gleicher Dauer in Deutschland mitgenommen hätte, und das hat völlig gereicht.

Am Tag Null, also meinem Ankunftstag, erwartete Said mich schon. Nach dem Einchecken in der Lodge machten wir einen kleinen Spaziergang zum Aussichtspunkt Irente westlich von Lushoto (siehe Karte). Der Hinweg dauert rund 75 Minuten, der Rückweg etwas länger, wenn man in die Dunkelheit kommt und deswegen besser der Straße folgt als Abkürzungen über Fußpfade zu nehmen. Von Irente hat man einen tollen Ausblick über die Masai-Ebene, die fast tausend Meter tiefer liegt.

Am Tag 1 führte Said mich von Lushoto erst entlang einer Straße, dann über verschiedene Fußwege durch Felder, Dörfer und auch ein wenig Wald zu der Kreuzung, die ihr auf der Karte mit dem Namen "Magamba" seht. Das dauerte etwa zwei Stunden. Said zeigte mir ein paar Vervet-Affen in einem kleinen Waldstückchen sowie mehrere Chamäleons in den Büschen am Wegesrand. Ohne ihn hätte ich die gar nicht bemerkt. Said erklärte mir auch verschiedene Pflanzenarten und ihre Nutzung als traditionelle Heilmittel o. ä. Einige Wegabschnitte waren ziemlich steil, und ich bekam in der Sonne eine richtig heiße Birne, was immer wieder Verschnaufs- bzw. Abkühlungspausen erforderlich machte, obwohl der Weg weder technische noch konditionelle Schwierigkeiten bietet. Von Magamba gingen wir nach Norden in Richtung Lukozi, und zwar zuerst auf Fußwegen östlich der Straße und über einen Kamm, wo wir Mittagspause machten.

Die Nachmittagsroute verlief allerdings weitgehend auf Straßen (alles Erdstraßen, die bei trockenem Wetter sehr staubig sein können), weitgehend durch landwirtschaftlich genutztes Gelände; die meisten Felder sind Kartoffelfelder, der Rest Kohl-, Bohnen- oder Tomatenfelder.

Weil es mir irgendwann am Nachmittag zu langweilig wurde, auf staubiger afrikanischer Landstraße durch endlose Kartoffelfelder zu laufen, stoppten wir ein Motorrad-"Taxi" (genannt Boda-boda) und ließen uns die letzten paar Kilometer nach Lukozi fahren. Dort war gerade Markttag. Dann übernachteten wir im "Hotel Papa Moses", das aber nur eine ganz einfache Lodge ist. Der Ort selbst ist winzig und langweilig, und außer Biertrinken gibt es keine Abendunterhaltung. Insgesamt waren wir wohl etwa sechs Stunden marschiert.

Am Tag 2 ging es weiter durch gefühlte zweitausend Kartoffel- und Gemüsefelder. Überall liefen zahlreiche Kinder auf uns zu. Viele von ihnen baten um leere Plastik-Wasserflaschen, für die man in den Dörfern durchaus noch Verwendung findet, aber die meisten von ihnen rufen nur "Mzungu" ("weiße Person") und freuen sich über die Attraktion. Den größeren Kindern schenkte ich Kugelschreiber für die Schule, was ich viel besser finde als das Verteilen von Bonbons, von denen die Kinder nur Karies bekommen. Said zeigte eine schier unglaubliche Kenntnis auch der kleinsten Wege, und so erreichten wir am Nachmittag, wiederum nach etwa sechs Stunden Wanderung, das Mädchenkonvent in Rangwi, wo wir Abendessen (es war Heiliger Abend), ein Zimmer zur Übernachtung und ein Frühstück am folgenden Morgen bekamen. Auch hier ist man in einem winzigen Ort, der absolut nichts bietet.

