Großer Rauchkofel 3100m - Ins rechte Licht gerückt


Publiziert von georgb , 8. Juli 2015 um 10:46.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 7 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1550 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bruneck-Percha-Mühlbach-Parkplatz Badl
Kartennummer:tabacco Pustertal

Über den Großen Rauchkofel weiß man nicht viel und das Wenige ist zudem falsch! Es gilt ein paar Dinge zurechtzurücken, deshalb mache ich mich nach Jahren noch einmal auf den Weg zu dem verkannten Gipfel. Schon länger sind mir Zweifel gekommen, was die Höhenangabe und Gipfelmarkierung in der tabacco-Karte betrifft, deshalb habe ich mir für heute das neueste Höhenmessermodell ausgeliehen und mich als Landvermesser betätigt ;-)
Der einzige Führer aus dem Jahre 1981! in dem der Große Rauchkofel überhaupt vermerkt ist, schreibt, dass seine Besteigung nur im Zuge einer Überschreitung lohnend erscheint. Diesem Mythos werde ich heute ein Ende setzen, denn erstens ist die Überschreitung von Westen eine extrem heikle Angelegenheit (geworden?) und zweitens steht er als eigenständiger Gipfel dem viel berühmteren Fensterlekofel in nichts nach.
Natürlich hat er nicht die markante Form und die Aura des gelegentlich begangenen Nachbarn, aber im Gegensatz  zu ihm besteht er meist aus griffigen, stabilen Platten, die reinsten Klettergenuss bieten im Vergleich zu dem Harakiribruch gegenüber.
Der Zustieg bis zur Althausscharte ist gleich, siehe die Berichte von ADI hier und mir selbst hier. Schon jetzt zeigt mein Höhenmesser über 3050m, deutlich mehr als angegeben, meine Zweifel waren berechtigt. Es beginnt eine abwechslungsreiche und anspruchsvolle Gratkletterei Richtung Westen über die Rauchkofelschneide, ADI hat dazu ein tolles Foto gemacht hier. Es werden ein paar Zacken überstiegen, mit zwei, drei  Schlüsselstellen im unteren 3. Grad. Doch wie gesagt, die Granitplatten scheinen mir recht zuverlässig, danebengreifen oder treten sollte man natürlich trotzdem nicht ;-)
Die Anzeige bleibt bei 3100m stehen, wie vermutet, ist der Rauchkofel deutlich höher, als tabacco angibt.  Am Gipfel steht eine kleine Kopie des Kreuzes vom Fensterlekofel (ebenfalls aus den Teilen eines einst abgestürzten Flugzeugs bestehend), in dem eigens dafür angeschweißten Behälter findet sich allerdings nichtmal ein Gipfelbuch, für wen auch? Nur eine "liegengelassene" alte Zigarettenkippe zeugt von einer Besteigung. Kein Grund, sich lange aufzuhalten, ich will den Rückweg schnell hinter mich bringen. Die Orientierung ist zwar einfach, aber manche Stelle fordert volle Konzentration und kräftiges Zupacken. Erst an der Althausscharte finde ich Muße für eine Rast und Stärkung. Ab hier sind sogar rote Markierungen sichtbar, ein Pfeil zeigt nach unten, man hat sie im Abstiegssinn angebracht!? Doch selbst ohne Markierungen ist immer eine mehr oder weniger deutliche Trittspur sichtbar, erstaunlich.
An der Weißen Nase bietet sich als Abstiegsvariante rechts ein weites Geröllfeld an, das direkt zur verfallenen Hochalm auf 2233m führt. Ich spare mir so zwar etwas Zeit, aber für die Knie wäre der Aufstiegsweg dankbarer gewesen ;-). Auf verschiedenen Spuren, intuitiv, erreiche ich den markierten Steig zurück zum Badl, wo schon Vinzenz mit einer kräftigen Portion Kaiserschmarrn wartet. Die habe ich auch nötig, denn ein Spaziergang war der Große Rauchkofel nie und jetzt mit 60 Höhenmetern mehr ist er sogar noch anstrengender geworden ;-)


Tourengänger: georgb


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Kommentare (1)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 8. Juli 2015 um 12:16
Hi, Georg!

Auch sehr interessanter Bericht.
Da hast Dich ja als Landvermesser betätigt.....klasse!

Über diese Berge gibts leider nicht viel....Dein schöner Bericht bringt da schon Licht in diese einsame Ecke....

Beste Grüße...

ADI


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