Velenice, Umgebindehaus
 
 

Kommentare (5)


Kommentar hinzufügen

silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 26. August 2014 um 21:47
Warum Umgebindehaus?

lainari hat gesagt: RE: Warum Umgebindehaus?
Gesendet am 27. August 2014 um 17:37
Dieser Haustyp ist eine geniale Verknüpfung mehrerer Bauarten, der Blockbauweise, der Fachwerkbauweise und der Massivbauweise. Diese Kombination haben nicht etwa studierte Köpfe entwickelt, sondern lokale Handwerker nach den jeweiligen Möglichkeiten und Bedürfnissen angewendet. Es handelt sich dabei um sogenannte Volksarchitektur. Charakteristisch ist eine Blockstube im Erdgeschoß, die nach Süden oder Osten zeigt und dem Wohnen/Kochen/Arbeiten (zum Beispiel der Handweberei) diente. Richtung Wetterseite ist das Erdgeschoß massiv gebaut und beherbergte Ställe und Vorratsräume. Falls ein Obergeschoß vorhanden ist (Schlafen/Speicher/Scheune), wurde hier reglmäßig die Fachwerkbauweise gewählt (in Böhmen auch die Blockbauweise wie im Bild). Die Last des Obergeschoßes und/oder des Daches wurde im Bereich der Blockstube durch ein außenliegendes Ständerwerk auf den Boden abgestützt. Das Ständerwerk erhielt dabei Aussteifungen mit Dreiecken (sogenannte Kopfbänder oben im Bild) oder die typischen Bögen (vorletztes Bild). Die Blockstube ist somit vom übrigen Haus statisch entkoppelt und sieht von den Ständern "umgebunden" aus. Grund der Bauweise waren unterschiedlichen Eigenschaften der Materialien und der Räume warm/kalt und feucht/trocken. Die Blockstube war seinerzeit der einzige beheizte Raum des Hauses. Flexibilität war ein weiterer Grund derart zu bauen, man konnte im Falle eines Umbaues je nach Bedarf bedenkenlos auf- oder abstocken.

Da Umgebindehäuser eines meiner Spezialgebiete sind, vertraue ich mal auf mein Halbwissen und verzichte auf einen zusätzlichen Link zu Wikipedia ;-)

Viele Grüße
lainari

silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 28. August 2014 um 13:38
Sali lainari

herzlichen Dank für die ausführliche, äusserst interessante Antwort! Diese Bauweise entspricht wirklich mehr dem Bedürfnis der Bewohner als manches von "Schreibtischtätern" entworfenen Haus. So sollte es sein, behaupte ich mal. Bin sicher in einem Umgebindehaus würde ich mich wohl fühlen. Die Blockstube erinnert mich an die Wohnküche meiner Kindheit in der, ausser Schlafen, Weihnachten und Ostern, das häusliche Leben statt fand.

Gruess us basel
maria

lainari hat gesagt: RE: Alte Häuser
Gesendet am 28. August 2014 um 19:07
Hallo Maria,

im Zusammenhang mit den Umgebindehäusern will ich ergänzend noch auf den Typ des Engadinerhauses hinweisen - das zwar, weil vollständig massiv gebaut, völlig anders aussieht, aber eine ganz ähnliche, funktionale und regelmäßig anzutreffende Raumaufteilung hat.

Und eins bleibt festzuhalten - die alten Häuser überleben zum Teil schon seit hunderten Jahren wenn sie denn genutzt werden - und sie leben dabei! Im Gegensatz zu den heutigen sterilen dreifachverglasten Schneewittchensärgen...

Herzlichen Gruß aus der Sächsischen Schweiz
lainari

silberhorn hat gesagt: RE: Alte Häuser
Gesendet am 29. August 2014 um 21:09
"...sterilen dreifachverglasten Schneewittchensärgen..." deren Fenster, insofern man sie nicht Glaswände nennt, nicht geöffnet werden können. Bäh!:-(((.

"...und sie leben dabei...!" Und wie! Nebst all den früheren Bewohner..., die verschiedenen Handwerker wie z.B. die Zimmermänner die zu jener Zeit Schrauben, Nägel usf von Hand anfertigten. Leider ist diese Handwerkkunst heute eine Rarität. Bei Tischlern doch noch relativ oft anzutreffen.;-)

Faszinieren sind ebenfalls die Walserhäuser auch, wenn die Raumaufteilungen anders sind. Dennoch ordne ich sie bei den genannten Haustypen dazu.
www.walserweg.ch/architektur.html
Auf dem Weissenberg in Kanton Glarus, ein ehemaliges Walserdorf, trifft man noch ein paar ihrer Häuser an. www.hikr.org/tour/post49885.html

Dir ein gutes Wochenende:-).
Herzlichst, maria







Kommentar hinzufügen»