Am Tag 3 liefen wir weiter durch mehr oder minder die gleiche Landschaft und die gleichen Dörfer. Irgendwie sieht bald alles ziemlich ähnlich aus. Bemerkenswert ist, daß in den Dörfern fast kein Geschäftsleben herrscht: kein Einzelhandelsgeschäft, das den Namen verdient hätte, keine Garküche, nichts. Allemal kann man eine Flasche Cola oder nur das Allerprimitivste kaufen. Armut und offensichtliche Unterbeschäftigung überall. Das bedeutet auch (was mir am Anfang der Tour nicht klar war): zum Mittagessen gibt es das, was ihr selbst mitgebracht habt, und sonst nichts. Said machte jeden Tag Guacamole aus Avocados, Tomaten, Karotten und Zwiebeln. Am ersten Tag fand ich das toll, ab dem dritten Tag etwas langweilig.

Nach etwa sieben Stunden Wanderung erreichten wir am Nachmittag den Ort Mambo, wo wir im Mambo Cliff Inn, einer einfachen Unterkunft, übernachteten. Von dort hat man eine tolle Aussicht, noch spektakulärer als von Irente aus. Dies ist der östliche Rand des berühmten Rift Valley (genauer gesagt: seines östlichen Zweiges; denn in Kenia und Tansania besteht das Rift Valley aus einem östlichen - diesem - und einem weiter westlichen Zweig). Ganz oben auf dem Felsen ist noch ein anderes Hotel, die Mambo Eco Lodge (ihr seht es auf dem Foto). Dort steigen in größerer Anzahl (wohl etwa 20-40 pro Tag) Touristen der Mittelklasse ab, die mit dem Auto angereist sind. In der Mambo Eco Lodge gibt es auch Wifi (im Unterschied zu Papa Moses, dem Konvent und dem Mambo Cliff Inn); ich bin also mit meinem Smartphone dort hin gegangen.

Am Tag 4 liefen wir morgens die schönste Wegstrecke der gesamten vier Tage, mit einem ziemlich hohen Anteil von Waldweg, wovon aber mehr als die Häfte durch einen künstlich angelegten Kiefernforst führte. Gelegentlich waren Colobusaffen zu sehen. Zum Mittagessen erreichten wir Mlalo; dort gibt es ein paar akzeptable kleine Garküchen, denn dort ist Endstation für lokale Kleinbuslinien. Dann ging es mit dem Kleinbus (Dala-dala genannt) zurück nach Lushoto, was etwa zwei Stunden dauerte. Vom Bus aus sahen wir noch einige ganz schöne Partien naturnaher Waldlandschaft, mehr sogar als während unserer Wanderung. Damit war dann die Tour beendet. Am folgenden Tag fuhr ich um 6.30 Uhr morgens mit dem Bus nach Arusha.

Einen bebilderten Bericht findet ihr bei:
https://www.outdoorseiten.net/forum/showthread.php/78640-TZ-Usambaraberge-Dezember-2013


Im Rückblick kann ich sagen, daß ich es nicht bereue, vier Tage für diese Wanderung aufgewandt zu haben, wenn es auch deutlich weniger naturnah war, als ich erhofft und erwartet hatte. Wer nicht so viel Zeit abzweigen will oder kann, der mag in Erwägung ziehen, von Lushoto mit dem Kleinbus nach Mlalo zu fahren, nach Mambo zu wandern, dort zu übernachten und am zweiten Tag die gleiche Strecke wieder zurück zu wandern bzw. zu fahren. Das ist zwar zwei Mal dieselbe Strecke, aber es war auch das Schönste, was ich während der vier Tage gesehen habe. Die ganzen Kartoffel- und Gemüsefelder hat man sich dann geschenkt. Sehr schön soll auch die Gegend um Mtae sein (nördlich von Mambo), aber dort war ich nicht.

Also, überlegt euch, wie ihr eueren eigenen Besuch gestalten wollt! Zwar sind die Usambaraberge, von den beiden Aussichtspunkten abgesehen, nicht spektakulär, aber doch ein lohnendes Ziel für Wanderer, die keine großen Bergbesteigungen oder andere anspruchsvolle Touren unternehmen wollen.

Tourengänger: Saigoner


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