Oman-Reise Teil 3 - Klettern im Wadi Tiwi


Publiziert von Matthias Pilz , 15. Februar 2024 um 20:20.

Region: Welt » Oman
Tour Datum:10 Dezember 2023
Klettern Schwierigkeit: VI- (UIAA-Skala)

Früh morgens geht es weiter ins Wadi Tiwi, hier gibt es deutlich mehr Auswahl an Klettertouren. Unsere Wahl fällt auf die "Blinde Dattel" im Sektor "Tiwi by night".

Die Fahrt ins letzte Dorf Mibam gestaltet sich wegen der zwar asphaltierten, aber unfassbar steilen Straße schon abenteuerlich. Wie schon zuletzt lässt sich dem Kletterführer nicht viel über den Zustieg entlocken und so landen wir einmal beim Wasserfall von Mibam bevor wir ziemlich lange dem Falaj taleinwärts folgen. Bald geht es weiter über Geröll und Blöcke in die immer enger werdende Schlucht hinein. Ein zuerst vermeintlich gefundener Einstieg entpuppt sich als falsch, noch einmal schultern wir die Rucksäcke und es geht noch weiter ins Wadi hinein.

Endlich finden wir das Einstiegsband und starten in die ersten Seillängen. Bald aber finden wir den weiteren Weg nicht mehr, der Fels ist brüchig und das Topo passt nicht mit der Wand überein. Wir klettern nach links, hier gibt es einen Steinmann und trotzdem keine kletterbare Route. Mehr als eine Stunde lang suchen wir, dann klettere ich noch einmal ganz nach rechts, zuerst bergab, dann einen Piazriss hinauf und weit über dem letzten Friend nach rechts über eine Platte. Und tatsächlich, hier finde ich einen Bohrhakenstand. Eigentlich sollte es keine Haken in der Tour geben, tatsächlich aber sind alle weiteren Stände gebohrt und die Kletterei ist schön. Ganz oben dann die nächste Überraschung, die letzte Seillänge ist brüchig und steil, fast alle Friends aufbrauchend kämpfe ich mich hinauf zum Ausstieg.

Mittlerweile ist es später Nachmittag und wir packen so schnell es geht unsere Rucksäcke. Über Schotterbänder soll es gut 500 Meter taleinwärts gehen, dort geht es über den "Omani Via Ferrata" runter. Doch wir finden keine Wegspuren, so folgen wir einer geologischen Verwerfungslinie für 10, 15, 20 Minuten - nichts. Und dann auf einmal sehen wir auf der Felsrippe unter uns einen Steinmann, mittlerweile sind die letzten Sonnenstrahlen auf den umliegenden Gipfeln verschwunden. Der Steig führt steil hinunter zur Felskante, als wir diese erreichen, wird uns klar: Der Steig führt durch eine lotrecht abfallende Wand hinab. Vorsichtig klettern wir in die Wand, Steinmänner, teilweise nur auf kleinste Felsvorsprünge geschlichtet, weisen uns den Weg. Der Weg folgt Bändersystemen, teilweise nur wenige Zentimeter breit, zwischen den Bändern müssen immer wieder Steilstufen abgeklettert werden. Seile gibt es nur an den ausgesetztesten Stellen und sie sind durchgescheuert und verschlissen. Mittlerweile ist es dunkel geworden und bald reicht das Restlicht nicht mehr aus um sicher abklettern zu können. Also leuchten wir gegenseitig den Weg mit dem Handy aus. Fünf Meter klettern, leuchten, klettern, leuchten und dann wieder den Weg suchen... Einzig das immer lauter werdende Rauschen des Baches unten im Wadi macht uns Hoffnung. Und tatsächlich, nach knapp drei Stunden Abstieg durch die Wand, davon eine Stunde bei völliger Dunkelheit, erreichen wir eine lange Fixseilkette, die auf den Boden führt.

In völliger Dunkelheit geht es hinaus, bald stehen wir vor einer Gumpe die wir zum Glück knietief durchwaten können. Dann geht es zurück nach Mibam, dort sind wir ziemlich dehydriert und genießen eine große Flasche Cola in vollen Zügen. Tiwi erreichen wir, wie es den Namensgebern des Sektors wohl auch erging, "by night".  

Tourengänger: Matthias Pilz


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