Auf dem Seeweg zur Zamangspitze


Publiziert von Grimbart , 9. Juli 2015 um 15:04.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum: 4 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 780 m
Abstieg: 780 m
Strecke:ca. 10,6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der S1 nach Bludenz und weiter mit der MBS bis Schruns.
Unterkunftmöglichkeiten:Wormser Hütte (DAV)
Kartennummer:Kompass WK-Nr 032 (Montafon)

Bei der Hitzewelle verzieht man sich entweder ins Freibad oder in die Berge. Entscheidet man sich für letzteres so ist ein früher Aufbruch oder ein Start so weit oben wie möglich ratsam. Da ich diesmal auf einen längeren Steilaufstieg verzichten wollte fiel meine Wahl auf eine Tour am Schrunser Hochjoch. Der Wormser Hütte wollte ich schon länger einmal ein Besuch abstatten und die Zamangspitze ist nicht nur ob ihrer Hüttennähe ein mehr als lohnenswertes Ziel.

Einsam ist man am Hochjoch nie – und das sowohl im Winter als auch im Sommer. Die Narben der Natur heilen dementsprechend langsam. Auf dem Seeweg erlebt man dabei regelrecht ein Wechselbad der Gefühle. Der Kontrast zwischen dem idyllisch gelegenen Schwarzsee und dem nur wenig höher, dafür inmitten des Skigebiets gelegenen Herzsee könnte nicht größer sein.

 

Mit dem „Muntafunerbähnle“ in Schruns kurz vor ½ 9 angekommen wartete gleich einmal ein kleiner Fußweg von gut 5 Minuten bis zur Talstation der Hochjochbahn. Die erste Bergfahrt lässt sich aber zeitgerecht erreichen, da auf den Anschlusszug aus Bludenz mittlerweile gewartet wird. Zu groß war der Unmut in den letzten Jahren als die Bahn dem einen oder anderen vor der Nase wegfuhr und eine halbe Stunde auf die nächste Bergfahrt gewartet werden musste.

Oben an der Kapellalpe schien sich ein perfekter Tag anzukündigen. Der Aufstieg zur Wormser Hütte über den Sennigrat lag noch vollkommen im Schatten. Doch ich wollte über den Seeweg aufsteigen und über den Sennigrat später am Nachmittag dann absteigen. Dabei blieb es auch trotz des verlockenden schattigen Aufstiegs.

Bei den Alphütten vorbei folgt man einem Fahrweg gerade hoch zu einem Wegweiser. Nach rechts geht’s zum Sennigrat, geradeaus zum Speichersee Kapell. Am halbvollen Speichersee vorbei ließe sich der Aussichtspunkt Surblies in die Wanderung einbauen. Es würde etwa ein Umweg von 5 Minuten bedeuten. Schließlich noch an einer Pumpstation für die Schneekanonen vorbei und das Skigebiet hat man hinter sich.

Es folgt nun eine schöne Traverse hinüber zur Karschwelle am Schwarzsee. Gesäumt von Alpenrosen und mit schönem Blick hinüber ins Lechquellengebirge und hinab zur Alpe Innerkapell war nach einigem auf und ab nach gut einer Stunde der herrlich gelegene Schwarzsee am Fuße des Hochjochs erreicht. Hier war nun einmal eine Rast angesagt.

Am westlichen Ufer des Schwarzsees entlang quert man im hinteren Teil des Kars den Zufluss und steigt danach über schöne Wiesenböden hinauf zum Wegweiser beim Skitunnel. Der Kontrast könnte auf so wenigen Metern nicht größer sein. Unter einem noch die heile Natur, vor einem das vom Wintertourismus gezeichnete Kar. Der Weg führt nun an einem zu verlanden drohenden Seelein auf die nächste Steilstufe zu. Diese wird linksseitig in zwei Kehren überwunden. Oben angelangt hat man den von Skipisten umgebenden Herzsee erreicht.

Da ich nicht unbedingt über die mit großen Geröllbollen gespickte Skitrasse aufsteigen wollte wählte ich einen kleinen Pfad der rechtsseitig über einen Geländerücken hoch zur Wormser Hütte führte. Für eine Einkehr war's mir aber noch zu früh. Ab hier ging es nun notgedrungen über die zum Teil noch schneebedeckte Skipiste in drei Kehren hoch zum Kreuzjochsattel und der neuen Bergstation der Seebliga-Panoramabahn, die den alten Sessellift ersetzt und im letzten Jahr errichtet wurde.

