(UNESCO-Welt-)Kultur-Spaziergänge in Mähren


Publiziert von PStraub , 20. Juni 2015 um 17:32.

Region: Welt » Tschechien
Tour Datum:15 Juni 2015
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 4 Tage

Die Tschechische Republik bemüht sich so offensichtlich wie kaum ein anderes Land um die Aufnahme seines kulturellen Erbes in die UNESCO-Welterbeliste. Zurzeit sind 12 Stätten in der Liste, für weitere 18 läuft die Evaluation. - Irène und ich haben in Mähren ein paar davon besucht. 
 
Mähren ist der südöstliche Landesteil Tschechiens, der Name stammt vom Fluss Morava (March), der in der Nähe des Altvaters (1492 m) entspringt und bei Bratislava in die Donau mündet. Irgendwo zwischen Olmütz und Mährisch Ostrau überquert man eine kontinentale Wasserscheide, etwas nördlich von Mährisch Ostrau fliesst die Ostravice, die der Stadt den Namen gegeben hat, in die Oder.
Sowohl die March bei Olomouc und Kroměříž als auch die Oder bei Ostrava sind für unsere Begriffe eher kümmerliche Gewässer, allerdings lassen die Uferverbauungen ahnen, dass das manchmal ganz anders ist.
Ganz Mähren ist hügelig, immer gehts auf und ab und man weiss eigentlich nie, in welche Richtung die Hügelzüge und Flussläufe gehen. Geologisch bildet es den östlichen Rand der Böhmischen Masse, einem variskischen Rumpfgebirge. Der Landek bei Ostrava, schon jenseits der Oder, ist deren östlichster Punkt.
 
Fast jede Stadt der Region hat gotische oder gar romanische Gebäude, zumindest eine Kirche. Im Innern sind jedoch alle mehr oder minder schlimm barockisiert. 
Der Grund liegt in der wechselhaften religiösen Vergangenheit: Während den Hussitenkriegen im frühen 15. Jhd. wurden viele Klöster und Kirchen fast völlig zerstört, teilweise im Zuge der Gegenreformation wieder aufgebaut und barock ausgestattet und erst in den letzten 150 Jahren neugotisch "zurückgebaut".
 
15. Juni: Brno/Brünn
Brünn ist mit knapp 400'000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt Tschechiens. Es hat eine hübsche Altstadt und eine Unmenge von Theatern und Museen. Lohnend ist eine Wanderung hinauf zur Festung Špilberk, von wo man einen schönen Blick über Stadt und Umgebung hat. 
In der Abtei St. Thomas jenseits des Festungshügels lebte Gregor Mendel, der "Vater der Genetik". 
 
Villa Tugendhat in Brünn 
Die Villa Tugendhat ist die bekannteste Villa des Architekten Mies van der Rohe, sie wurde 1929–1930 erbaut. Die Villa wurde während des Zweiten Weltkriegs und danach bis in die 1980er Jahre zweckentfremdet, ist aber heute wieder rekonstruiert und zugänglich.
(UNESCO-Text, Aufnahme in Liste 2001)
 
 
Olmütz war bis ins 17. Jahrhundert das Zentrum Mährens und ist bis heute Sitz eines Erzbistums. Die Altstadt mit vielen historisch wertvollen Bauten liegt auf einem Felssporn über der March und wurde sorgfältig restauriert. 
 
Dreifaltigkeitssäule in Olmütz
Die Dreifaltigkeitssäule in Olmütz (Olomouc) ist von 1716 bis 1754 errichtet worden. Die Errichtung der Säule erfolgte aus Dankbarkeit für das Ende der Pest, daher auch Pestsäule genannt. Die etwa 35 m hohe Säule stellt das höchste bildhauerische Kulturdenkmal in Tschechien dar und besitzt eine kleine Kapelle.
(UNESCO-Text, Aufnahme in Liste 2000)
 
Kremsier ist eine Kleinstadt, knapp 50 km südlich von Olmütz. Die Fürstbischöfe von Olmütz residierten vorwiegend hier und liessen sich prunkvolle Gärten und Paläste bauen, die in neuerer Zeit immer wieder als Kulisse für historische Filme, unter anderen für "Amadeus", genutzt wurden. 
 
