Über die Glong zur Plattnitzerjochspitze


Publiziert von Grimbart , 23. Juli 2015 um 22:45.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum:14 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1390 m
Abstieg: 1390 m
Strecke:ca. 15,7 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB nach Bludenz und umsteigen auf die Landbuslinie 90 nach Wald. a. Arlberg, GH Spullersee.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Kartennummer:ÖK25V 2225-West (Klösterle)

Der Doppelgipfel der Plattnitzerjochspitze ragt isoliert im Südwesten des Spullersees auf. Gemessen an seinen Nachbarn ist er von bescheidener Höhe. Wäre da nicht sein Ostgrat, der mit einer Kletterei im III. Schwierigkeitsgrad aufwartet, so bekäme die Plattnitzerjochspitze – als Berg ohne Rang und Namen – wohl nur wenig Besuch. Stets auf der Suche nach stilleren Zielen hatte es mir dieser Doppelgipfel daher schon vor längerer Zeit angetan: Allerdings von Westen her und nicht über den Ostgrat.

Denn westlich bzw. südwestlich der Plattnitzerjochspitze liegt hoch über Wald a. Arlberg ein in Vergessenheit geratenes sanftes Hochtal: das ehemalige Bergheugebiet Glong. Bis in die 1930er Jahre ist eine intensive Bewirtschaftung der Glongmähder nachweisbar. Danach wurden peu à peu die Bergmähder aufgelassen und im Jahr 1965 die Heugewinnung schließlich endgültig eingestellt. Zu beschwerlich und aufwändig war die Bewirtschaftung, was angesichts des Zustiegs durch das wilde Glongtobel nicht verwundert. Nach einer kurzen Nutzung als Kuhalpe weiden seit der Jahrtausendwende nun Schafe auf den ehemaligen Bergmähdern von Glong.

 

Für den Aufstieg nach Glong startet man am Besten beim GH Spullersee unweit des Kraftwerkes. Von dort über ein Anliegersträßchen hoch zum Bahnhof. Bei der zweiten Kehre nach links hinab und unter den Gleisen hindurch. Danach beginnt dann der Anstieg in das Glongtobel. Auf einem steilen Ziehweg geht es in einer Direttissima hoch bis die Markierungen nach rechts auf einen Waldsteig weisen. Nach einigen Serpentinen verflacht der Steig und führt schließlich in den wüsten Glongtobel hinein.

Murenabgänge und Hangrutschungen haben den alten Steig dahin gespült. Der neue Steig wurde nun einige Meter höher angelegt und quert über instabile Geröll- und Schutthalden das Bachbett bis unter die Felsabbrüche. Erst dort verlässt man das Bachbett auf einem neu ausgeholzten Steig. Es folgt nun aber ein Steilaufstieg, der es in sich hat. In schroffem Gelände und staunend darüber, dass früher über diesen alten Steig die Heuburden zu Tal getragen wurden, geht’s in weitem Zick-Zack hinauf zum „Gottsnamen-Wegkreuz“. Diese besonders steil abfallende felsige Passage verdankt seinen Namen den Heuziehern, denen hier das eine oder andere Stoßgebet bei der Talfahrt ausgekommen sein soll.

Nach Querung dieser Passage öffnet sich einem das Glongtal. Leider spielten die Wolken den Spielverderber und verhüllten die gegenüberliegenden Gipfel der Eisentalergruppe. Auf den zunächst noch deutlichen Pfadspuren steigt man über die Wiesen weiter bergan. Je höher man kommt, desto mehr legt sich das Tal zurück und weitet sich. Dafür verlaufen sich dann die Pfadspuren und für die Orientierung bleiben einem die spärlichen Markierungen, die nicht immer gut sichtbar auf einzelnen herumliegenden Felsblöcken aufgemalt sind.

