Hallo Henrik

Dein wunderschönes Blatt hat sofort angefangen, mit mir zu schwatzen:


"He mong, siehst du?"

"Was?"

"Mich...!!!"

"Ja, ich sehe dich."

"Nur mich?"

"Nein, ich sehe noch Anderes, zum Beispiel noch andere Blätter."

"Sonst siehst du nichts?"

"Doch, ich sehe noch diese geheimnisvolle Schriftzeichen über euch. Lilafarbig."

"Aha, sehr gut. Weisst du, was sie bedeuten?"

"Nein, weiss ich nicht. Wenn ich wüsste, was sie bedeuten, dann hätte ich ja nicht gesagt, sie seien geheimnisvoll."

"Hm...gute Antwort, gute Antwort...ich sehe schon..."

"Was siehst du?"

"Nichts...nichts...schon gut..."

"Nein, das ist nicht 'schon gut', du schönes Blatt. Du hast gesagt, du sehest nichts."

"Ja jaa, okay, das habe ich gesagt. Ja und? Passt es dir nicht, dass ich das gesagt habe?"

"Passen oder nicht passen, das ist hier nicht die Frage - jedenfalls stimmt es nicht, dass du nichts siehst. Du kannst nämlich nicht nichts sehen."

"Nicht?"

"Nein, nicht.

"Wieso nicht?"

"Weil du gar nicht nichts sehen kannst. Wenn du nichts sehen könntest, dann würdest du ja etwas sehen, nämlich 'nichts'. Das geht aber nicht, weil du nicht nichts sehen kannst. Denn wenn du 'nichts' sehen würdest, dann würdest du ja bereits wieder 'etwas' sehen, nämlich 'nichts'."

"Das stimmt nicht, du komischer mong: In der Nacht, wenn es dunkel ist und finster wie die Nacht, dann sehe ich nämlich nichts. Ich bin ja keine Katze, ich bin ein Blatt."

"Nein, du komisches Blatt, das stimmt eben nicht. In der Nacht, wenn es dunkel ist und finster wie die Nacht, dann siehst du die Nacht - mindestens. Ja, so ist das, weisst du, du Blatt an der Sonne. In der Nacht siehst du die dunkle, finstere, schwarze Nacht. Die Nacht ist also nicht nichts. Wenn du also behauptest, du sähest nichts in der Nacht, dann liegst du falsch, du liegendes Blatt, denn in der Nacht siehst du sehr wohl etwas - nämlich die Nacht."

"Hm, sag mal, mong, hast du immer solche struben Gedanken, wenn du wanderst?"

"Nein, ich habe nur solche struben Gedanken, wenn ihr mich in ein Gespräch verwickelt, ihr Blätter."

"Danke für das nette Kompliment. Aber sag mal, du nicht nichts sehender mong...!!! Du hast also noch nie in deinem Leben nichts gesehen?"

"Kann mich nicht daran erinnern."

"Sosoo, und weil du dich nicht daran erinnern kannst, schon einmal nichts gesehen zu haben, glaubst du, du hättest immer etwas gesehen? Kannst du dich denn an deine Geburt erinnern?"

"Nein."

"Und vor deine Geburt?"

"Auch nicht."

"Aha, siehst du, du kannst dich weder an deine Geburt noch an vor deine Geburt erinnern. Ja, mein lieber mong, wenn du dich nicht an etwas erinnern kannst, was damals gewesen ist, dann kannst du dich auch nicht daran erinnern, ob du damals etwas gesehen hast oder ob du damals nichts gesehen hast, oder?"



"........(mong schweigt)................................"


"........(mong schweigt immer noch)............"



"Siehst du, was ich sagen will, möngchen?"

"Nein, ich sehe nichts."

"Eben, siehst du jetzt, du siehst NICHTS...!!! Dabei es ist noch gar nicht so lange her, da hast du behauptet, man könne nicht nichts sehen."


"...(schweig schweig)..."


"Ja jaa, mong, du machst wieder dein bekanntes langes Gesicht. Nimm es nicht tragisch!! Aber weisst du, wenn du da einfach so gedankenlos vor dich hin denkst, dann gebe ich dir einen guten Rat: Verlass dich nicht allzu sehr auf deine Gedanken. Die führen dich nämlich oft im Kreis herum. Okay, das ist ja für dich eigentlich nichts Neues. Auf deinen Wanderungen in den Wäldern läufst du ja sehr oft im Kreis herum. Aber trotzdem, wenn du wieder einmal diese struben Gedanken hast, dann komm doch einfach zu uns Blättern, wir werden deine Gedanken dann schon wieder richten. Ja, und...wenn ich dich im Moment so anschaue, dann denke ich , wir werden uns demfall noch oft sehen, haha...!!!!"




Hehe
Ciao Henrik
Gruss mong

♬♪♩♫