Schloss Kroměříž (Kremsier) mit Schlosspark und Blumengarten
Der frühbarocke erzbischöfliche Palast (Schloss Kremsier) in Kroměříž, der anschließende Schlosspark und der Blumengarten sind die wichtigsten Kulturdenkmale von Kremsier (Kroměříž).
(UNESCO-Text, Aufnahme in Liste 1998)
 
 
Ostrau ist die drittgrösste Stadt Tschechiens und liegt nur wenige Kilometer südlich der polnischen Grenze. Die Stadt war das Zentrum der Schwerindustrie der Region und darum eine der schmutzigsten Städte Europas. Allerdings wurden in den letzten Jahren nach und nach die Kohleminen und Stahlwerke stillgelegt. Gut für die Luft, aber schlecht für die Wirtschaft: Das früher reiche Ostrava gilt mittlerweile als Armenhaus Tschechiens; nirgendwo fallen einem so viele Obdachlose und Roma auf wie hier.
Es gibt Bemühungen, den Tourismus anzukurbeln. So gibt es Führungen in ehemaligen Eisenhütten und Kohlebergwerken. 
Eines der Projekte umfasst den Landek-Hügel. Hier gibt es gleichzeitig Funde einer Mammutjäger-Siedlung von vor 30.000 Jahren und die Förderanlagen eines der ertragsreichsten Kohleflöze Europas. Die Mine ist stillgelegt und kann jetzt besucht werden. Man nimmt an, dass die Kohle, die bis an die Erdoberfläche reichte, bereits in der Steinzeit als Brennmaterial verwendet wurde.

Für einen Überblick über die Stadt ist der Besuch des "Neuen Rathauses" ein Muss. Von der Aussichtsplattform auf 73 m Höhe sieht man die Stadt und die Anlagen und Abraumhalden der Minen und Stahlwerke rings um das Zentrum.
 
 
Saar, Teltsch und Trebitsch sind kleine Städte im westlichen Mähren. Teltsch und Trebitsch sind irgendwann 'aus der Geschichte gefallen' und haben so grosse Teile der historischen Bausubstanz erhalten. 
In allen drei Orten waren zwar Schulklassen zu sehen - auch in Tschechien herrscht jetzt Schulreise-Schlussspurt - doch kaum ausländische Besucher.
 
Die Kulturerbe-Kapelle bei Saar ist winzig und baulich in einem recht erbärmlichen Zustand.
 
Die romanische Kirche St.-Prokop in Trebitsch verdankt ihren vergleichsweise gut erhaltenen Zustand vorwiegend dem Umstand, dass sie erst in neuerer Zeit wieder als solche genutzt wird.
 
Johann-Nepomuk-Wallfahrtskirche Zelená Hora bei Žďár nad Sázavou
Die Wallfahrtskirche des Heiligen Johannes von Nepomuk ist eines der wichtigsten Gebäude des Barock-Architekten Johann Blasius Santini-Aichel. Die Kirche wurde im Stil der Barockgotik in den Jahren 1719-1722 auf dem Grünen Berg bei Saar (Žďár nad Sázavou) erbaut.
(UNESCO-Text, Aufnahme in Liste 1994)
 
Altstadt von Telč (Teltsch)
Die historische Innenstadt und die Altstadt von Teltsch (Telč) bilden eine der wertvollsten städtischen Denkmalreservate in Mähren. Das dominierende Baudenkmal der Stadt ist das Schloss im Renaissancestil, zum Welterbe gehört auch die Altstadt mit der Kirche der Gottesmutter.
(UNESCO-Text, Aufnahme in Liste 1992)
 
Jüdisches Viertel und St.-Prokop-Basilika in Třebíč (Trebitsch)
Das Jüdische Viertel von Trebitsch (Třebíč) und die Basilika St. Prokop sind Bestandteil der Welterbeliste. Zum Jüdischen Viertel gehören das Rathaus, Schulen, Armenhäuser, eine Synagoge und der alte jüdische Friedhof.
(UNESCO-Text, Aufnahme in Liste 2003)

Den Rückflug-Tag verbrachten wir noch in Wien. Im dortigen Gewimmel lernte man die Beschaulichkeit der vorher besuchten Orte erst richtig zu schätzen!

Irènes Hotyoga-Blog über die Studios in Brünn, Olmütz und Ostrau.
 

Tourengänger: PStraub


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