Über die Hippenspitze (2362 m) von Scharnitz nach Innsbruck


Publiziert von gbh , 16. Juni 2015 um 21:54.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:28 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:30
Aufstieg: 2091 m
Abstieg: 2436 m
Strecke:30 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der Karwendelbahn nach Scharnitz

Die Hippenspitze im Nordgrat der Brandjochspitze ist ein perfekter Gipfel für ambitioniertere Karwendelliebhaber, denen die schwierigeren Touren im II. und III. Grat zu heikel sind, die sich aber gerne einmal abseits der Standardgipfel und der ausgetretenen Wege (bzw. überhaupt im weglosen Gelände) bewegen wollen. Trotzdem der Gipfel nur sehr spärlich Besuch erhält, gibt es hier mittlerweile schon drei Tourenbeschreibungen, allerdings keine für die hier beschriebene Variante im Rahmen einer Karwendeldurchquerung von Scharnitz nach Innsbruck - ein anspruchsvolles, aber gut machbares Projekt für eine Tagestour.

Start beim Bahnhof in Scharnitz Richtung Karwendeltäler, dann zweigt man bei der ersten Gelegenheit (Wegweiser) nach rechts auf den Isarsteig am gegenüberliegenden Ufer ab. Hübscher als auf der Straße auf der anderen Flussseite, durch das viele Auf und Ab aber recht anstrengend und mit ca. 50-100 Zusatzhöhenmetern führt der Weg - zuerst als Steig, dann als Fahrweg - bis zum Beginn der Gleirschklamm.

Von hier auf dem Klammweg, einfach und nie ausgesetzt, durch die anfangs spektakuläre, später sanftere Klamm, bis der Steig in den Gleirschtal-Fahrweg einmündet. Der hier nur mehr wenig ansteigende Fahrweg, der mit dem Mountainbike zügiges Vorankommen erlaubt, ist für den Fußgänger etwas mühsam, es zieht sich lange, bis man endlich die Amtssäge erreicht.

Hier wendet man sich rechts ins Großkristental und wandert auf einem weiterhin wenig ansteigenden Fahrweg an der Kristenalm bis zu einer Jagdhütte, bei der der Gipfelstürmerweg Richtung Frau-Hitt-Sattel abzweigt (bis hierher 4 h).

Nun wird der Weg abwechslungsreicher, als netter Steig führt der Gipfelstürmerweg zuerst durch den Wald, dann auf eine freie Wiese, von der aus man erstmals den gesamten weiteren Weg zur Hippenspitze einsehen kann.

Wo der Gipfelstürmerweg fast eben nach links hinüberzieht (bis hierher 5 h), hält man sich weglos weiter bergwärts. Am besten orientiert man sich hier links entlang des schwach ausgeprägten NW-Rückens (einzelne Steinmänner) und steigt anfangs noch flach, später steil, aber sehr gut gangbar (feste Graspolster und Steine) höher. Rund 50 Höhenmeter unterhalb vom Grat wird es felsiger, an den ersten Schrofen geht man noch links durch Gras vorbei, dann kann man durch eine Rinne rechts über leichte Schrofen (I) zum N-Grat hinaufsteigen.

Der weitere Weg zum Gipfel führt immer entlang des nur wenig ausgesetzten und nicht allzu schwierigen (nicht mehr als I), aber brüchigen Grats. Unangenehmste Stelle ist eine Scharte, die man etwas unterhalb auf der rechten Gratseite durch eine unangenehm bröslige Rinne quert. Zuletzt etwas links vom Grat unter den Gipfel und durch eine schrofige Rinne zum kleinen Kreuz (6 h). Obwohl der Gipfel deutlich niedriger liegt als die umliegenden, ist die Aussicht beeindruckend, sowohl in die nahen Nordwände von Brandjoch und Solstein als auch nach Norden und Osten ins Karwendel hinein.

Im Abstieg kurz am Grat zurück bis zur erwähnten Rinne, durch die man - die ersten Meter noch vorsichtig auf unangenehm rutschigem Untergrund - teilweise im Schotter abfahren kann; einen felsigen Abschnitt der Rinne kann man leicht rechts auf Grasschrofen umgehen. Am Ende der Rinne quert man dann nach rechts zum Aufstiegsrücken und erreicht über diesen wieder den Gipfelstürmerweg. Diese Abstiegsvariante ist allerdings vermutlich nur dann lohnend, wenn in der Rinne noch Schnee liegt, durch den man angenehm abfahren kann. Ansonsten ist der Schotter zu wenig, als dass man wirklich Zeit und Energie sparen würde, hier ist der Abstieg am Aufstiegsweg wahrscheinlich angenehmer.

Der Gipfelstürmerweg führt nun bergab ins Arzler Kar (hierher könnte man auch über eine Schotterrinne abkürzen, die etwas höher am NW-Rücken zur Hippenspitze ansetzt), nochmals durch eine bröslige Rinne in ein Schotterkar hinunter, dort dann gleich hinauf zu den Felsen und - anfangs am Drahtseil durch leichte Felsen - empor ins Frau-Hitt-Kar. Zuletzt ziemlich steil, aber trotz des Schotters gar nicht so mühsam in die Frau-Hitt-Scharte, von der man einen eindrucksvollen Blick auf Innsbruck genießt (8 h).

In der Scharte hält man sich rechts und steigt auf einem Steig durch eine etwas unangenehme, brüchige Rinne ab, hält sich dann am Steig links (immer Richtung Höttinger Alm), quert einige leicht ausgesetzte Felspassagen, dann führt der Weg ziemlich direkt hinunter zur Höttinger Alm (teilweise kann man auch über Schotterreisen abfahren).

Von der Höttinger Alm (sehr nette Einkehrmöglichkeit mit Blick über die Stadt) steigt man - über den Steig, der direkt gegenüber der Eingangstür beginnt - weiter direkt und steil durch den Höttinger Graben bergab, bis der Steig auf einen Fahrweg trifft. Auf diesem Fahrweg nach rechts, einen weiteren Graben queren, bis zu einem Weidegatter und danach links auf einem Steig bergab bis zum Höttinger Bild. Von hier entlang des Kreuzwegs zum Planötzenhof und in die Stadt hinunter.

Fazit: Eine beeindruckende, einsame Bergtour, die viele Höhepunkte bietet - die schöne Gleirschklamm, der alpine Gipfelanstieg, die einsame Karwendellandschaft in den Karen hinter der Nordkette -, dazwischen aber auch einige zähe Passagen, die die Selbstmotivationskünste auf die Probe stellen. Die Schwierigkeiten sowohl in Bezug auf die Orientierung als auch in Bezug auf Geh- und Kletterfähigkeiten halten sich in Grenzen, größer sind die Anforderungen an die Ausdauer. Entschärfen lässt sich die Tour diesbezüglich, wenn man entweder sehr früh startet oder sie an einem Tag im Angriff nimmt, an dem die Nordkettenbahn Abendfahrten anbietet (derzeit Freitag), sodass man von Frau-Hitt-Scharte nur in einer guten Stunde zur Seegrube queren und nicht die 1.700 Höhenmeter bis Innsbruck absteigen muss. Wie immer im Karwendel sollte man auf ausreichende Wasservorräte achten; bei der Kristenalm findet man einen Brunnen, danach bis zur Höttinger Alm nicht mehr.

Tourengänger: gbh


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