Entlang der Haldensperrmauer, dem letzten sichtbaren Teil der Stadtmauer der vierten Stadtbefestigung (abgesehen von den Resten in der Christoffelunterführung), führt der Wanderweg von der Lorrainebrücke steil hinunter an die Aare zum Blutturm.

Der Blutturm schloss die vierte, von 1458 bis 1470 verstärkte Stadtbefestigung gegen Norden ab. Blutturm war aber nicht die ursprüngliche Bezeichnung, stattdessen wurden Namen wie Aarethurm, Aarenpulver-, Wasserpulver- oder einfach Pulverturm verwendet. Am Ende des 18. Jahrhunderts heisst der Turm wegen des dort gelagerten Pechs für Fackeln auch Harzturm oder Pechturm. Die Bausubstanz ist heute praktisch noch unverändert erhalten. [4, 5]

Über diesen Ort wurde früher z.B. folgendes erzählt:

«Ja, das hat mir schon meine Grossmutter mehr als hundertmal erzählt, als ich noch ein kleines Büblein war», sagte der Kanonier; «wer einmal in den Blutturm kommt, hat am längsten gelebt. Er wird in eine Stube geführt, die prächtig mit Seide und Sammet ausstaffiert ist; aber droben an der weissen Decke ist mit schwarzen Farben der Tod abgemalt, die Sense in der Hand, und drunter steht in grossen Buchstaben: Du musst sterben! Während nun der erschrockene Mensch hinaufblickt, sinkt unter ihm der Boden ein, und er stürzt in die Tiefe auf scharfe Messer und nadelspitze Zinken herab. An der Grundmauer des Turmes färbt sich einen Augenblick ein roter Streifen in die Aare hinaus, und alles ist vorbei, als ob nichts geschehen wäre.»

aus: Jakob Frey: Die Waise von Holligen, 1859, Fünftes Kapitel
 
 

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