Oben am Joch wurden bereits Grasmatten ausgelegt, die die Bauwunden verdecken sollten. Auch fanden sich am Rand der Piste immer wieder Depots von mittlerweile braungefärbten Grasmatten. Im Aufstieg hatte ich mich zunächst noch über deren Verwendungszweck gewundert. Oben am Joch gab's dann die Aufklärung und Erinnerungen an den vierten Teil der „Piefke-Saga“ von Felix Mitterer wurden in mir wach, in dem die Tiroler den Müll unter ebensolchen Matten zu verbergen suchten um den Touristen die heile Welt der Tiroler Berge vorzugaukeln. Mehr als 20 Jahre später wird aus der damaligen Realsatire bittere Realität. Weit haben wir's gebracht!

Nun genug der Wehmut, denn ab dem Joch folgt einer der schönsten Höhenwege des Montafons hinüber zur Zamangspitze. Verwall, Silvretta und Rätikon vor Augen lustwandelt man in leichtem Auf und Ab über den Grat an den Fuß des schrofigen N-Grats. Dieser ist nur Geübten vorbehalten und wartet mit leichter Kraxelei auf. Da ich mich aber zu wenig mit diesem Aufstiegsweg beschäftigt hatte, nahm ich den Anstieg durch die steile W-Flanke.

Dazu folgt man unter einigem Höhenverlust dem rechten Steig und traversiert die steile W-Flanke. Vom tiefsten Punkt führt der Steig dann hoch zu einem kleinem „Felstörl“. Hier zweigt der Steig durch die W-Flanke ab. Geradeaus würde man zum Normalanstieg über den S-Grat gelangen. Der Aufstieg über die W-Flanke ist zwar kürzer dafür aber doch um einiges steiler.

Allzu geräumig präsentierte sich der Gipfel der Zamangspitze allerdings nicht. Bei größerem Andrang wird’s hier dann doch recht eng. Das Panorama hat's aber in sich. Über dem Schlappinerjoch war der Piz Kesch gerade noch so zu erkennen. Ein wenig deutlicher zeigten sich die zwei Granden der Samnaungruppe. Ganz zu Schweigen von den unzähligen Silvrettagipfeln. Auch wenn das Wanderherz im Aufstieg teils geblutet hat, hier oben wird man wieder belohnt.

Zurück zum Kreuzjochsattel ging's wieder auf demselben Weg. Zur Wormser Hütte nahm ich aber den Steig über das Kreuzjoch und den anschließenden Grat. Bei einem doch recht frischen Lüftchen war hier oben Siesta angesagt. Den aufkommenden Wind nützten auch einige Paraglider, die etwas unterhalb der Wormser Hütte starteten und im Anschluss ihre Kreise über dem Hochjoch zogen.

Im Abstieg nahm ich den Weg über den Sennigrat bzw. dessen mit Lawinenverbauungen gespickter W-Flanke. Ab der Bergstation am Sennigrat führt ein schön angelegter Steig in mehreren Serpentinen durch den mit Alpenrosen übersäten Hang hinunter in Richtung Kapellalpe. Zunächst hält sich der Steig noch von den Lawinenverbauungen fern. Diese werden dann in etwa der Hälfte des Abstiegs gekreuzt. Der untere Teil des Weges führt dann wieder abseits der Lawinenverbauungen in Kehren hinunter zu einem Alpweg. Auf diesem geht’s dann hinaus zur Kapellalpe. Zum Schluß kürzt man den Fahrweg noch über eine Wiese ab.

Wer mit Öffis nach Schruns angereist ist sollte für die Talfahrt einen Puffer von gut ½ Stunde in seiner Planung berücksichtigen. Für die Talfahrt alleine sind in etwa 20 Minuten zu veranschlagen. Dazu kommt noch der 5-minütige Fußweg zum Schrunser Bahnhof.

 

Gehzeiten:

Kapellalpe, Bergstation – Schwarzsee (ca. 55'') – Herzsee Kreuzjochsattel (ca. 55'') – Zamangspitze (ca. 35'') – Kreuzjoch (ca. 45'') – Wormser Hütte (ca. 10'') – Sennigrat – Kapellalpe, Bergstation (ca. 50'')


Tourengänger: Grimbart


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»