Kleiner Säuling (1895m) & Koflerjoch


Publiziert von AIi , 20. April 2015 um 19:46.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:19 April 2015
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: S - Fahrtechnisch schwere Tour
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m

Alle Jahre wieder - im Frühjahr sind die Südseiten gefragt, da diese mittlerweile schon bis 2000m stark ausgeapert sind. Perfekte Frühlingsbedingungen waren es trotzdem nicht, da von Freitag auf Samstag nochmal etwas Neuschnee gefallen ist.  Die hier beschriebene Tour war aber insbesondere deswegen für mich besonders, da sie sehr abwechslungsreich ist. Neben Anfahrt mit MTB und abschließendem richtigem Downhill kam mit dem steilen überschneitem Schrofengelände im Anstieg zum Kleinen Säuling auch der Bergsteiger auf seine Kosten.  Bei den stattlichen 2000hm am Abend bedankt sich auch noch die Kondition und bei der fabelhaften Aussicht ist der Genussmoment da.

Los gings am bereits gut gefüllten Parkplatz am Hotel Urisee bei Reutte. Die Forststraße hinauf zur Dürrenbergalpe ist im unteren Bereich etwas steiler, ab dem ersten Drittel sind es dann aber ideale Bedingungen für eine gute Zeit. Die 500hm brachte ich in 50 Minuten hinter mich, was doch ganz ordentlich ist. Die meisten Wanderer benutzten löblicherweise den Wanderweg, viele sind nämlich durch Zurufe wie: "Jez hosches glei gschefft, Bur!" und "Du bisch aba a ganz a Fixer" eine echte psychische Belastung.

Von der Dürrenbergalpe wanderte ich dann zunächst ein kurzes Stück Richtung Pflach bergab, bevor ich nach rechts in den Wanderweg zum Pflacher Älpele einbog. Dieser schmale aber schöne und einsame Pfad quert den kompletten Hang des Koflerjochs mit einigen Zusatzhöhenmetern. Dazu kommt, dass der Pfad auch ab und an in kalte Nordwinkel kommt, wo noch ein bockhart gefrorenes Schneefeld den Hang bedeckt. Dort Obacht!

Am Pflacher Älpele angekommen, beginnt der Anstieg zum anspruchvollsten Tagesziel, dem Kleinen Säuling.
Dieser ist nur durch eine wenig eingeschnittene Scharte vom Gipfelaufbau des Säuling getrennt, aber durch die gute Aussicht und das spezielle Gipfelkreuz auf jeden Fall einen Besuch wert. Zuerst steigt man vom Pflacher Älpele ein kleines Stück auf bis man zu einer Forststraße kommt. Von hier eröffnen sich drei Anstiegsmöglichkeiten: Die eine ist wie Andy84 (Link zum Bericht unten) ein paar hundert Meter Richtung Säulinghaus zu wandern und dann dem Brunstgrat mit ausweichen nach Südwesten in den Steilwald zum Kreuz zu folgen. Die anderen zwei Möglichkeiten gehen schneller sind aber auch anstrengender. Hier steigt man nämlich direkt von der Forststraße über einen der beiden vor einem liegenden Holzschläge und anschließenden Steilwald direkt zum Grat auf. Ich wähle angesichts der noch langen Tour nach dem Kleinen Säuling den rechten Holzeinschlag und gelange so relativ schnell zum Brunstgrat. Diesen verfolge ich dann knapp unterhalb des Grats im moderaten Steilwald nach oben, bis ich zu einer auffälligen breiten Schrofenrinne gelange. Diese gehts dann bei noch bei mäßigen Schwierigkeiten (T4 I) empor bis sich ein Fels in den Weg stellt. (Im oberen Teil hängen auch alte aber ganz solide Drahtseile) Hier bieten sich zwei Möglichkeiten an: Entweder links uneinsichtig aber einfach den Fels zum Grat hin umgehen (Normalweg) oder rechts durch eine schmale sehr steile und bei mir mit rutschigem Feuschtschnee bedeckte Schrofenrinne. Weil es bis hierhin mit der Wegfindung so gut geklappt hat, wars natürlich klar dass mich mein Orientierungssinn genau in die rechte Variante schickt. Ohne die Schneeauflage wärs vermutlich mit ner T5 getan, aber bei dem Feuchtschnee auf abschüssigen glatten Grasbüscheln?
Zumindest stelle ich dann am Ende der Rinne fest, dass ich etwas oberhalb ein paar Meter neben dem Kreuz stehe - mal eine positive Überraschung. Man kann auf dem Weg zum Gipfel auch direkt am ausgesetzten Grat bleiben, anhand des leichten Wegs direkt unterhalb, bringt man sich mit dieser Kletterei zumindest in meinen Augen unnötig in Gefahr.
Der Abstieg vom Kleinen Säuling erfolgt dann über den wesentlich einfacheren Normalweg (T4 I) zurück in die breite untere Schrofenrinne. Diese verfolge ich im Abstieg dann weiter bis ich einen kleinen aber sperrenden Felsriegel mit starkem Innmitleidenschaftziehen eines kleinen Tannenbäumchens abklettere. (II, kann aber auch einfacher seitlich im Wald umgangen werden)

