(94) Noch eine Hölle: die Hohe Hölle in der Rhön. Bis der Bus kommt, erzählt uns DiAmanditi noch eine teuflische Geschichte: wir setzen uns auf BANK 31 oder BANK 32 , lehnen uns zurück und lauschen...

Die Geschichte zu dieser Bank (leicht dramatisiert, muss nicht stimmen) (damit meine ich, es kann sein, dass die Geschichte nur ausgedacht ist) (Na ja, ein ganz kleines bisschen daran ist wahr) (oder auch nicht) (vielleicht aber auch schon) (ok, ich geb's zu, sie ist ausgedacht) (ist ja auch egal):

Es war tiefster Winter und die Schneestürme fegten über die einsamen Schneehochflächen der Rhön. Das hieß für uns: nichts wie hin, auf zu einer Expedition durch die Schneewildnis. Schon hatten wir am nächsten Wochenende unsere Sachen gepackt und fuhren nach Oberweissenbrunn in der Rhön. Kaum waren wir ausgestiegen, empfing uns auch schon der heftige Wind mit einem ohrenbetäubenden Sausen und kleinen Eiskörnern, die uns mit voller Wucht ins Gesicht trafen. Doch wir hatten uns ein Ziel gesetzt, und das mussten wir auch erreichen. Also hatten wir keine Wahl, außer uns durch den Schneesturm zu kämpfen. Schon nach wenigen Metern konnten wir unser Auto nicht mehr sehen, so dicht war der Nebel. Zu Anfang war es noch recht leicht, sich zurechtzufinden, doch bald trafen wir auf eine weite, offene Landschaft. Nach einigen Metern auf dieser kam ich ins Überlegen. Wir sollten auf die Karte schauen, wo wir gerade sind. Also holte ich mit klammen Fingern die Karte aus dem Rucksack und versuchte, unseren Standort zu ermitteln. Die baumlose Freifläche fand ich, den genauen Punkt, wo wir standen, jedoch nicht. "Dann nehmen wir eben den Kompass", seufzte ich, doch im selben Moment fiel mir ein, dass ich diesen im Auto vergessen hatte. "Na, dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als in irgendeine Richtung weiterzugehen, bis wir wieder an den Rand der Freifläche kommen", erwiederte ein weiteres Gruppenmitglied. Da wir anderen auch keine bessere Idee hatten, taten wir dies und bald stießen wir auf ein kleines Gebüsch. "Das ist doch ein gutes Zeichen!", sagte einer. Doch ich teilte seine Freude nicht, denn mir kam das Gebüsch bekannt vor. "Hier waren wir vorhin schon einmal. Wir sind im Kreis gelaufen", rief ich. Langsam wurde es uns doch mulmig zumute, denn wir waren schon zu spät losgefahren und wenn wir nicht bald den richtigen Weg fanden, dann würde es bald zu dämmern beginnen. Langsam froren wir auch immer mehr, deswegen beschlossen wir, es doch noch einmal zu versuchen. Und wirklich: kurz darauf gelangten wir an einen Weg, der auf der Karte verzeichnet war. Schon freuten wir uns, endlich wieder auf dem richtigen Weg zu sein, da merkten wir nach einem Blick auf die Karte, wie weit wir schon vom Parkplatz entfernt waren und wie es langsam zu dämmern begonnen hatte. "Wir müssen so schnell wie wir können zurück zum Auto!", stieß ich hervor. Die anderen stimmten mir nur zu und schon eilten wir, so gut es ging, zurück zum Ausgangspunkt. "Wenn jetzt doch nur eine Bushaltestelle oder ähnliches käme, mag uns doch der Teufel holen...", dachte ich laut, während wir durch den Schnee stapften. Kurz darauf sah ich etwas: schemenhaft hoben sich die Umrisse einer kleinen Hütte vom dunklen Hintergrund ab und als ich etwas näher gekommen war, erkannte ich etwas auf deren Außenwand: es handelte sich um eine Bushaltestelle namens Hohe Hölle. "Als ob hier ein Bus vorbeikommen würde, es ist doch keine Straße weit und breit zu sehen", lachte ich unfroh auf, doch da kam mit einem Mal ein Bus angerast und hielt mit quietschenden Reifen vor der Haltestelle. "Wohin fährt denn der Bus?," fragte einer meiner