Vorbei an einer neu hergerichteten Schäferhütte steuert man auf die erste Geländestufe zu. Diese lässt sich am einfachsten überwinden, wenn man bereits früh an Höhe gewinnt und an den nach SO-ausgerichteten Hängen auf die Stufe zuhält. So stieß ich zumindest wieder auf Steigspuren. Durch teils hüfthohes Gras erreicht man dann einen von Sauerampfern überzogenen Boden. Auf die das Tal abschließende Geländestufe zuhaltend folgt man kurz dem Gebirgsbach bis zu einem markanten Felsblock. Hier quert man dann über den Bach und steigt in einer Schleife hoch zu den sanften Böden südwestlich des Schutzjöchles.

Dort angelangt beginnt nun der Schlussaufstieg zur Plattnitzerjochspitze. Über den kupierten und nicht allzu steilen NW-Rücken steuert man die gut sichtbaren Minifelsen unterhalb der Graskuppe an. So lässt sich die kleine Jagdhütte in einer Mulde unterhalb dieser Minifelsen nicht verfehlen. Nach der Jagdhütte wird’s nun wieder steiler. Zwischen den Minifelsen hinauf und dann über den breiten W-Rücken bis zum Gipfelgrat. Hier wird’s nun happiger.

Wer zum fünf Meter niedrigeren O-Gipfel mit dem Gipfelkreuz will, der muss über den kurzen, aber scharfen und ausgesetzten Gipfelgrat des W-Gipfels. Der Steig führt dabei direkt über die scharfe Schneide. Den höchsten Punkt überschreitend geht’s auf dem allmählich wieder breiter werdenden und kaum eingescharteten Grat hinüber zum O-Gipfel, der mit eindrucksvollen Tiefblicken auf den Spullersee aufwarten kann.

Über den gut 400m langen Gipfelgrat ging's dann wieder zurück zum W-Gipfel. Für den Abstieg zum Schutzjöchle wählte ich aber die über den N-Grat zu einem Geländeabsatz hinunterführenden Steigspuren. Nach Nordwesten abdrehend hieß es nun darauf aufzupassen ja keinem Murmeltier die Haustür einzutreten. Es war mir nämlich schon im Aufstieg aufgefallen, dass die Hänge an der Plattnitzerjochspitze eine große Murmeltierkolonie beherbergen. Stillhalten für ein Fotoshooting war aber nicht so ihre Sache.

Vom Schutzjöchle ging's nun auf gutem Weg hinunter zum Spullersee und entlang des SW-Ufers hinüber zur S-Staumauer. Noch vor Erreichen der Staumauer biegt man aber nach rechts ab und folgt dem Alpweg hinunter zur Spullers Grabsalpe. Da ich aber im Sinn hatte über das Namadür nach Wald a. Arlberg abzusteigen ließ ich die Alphütte links liegen.

Ins Namadür gelangt man über den rechtsseitig gelegenen „Bösen Tritt“, einer felsigen Traverse hoch über dem Talboden. Danach führt der schön an den Hang gelegte, schottrige Steig hinunter zur Brücke über den Spreubach. An einer Stelle war der ansonsten gut gesicherte und breite Steig unterspült worden, sodass auf den „Überresten“ nochmals Vorsicht geboten war.

Nach der Brücke folgt man dem Steig durch den Wildentobel hinunter zu den Weideböden von Garnetz. Auf einen Hochsitz zuhaltend verlor ich hier die Markierungen aus den Augen, doch erreichte ich auch so die ehemalige Trasse der Arlbergbahn. Dafür ging's auf bequemer Brücke über das Bachbett des Spreubachs und kurz darauf über ein geteertes Sträßchen hinab nach Wald a. Arlberg.

 

Gehzeiten:

Wald a. Arlberg, GH Spullersee – Glongtobel – Glong (ca. 2' 10'') – Plattnitzerjochspitze, W-Gipfel (ca. 1' 30'') – Plattnitzerjochspitze, O-Gipfel (ca. 10'') – Schutzjöchle (ca. 35'') – Spullersee, S-Staumauer (ca. 50'') – Namadür – Wald a. Arlberg, GH Spullersee (ca. 1' 15'')


Tourengänger: Grimbart


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