Kurzausflug zum Similaun (3606m)


Publiziert von rennt0815 , 23. Juli 2015 um 16:55.

Region: Welt » Terra Incognita
Tour Datum:18 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Zeitbedarf: 23:00
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via Schnalstal zum Vernagt-Stausee
Unterkunftmöglichkeiten:Similaunhütte
Kartennummer:DAV 30/1 oder 30/2

Hier ein ganz knapp gehaltener Bericht, um einen ersten Eindruck von Umgebung und Anforderungen zu geben:

Ausgangspunkt ist der Stausee bei Vernagt im Schnalstal.  Von dort in wenigen Serpentinen hinauf zum Tisenhof, wo man einkehren kann- etwa auf dem Rückweg als Belohnung. Nach dem Tisenhof geht es durch Almgründe, in lockerem Lärchenwald entlang kleiner Bäche, dann entlang einer Bachschlucht (hier sieht man, welche Brocken ein kleiner Bach zu Zeiten der Schneeschmelze mit sich reissen kann…).

Es zieht sich durch blumenbestandene Wiesen, die links und rechts des Pfades rauschenden Bäche sind ständige Begleiter beim Weg das Tisental hinauf. Arnika, Orchideen, Nelken, Eisenhut, Kohlröschen u.a. säumen den Pfad. Nach 25 Minuten öffnet sich das Tal. Man sieht bis zur Wand unterhalb der Similaunhütte hinauf. Laut Wegweiser am See erreicht man sie in 3,5 Stunden.

Nach einem Zwischenstück mit weniger heftigem Anstieg geht es steiler hinauf ins Blockwerk, in die Schuttreissen unterhalb des Gebirgszugs. Das ist wunderbar, denn so gewinnt man schnell an Höhe. Gut 1300 HM sollen es ab Stausee bis zur Hütte (3019m üNN- oder über Adria?) sein. Links und rechts von mir grollt der Himmel, ein Gewitter zieht heran. Ich beeile mich und habe wenig für die Schönheit des Hochtals übrig. Die steileren Serpentinen in der Wand, die durch die typischen kristallinen Felsen ziehen, haben es in sich- besonders wenn man bedenkt, dass regelmäßig Mountainbikefahrer hier hinunter „radeln“, stockt der Atem. Es beginnt zu regnen, sehr schnell zieht es sich zu. Ich bin noch 10 Minuten unterhalb der Hütte, als das Regenzeug doch heraus muß. Eine Minute, nachdem ich die Hütte nach exakt 2 Stunden und fünf Minuten erreiche, schlägt der Blitz in Hüttennähe ein und es donnert dazu...

Am nächsten Morgen gegen 7 Uhr ziehe ich mit einer Gruppe der DAV- Sektion Sigmaringen los zum Gipfel. An dieser Stelle herzlichen Dank für´s Mitnehmen in der Seilschaft! Nach einigen hundert Metern über Schutt und Blöcke legen wir Steigeisen und Gurte an. Das Wenige, was vom Niederjochferner übrig ist, beginnt genau hier. Es geht mäßig ansteigend bergan und hat an einigen längeren Passagen Blankeis. Nach etwa 500 Metern das erste- und einzige- Spaltenfeld. Wir gehen entspannt hindurch, immer den zwei bis drei verschiedenen „Autobahnen“ zum Gipfel folgend. Das geht auch ohne Drama;  Steigeisen helfen natürlich, und im Notfall könnte man auch ohne Seil zu gehen verantworten. Die Alternativstrecke über den Grat kann man außerdem ohnehin ohne Eisen und Seil gehen.

Hundert Meter unterhalb des Gipfels wählen wir eine sehr steile, vereiste Flanke- die werden wir bergab umgehen, denn 40 Grad und blankes Eis sind schon herausfordernd, auch mit Pickel.

Wir erreichen den Gipfel- es ist sonnig bei strahlend blauem Himmel, außerdem fast windstill; sehr warm ist es leider auch. Das Schneefeld endet erst 20 Meter unterhalb des Gipfelkreuzes auf einem einfachen Grat. „Berg Heil“ für insgesamt etwa 20 Gipfelstürmer. Grandioses Panorama: Tiroler Wildspitze (3770m) im Norden, unter uns der Marzell- und der Niederjochferner; nordwestlich die Weisskugel (3739m)- was für ein mächtiger Koloss! In weiter Ferne der Ortler, im Osten die Dolomiten; in unmittelbarer Nähe die Marzellspitzen (alle um 3500m), … und selbstverständlich die „andere“ Tagestour vom „Rifugio Similaun“, die Finailspitze (3514m).

Dauer des seeehr gemütlichen Aufstieges: 2,5 Stunden, Gipfelglück und Abstieg nochmals 2 Stunden. Dann Cappucino und Pflaumenkuchen. Es empfiehlt sich, früher als 7 Uhr loszugehen- der Rückweg ging durch recht sulzigen Schnee!

Nebenbei bemerkt: Der Vater des aktuellen Hüttenwirts hat anno 1991 mit als erster die Fundstelle des Mannes von Similaun, vulgo „Ötzi“, betreten, und der Sohn hat so allerlei G´schichtn auf Lager. Die Fundstelle selbst ist in 1 ¼ Stunden ab Hütte zu erreichen, quasi auf dem Weg zur Finailspitze.

Abstieg um 13 Uhr, diesmal mit Genuss aller Schönheiten des Tisentals einschließlich der Murmeltiere, der Steinschmätzer und des neugierigen Weideviehs. Das Ganze wiederum in 2 Stunden- 1300 HM in dieser Geschwindigkeit empfehle ich mit Stöcken zu gehen. Zum Gewicht sparen: Das Wasser aus den Bächen ist trotz Viehbewirtschaftung rundherum genießbar. Der Hüttenwirt verleiht in Einzelfällen an nette Menschen kostenlos Gurte und ein Seil.

Übernachtung im Lager 19 bzw. im Sechserzimmer 27€.

Tourengänger: rennt0815



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