Kameraden. "Auf dem Bus steht jedenfalls "666 Oberweißenbrunn - Hohe Hölle"", entgegnete ich. "Hört sich gut an! Wir steigen zu." Das taten wir auch und schon standen wir vor dem Busfahrer. Er trug einen langen schwarzen Mantel und einen grasgrünen Hut, der ihm tief ins Gesicht gezogen war. "Wie viel kostet die Fahrt?", fragte ich ihn. "Bei uns ist es üblich, erst nach der Fahrt zu bezahlen", antwortete der Busfahrer mit einer rauhen, kratzigen Stimme. Etwas verwundert und zögerlich ging ich nach hinten und wir setzten uns alle auf einen aussichtslosen Sitzplatz, seltsamerweise war der ganze Bus leer. "Wann fahren wir los?", wollte ich vom Fahrer wissen, der mir "Wann immer Sie wollen" zu Antwort gab. Als ich gerade noch einmal nachfragen wollte, was das zu bedeuten habe, machte der Bus einen Satz nach vorne und wir wurden in die Sitze gedrückt. Mit einem Mal schoss der Bus nach vorne und pflügte mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit durch den Schnee und wurde immer schneller. "Was tun sie? Der Bus fährt doch viel zu schnell!", schrie ich den Busfahrer an, doch dieser schien mich gar nicht zu hören "Was ist los? Wohin fahren sie?" Nun drehte er endlich seinen Kopf langsam zu mir um und antwortete: "Geradewegs in die Hölle!" Seine Worte hätten mich ohnehin schon genug erschreckt, doch das, was ich sah, tat es noch mehr: Vor mir stand der leibhaftige Teufel! Ich konnte es nicht begreifen, blinzelte einmal, doch er war immer noch da. Ich taumelte rückwärts und sah meine Freunde an, die soeben dasselbe wie ich gesehen hatten. Es gab keinen Ausweg mehr. Ich blickte durch die Fenster nach draußen und sah, wie sich die Landschaft in ungeheurer Geschwindigkeit an uns vorbeibewegte. Wir konnten nicht abspringen, gegen den Teufel zu kämpfen wäre auch so aussichtslos wie die Bänke in diesem Bericht. Was sollten wir tun? Mir wurde schwindelig, so viele Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum. In diesem Moment hatte ich eine Idee. "Wir könnten um Hilfe rufen, indem wir eine Art Flaschenpost aus dem Fenster werfen", flüsterte ich meinen Freunden zu. "Meinst du, das klappt?", erwiederte einer von uns ängstlich. "Wir haben keine andere Wahl", gab ich ihm zur Antwort. Und so schreibe ich gerade diesen Text, sitzend im Bus des Teufels. Für uns gibt es zwar vielleicht keine Rettung mehr, durch diese Botschaft weiß man jedoch, was wirklich mit uns passiert ist. Ich werde die Nachricht jetzt aus dem Fenster werfen. Ich hoffe, sie wird gefunden und man wird unser Schicksal erfahren. Lebt wohl!

So, endlich fertig mit der Geschichte. Eine moderne Sage, selbst ausgedacht von mir. Die Nachricht haben wir natürlich bei unserer Wanderung an dieser wirklich abgelegenen Bushaltestelle mit dem Namen "Hohe Hölle" gefunden ;-). Jetzt habe ich sie nach der gefundenen Botschaft noch einmal ausgeschmückt und hier veröffentlicht. Ich hoffe, sie gefällt euch!
Standort der Bushaltestelle und der Bänke: Bischofsheim an der Rhön, Oberweissenbrunn, Hohe Hölle

Tourengänger und Geschichtenerzähler: DiAmanditi
 
 

Kommentare (2)


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Vielhygler hat gesagt:
Gesendet am 11. April 2017 um 22:16
Hi, Arne, eine schöne Geschichte! Fast wie ein Traum! Das habe ich gerne gelesen. Viel besser als die blöden Bänke, oder?

LG Andreas

DiAmanditi hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. April 2017 um 20:29
Ich habe auch überlegt, es als Traum enden zu lassen, aber das kam mir dann doch zu abgedroschen vor. Ich finde es jedenfalls toll, dass Dir meine Geschichte gefallen hat ;-)

LG Arne


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