Brandjoch Südgrat und Gratübergang Hohe Warte


Publiziert von frehel , 13. Juli 2015 um 00:19.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:12 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   Karwendel 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Seegrubenbahn von Hungerburg

Der Südgrat der Brandjochspitzen hoch über Innsbruck erfreut sich einiger Beliebtheit. Abgesehen von zwei in den letzten Jahren erschienenen Wanderführern für den "Großraum München", wird er sogar auf der Wanderwegschautafel der Seegrubenbahn beworben. Auf Grund der schönen Aussicht hinunter nach Innsbruck und einigen kurzen Kletterstellen in recht gutem Fels, lohnt sich seine Begehung auf jede Fall. Der Übergang von den Hinteren Brandjochspitze zur Hohen Warte ist schon etwas ernsthafter auf Grund größerer Brüchigkeit und Ausgesetztheit. Klettertechnisch bewegt sich dabei alles bis maximal III-.


Als gemütliche Sonntagswanderer im Gegensatz zu so manchen anderen Hikrn (siehe z.B. hier und hier) haben wir natürlich die (erste) Gondel zur Seegrube genommen und sind nicht hochgelaufen; zum Glück sind wir in die Gondel noch reingekommen, voll wars wegen den vielen Innsbrucker Klettersteigern.

Von der Seegrube quert man lange rüber bis unters Brandjochkreuz. Dieses wird über einen grasigen südöstlichen Rücken auf einer Pfadspur erreicht. Hier eröffnen sich bereits schöne Tiefblicke hinunter nach Innsbruck. Jetzt geht es auf dem Brandjoch-Südgrat weiter. Immer wieder kurze, unschwierige Kletterstellen; einmal wird ein Gratzacken über einen kurzen Kamin abgeklettert (II), dann erklimmt man einen Grataufschwung über einen etwas längeren Kamin (III- laut AV-Führer). Schließlich folgt noch ein Spreitzschitt/Sprung über einen nicht sehr schwindelerregenden Spalt (wieder III- laut AV-Führer) und schon steht man unter den beiden Brandjochspitzen.

Links geht es nahe am Grat hoch auf die Hintere Brandjochspitze (I). Im Abstieg von selbiger Richtung Westen stößt man bald auf einen Abbruch, wo ich nordseitig abgeklettert bin und über ein Band wieder zum Grat gequert habe (III-, brüchig und etwas ausgesetzt). Es gibt hier wahrscheinlich auch Alternativen, aber so sagt es uns der große Vorsitzende (aka AV-Führer). Dann hält man sich am Grat, wobei etwas später direkt am Grat ein Abbruch abgeklettert wird (III- und natürlich wieder brüchig). Im Folgenden kommt man zu einem südseitig zurückgesetzen Gratturm, der nordseitig steile ungangbare Felswände aufweist. Vor diesem klettert man südseitig etwas links vom Grat ab (II) und umgeht den Turm südseitig. Jetzt ist man an der tiefsten Stelle im Grat und steigt direkt am Grat auf bis zur Hohen Warte (maximal II).

Der weitere Gratverlauf zum kleinen Solstein sieht eigentlich sehr einladend aus. Auf schmaler Schneide soll es bis kurz unter den Solsteingipfel gehen und dann links über ein Band südseitig raus (III-). Da wir heute aber bald nach Innsbruck zurück wollen, muss dieser Abschnitt leider aufs nächste mal warten.

Der Normalweg von der Hohen Warte im Abstieg ist gut markiert und sucht geschickt die am besten gangbaren Passagen der seichten brüchigen südseitigen Rinne, die zwischen Hoher Warte und kleinem Solstein hinuterzieht. Schließlich quert man auf dem bereits bekannten Weg zurück östlich zur Seegrube (unsere Wahl für heute) oder steigt über die Höttinger Alm (leckeres Essen) direkt nach Innsbruck ab. 

Geologische Ergänzungen: Die Innsbrucker Nordkette bis zum großen Solstein ist Teil der Solsteinantiklinale, der südlichsten Falte der Inntaldecke, und besteht im Gipfelbereich aus Wettersteinkalk, der sich vor etwa 230 Millionen Jahren auf einem Kalkriff und der dahinter liegenden Lagune gebildet hat. Im Kamm ist die berühmte Felsnadel Frau-Hitt dafür eine Ausnahme, sie besteht aus älterem sogenannten alpinen Muschelkalk. Wenn man die Tour weitergeht und den kleinen Solstein überschreitet, kommt man im Abstieg an einer rechtsseitigen Seitenverschiebung vorbei, die sich im späten Oligozän/frühen Miozän (etwa vor 22 Millionen Jahren) gebildet hat. Damals ist grob gesprochen im Zuge der letzen großen nord-südlichen Alpenfaltung das Karwendelgebirge ostwärts hinausgequetscht worden. Das gleiche Phänomen, das zur zeitgleichen Öffnung des Tauernfenstern geführt hat, nur in viel kleiner.
Wenn man von der Brandjochspitze Richtung Solstein blickt, sieht man rechts unterhalb gut die steil nordwärts einfallenden Schichten der Sattelstruktur.

Tourengänger: frehel


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