Handschuhspitzen, Hochwannig Nordgrat ("leichte" Variante)


Publiziert von trudylein , 1. Juli 2015 um 21:00.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum:30 Juni 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1070 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:15km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Leider nur mit Auto sinnvoll

An einem herrlich schönen Sommertag ging es über die Handschuhspitzen auf den Hochwannig und über den Nordgrat wieder ins Tal.

Das Fazit kommt diesmal zum Anfang: Wenn ich den Grat nochmal machen würde, dann nur im Aufstieg. Leider ist er überall nur im Abstieg beschrieben, weshalb wir dachten, dass es einen Grund gibt, den Grat nicht im Aufstieg zu machen. Sowohl die Schwierigkeit der Routenfindung als auch die psychischen Anforderungen dürften im Aufstieg aber wesentlich reduziert sein. Außerdem wäre der Anstieg durchs Steilgras der Ostflanke viel angenehmer für die Knie. Mit der hier vorgestellten Variante hat man auch eine Alternative, falls man die Schlusskletterei nicht schafft. 

Der beigefügte GPS-Track soll lediglich der groben Orientierung dienen. Durch die Bearbeitung hat es die Höhenangaben und die Streckenangabe in dem Track etwas zerhauen. 

Zu der Tour sind bereits weitere Tourenberichte vorhanden (z.B. http://www.hikr.org/tour/post35694.html und http://www.hikr.org/tour/post82015.html). Außerdem gibt es eine kurze Beschreibung in Mark Zahels Buch "Alpine Bergtouren Wetterstein und Karwendel). Deshalb beschränke ich mich im Folgenden im Wesentlichen auf Zusatzinfos und auf die Beschreibung einer leicht vereinfachten Route, die wir gewählt haben. Achtung: die angegebene Kletterschwierigkeit (I) bezieht sich auf die von uns gewählte vereinfachte Route!

Los ging es um 10 Uhr an der Bergstation der Marienbergbahn (Start unten ca. 9:30 Uhr). Dann weiter über den anfangs beschilderten Pfad zu den Handschuhspitzen und dann entlang eines notdürftig markierten Steiges zum Hochwannig. Dort Ankunft ca. 13:45 Uhr (geht vermutlich wesentlich schneller, aber wir haben immer wieder Rinnen für Skiabfahrten im Winter ausgekundschaftet).

Um 14:15 Uhr dann weiter Richtung Nordgrat. Die folgenden Richtungsangaben beziehen sich auf die Abstiegsrichtung. Vom Gipfelkreuz schwachen Pfadspuren in Richtung Norden folgend links um eine Erhebung (oder kann man das schon Nebengipfel nennen?) mit einer Antenne herum. Dann weiter in Richtung einer leichten Kuppe. Von dort sieht man bereits die berücktigte Eisenstange, die den Einstieg markiert. Nun einen schottrigen Abhang hinunter und man steht man nun an einem Felsabbruch.

Hier hat mein Begleiter nun verschiedene Möglichkeiten ausgekundschaftet. Eine kleine Einschartung rechts von der Eisenstange birgt eklig schottriges II+-Gelände (nicht empfehlenswert). Direkt an der Eisenstange kann man durch mehr oder weniger gutes IIer-Gelände abklettern. Wir haben uns aufgrund meiner limitierten Kletterkenntnisse für "Mogeln" entschieden: links (also westlich) um die Erhebung herum durch schottriges, aber nicht absturzgefährdetes Gelände. Vorsichtig tretend balanciert man die ersten Meter gen Tal. Vermutlich liegt hier im Frühsommer noch Schnee. Nach einer kleinen Rinne dann rechts einem mehr oder weniger deutlichen Band folgend erreicht man dann wieder den "richtigen Grat". Im GPS-Track deutlich zu erkennen. Diese Alternative könnte vor allem im Aufstieg attraktiv sein, da man so die Möglichkeit hat, das schwierigste Stück zu umgehen. 

Nun weiter dem Grat folgen, an schwierigen Stellen weicht man meist rechts aus. Das Gelände ist extrem bröselig und steinschlaggefährdet. Kletterschwierigkeiten gerade noch I. Stellenweise Tendenz zu II. Wir haben viele viele Steine losgetreten. Zunächst geht es erst einmal gutmütig weiter, bis man dann an einen markanten Felsaufbau mit einer tiefen Einschartung gelangt. Da ich den IIer Bereich am Anfang umschifft haben, war dies der schwierigste Teil des Grates für mich: sehr schottrig, nichts ist fest. Hier haben wir z.B. einen gigantischen Stein losgetreten, der bombenfest ausgesehen hat - Hui das hat gescheppert. Wer nervlich schon am Ende ist sollte in der Einschartung die Gelegenheit wahrnehmen und in Richtung Bergele absteigen. 

Wir sind jedoch weiter über den Felsaufbau und haben uns im Zickzack durch diesen hindurch getastet. Steinmännchen sind kaum vorhanden, deshalb muss man hier nach Gefühl vorgehen. Nun nochmal über unangenehme Grasschrofen um ein paar zackige Graterhebungen rechts herum. Direkt unter dem Schotter ist ein leicht ausgetretenes Band zu erkennen, dass dann hoch zu einer Erhebung nach den Zacken führt. Sobald man oben angekommen ist, hat man das Nervenaufreibende (aber noch nicht das Nervige) geschafft.

Nun geht es zunächst ein paar Meter den schönen Grasrücken entlang, bis man dann rechts durch Latschengassen (beobachtet durch viele Gämsen) über unangenehmes Steilgras ins Tal hinunter steigt. Es sah so aus, als könnte man auch in westlicher Richtung Richtung Nassereither Alm absteigen. Das Gelände sah dort deutlich flacher aus und ist im Abstieg vermutlich wesentlich (!) angenehmer als die Ostflanke. Im Westen hat man zwar entweder einen Gegenanstieg vor sich oder einen längeren Hatscher über eine Forststraße, aber der östliche Abstieg war wirklich kein Spaß für Knie, Knöchel und den Allerwertesten (man rutscht ständig aus und tritt in tiefe Löcher). 

Unten angekommen dann noch Pfad gesucht (nicht mehr erkennbar) und irgendwann auf den normalen Weg gelangt. Der restliche Abstieg (über Alplgrat und Skipiste) war für mich dann eine Tortur, da ich mir am Grat ein Muskel gezerrt habe. Deshalb sind wir auch erst um 19:15 Uhr im Tal angekommen. 


Tourengänger: phyzard, trudylein


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