Ein paar hundert Meter südwestlich vom Pflacher Älpele gelange ich dann wieder auf den Wanderweg, den ich zum Sattel zwischen Säuling und Koflerjoch verfolge. Von hier mache ich trotz ständigem Einbrechens in die durchfeuchtete Schneedecke noch einen kurzen Abstecher zum Zunderkopf - dieser ist mir bei meinem ersten Besuch im Oktober 2014 irgendwie etwas ans Herz gewachsen.

Zurück am Sattel folge ich einer Spur über den Grat weiter zum viel besuchten und aussichtsreichen Koflerjoch.
Bei meiner Ankunft am Gipfel wurde ich dann noch vor dem ersten Verschnaufen von einer betuchteren Bergsteigerin in perfektem Hochdeutsch etwas auffordernd gefragt: "Bist du über den Gratweg gekommen?"
Wenn sie noch nicht ganz erblindet ist, dann hätte sie mich wohl auf dem vom Gipfel gut einsehbaren Gratweg kommen sehen! Bevor ich eine Antwort wie: "Ja nee, is klar." oder auch ganz preußisch "NEIN, Ich bin geflogen" erwidern kann, siegt die Anstrengung der 2000hm und es bleibt bei einem ironisch betontem "Jaaaa".
Als selbige Dame ihrem Gatten dann gelehrig erklärt, der Thaneller sei der Hochvogel, muss ich beim trinken vor lachen laut prusten. Um mich weiteren Bergweisheiten zu entziehen setzte ich meinen Weg über den Dürrenberg und beide Sattelköpfe fort , bis ich wieder an der Dürrenbergalpe ankomme.
Das Highlight der Tour zumindest in Sachen Spaßfaktor war der Downhill über den Wanderweg wieder runter zum Urisee. Dieser ist zwar für Radfahrer verboten, ich wurde aber von den zwei Wanderergruppen nicht angemault.  Wenn man Fußgänger sieht muss man halt stark bremsen oder an Engstellen kurz anhalten - Im Bewusstsein diese nicht zu beeinträchtigen.

Anmerkung:
Ich hoffe mein Bericht besteht die neuerdings in den heißen Diskussionen vorgeschlagenen Qualitätsrichtlinien und die altklugen Kommentare halten sich in Grenzen.

Andy ist noch weiter zum Säuling

Die Jungs von festivaltour waren auch schon da

Lawinenlagebericht

Tourengänger: AIi


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Kommentare (2)


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Andy84 hat gesagt:
Gesendet am 20. April 2015 um 21:44
Schöne Tour,
der Übergang aufn Säuling hät wär au was für dich. Aber lieber ohne Schnee.
Am Säuling is übrigens gestern eine Bergsteigerin tödlich abgestürzt, des wird wahrscheinlich der Hubschraubereinsatz gewesen sein.
[www.all-in.de/nachrichten/polizeimeldungen/40-Meter-abgestue...]
VG Andy

AIi hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. April 2015 um 22:26
Ohne den Neuschnee hätte ich mir den Übergang noch angeschaut.
Der Hubschrauber war dann vermutlich zur Bergung/Rettung unterwegs. Der Säuling scheint eindeutig der Berg in den Ammergauer Alpen zu sein wo am meisten umkommen.
Bergunfälle sind immer tragisch und zeigen einem wie schnell es mit dem Gipfelglück vorbei sein kann. Seien wir froh um unsre Gesundheit.
VG Ali


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