Bälmeten 2416m via Schnüer


Publiziert von Bergamotte , 6. Juli 2015 um 17:28.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 5 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:http://schwandibahn.ch (fährt nur am Wochenende)
Kartennummer:1192 Schächental (R. 324, 322)

Vor meinen grossen Ferien - zur Abwechslung mal ohne Berge - soll das Prachtswetter für eine letzte Tour ausgenützt werden. Am Vortag auf der Chli Windgällen waren mir die Gipfel im Norden, der Hoch-Fulen-Gruppe, aufgefallen, für mich bisher Terra Incognita. Ein kurzer Blick auf die Karte und der Aussichtsbalkon des Bälmeten war als Tagesziel auserkoren. Um die ganze Chose zu einer rassigen Rundtour aufzupeppen entschied ich mich für einen Aufstieg durch die Schnüer, welcher offenbar weiterhin von Gamsjägern genutzt wird.

Informationen zur Schnüer-Route konnte ich keine finden. Die paar Worte im Urner Alpinführer sind - wie so häufig beim Thema Alpinwandern - nutzlos. So erwähnt Toni Fullin zwar das namensgebende Band und den Ausstieg übers Wurmälpeli, doch über den äusserst luftigen Mittelteil schweigt er sich aus. Es überrascht somit nicht, dass die Route mit T4 deutlich zu einfach eingeschätzt wird.


Die gute Nachricht vorweg, das Schwandi-Bähnli ab Erstfeld verkehrt nach einjährigem Unterbruch seit diesem Sommer wieder, aber nur am Wochenende. Ab Obers Schwandi (1113m) führt ein zunächst passabler (nicht markierter) Weg Richtung Lochertal, einer im oberen Teil steinigen Runse. Doch nach wenigen Minuten hab ich die Trittspuren verloren. Ich schenk mir die Sucherei und steig direkt die steile Runse bis an den Wandfuss hoch. Hier befindet sich der Einstieg ins Schnüer-Band. Wichtig: Unbedingt bis ganz an den Wandfuss aufsteigen und nicht bereits vorher in das untere, breitere Band abzweigen. Der Einstieg ist mit einem gelben Pfeil deutlich markiert.

Die Schnüer selber lassen sich erstaunlich einfach begehen (T4), vereinzelt sind Trittspuren zu erkennen. Das rauhe Gelände macht die Sache aber äusserst schweisstreibend. Es empfiehlt sich, immer in Wandnähe zu bleiben und sich nicht nach unten (Westen) abdrängen zu lassen. Man findet an der Wand auch einzelne Markierungen. Vor allem läuft man nicht Gefahr, den Ausstieg aus dem Band zu verpassen, welcher wiederum mit einem Pfeil deutlich markiert ist. Hier beginnt der anspruchsvolle Durchstieg ins Wurmälpeli. Zwei fast senkrechte Felspartien lassen sich hierbei nur mit den vorhandenen Hilfsmitteln (Seile, Eisenbügel) überwinden. Schwindelfreiheit ist ein absolutes Muss, wenn man teils senkrecht über die schmalen Bügel mit den sportlichen Abständen hochsteigt. Hier runter? Nein danke. Den Einstieg würde man von oben ohnehin nicht finden. Aufgrund der Ausgesetztheit mindestens T5.

Die zweite Felspartie endet am Fuss eines dichten Legföhrenwaldes. Wegspuren kann ich beim besten Willen nicht entdecken. So beisse ich in den sauren Apfel und würge mich durchs Dickicht, teils sogar kriechend, ins Wurmälpeli hoch. Die Alp wurde längst aufgegeben und ist stark vergandet. So darf ich auch hier nochmals Legföhren umarmen. Immerhin, die Wegspuren (gemäss LK) sind zwar nicht mehr als solche zu erkennen, doch eine schmale Schneise im Dickicht blieb übrig. Ziemlich geschafft erreiche ich den Schwarz Grat bei P. 1993, wo ich dankbar auf offizielle Wanderwege treffe. Den Umweg von ca. 25 Minuten zum Griggeler (2021m) und retour lasse ich mir nicht entgehen. Das wäre übrigens ein formidabler Biwakplatz.

Zurück im Pässchen P. 1993 folge ich der wbw-Route, welche den Bälmeten (2416m) von Norden bezwingt. Aufgrund einiger luftiger Kraxelstellen (mit Ketten ausgerüstet) ist die T4 durchaus gerechtfertigt. Nach langer Mittagsrast auf dem grossen Plateau (noch so ein schöner Biwakplatz) steige ich zunächst nach Westen über den Bälmeter Grat ab, um dann gemütlich wieder Obers Schwandi (1113m) zu erreichen.


Zeiten
2:20  Schwarz Grat P. 2021
1:10  Bälmeten
1:35  Schwandi

Tourengänger: Bergamotte


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Kommentare (3)


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Zaza hat gesagt:
Gesendet am 6. Juli 2015 um 17:32
Interessante Sache, das muss ich unbedingt mal anschauen gehen! Wir wollten diese Route vor 5 Jahren mal probieren und wurden dann eingeschüchtert von den intensiven Warnungen der (mittlerweile verstorbenen) Seilwartin von Schwandi...

Danke für die gute Dokumentation!

LG, zaza

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. Juli 2015 um 17:38
Ist gern geschehen. Tatsächlich war Dein Kommentar das einzige, was sich mit einer Google-Suche auf die Schnelle zum Thema finden liess. Aus meiner Sicht war es sicher vernünftig, den Warnungen der Frau Furrer seelig zu folgen. In schmierigem Zustand würde ich den Mittelteil nur ungern begehen, ganz abgesehen von der Drecklerei im Legförenteil.

Felix hat gesagt:
Gesendet am 7. Juli 2015 um 20:15
dito: vielen Dank für deine Rekognoszierungstour - dies hatte wir auf der Karte bereits angeschaut, nun könnten wir es wagen; anregend sieht es ja aus

lg Felix


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