Mühlbacher Jöchl 2983m - Die weiße Wand

Das Dienstagswetterglück hat uns verlassen. Gnadenlos ziehen schon am frühen Morgen dichte Wolken ins Pustertal. So beschließen wir einen Besuch bei Freunden im Mühlbacher Talile, dort finden wir sicher Trost und sie freuen sich vielleicht auch über Gesellschaft.
Auf den Skiern vom Parkplatz weg, am Badl vorbei, erreichen wir zügig die Heißalm, genügend Unterlage ist vorhanden. Der Blick richtet sich nach oben, auf der Suche nach Wolkenlücken und unseren vierbeinigen Freunden. Tatsächlich, auf 2300m lächelt uns das Mühlbacher Jöchl an und gleichzeitig grüßen die ersten Gämsen aus der Ferne. Mit diesem Energieschub steigen wir munter weiter an. Die Hänge steilen sich bald enorm auf, der frische Triebschnee hat sich leidlich mit dem Untergrund verbunden, erst ab 2600m wird das Geläuf kompakter und der Hang stabiler. Auch wenn sich jetzt ein dichter weißer Schleier wie eine Wand vor uns aufgebaut hat, lassen wir nicht locker. Die Orientierung ist klar, wir montieren die Eisen und nach endlosen Spitzkehren in knackig steilem Gelände stehen wir tatsächlich am Jöchl.
Von hier wäre es nur noch ein Katzensprung zur Schwarzen Wand, aber nicht in dieser Suppe. Vergeblich hoffen wir auf Auflockerungen und resignieren.
Doch auch die Abfahrt stellt uns vor eine Herausforderung. Die Aufstiegsspuren sind gerade noch zu erkennen. Voll konzentriert und mit verbissenem Blick schleichen wir uns Meter um Meter den abschüssigen Hang hinunter. Doch der Herr hat ein Einsehen und bald öffnen sich die Nebelschleier. Gerade noch für ein paar schöne Schwünge auf der butterweichen Unterlage. Weiter unten geben uns die Schneereste zwischen den Felsen die Route vor und ab der Heißalm führt uns der Forstweg sicher bis zum Badl. Lange halten wir es allerdings nicht aus auf der Terrasse, so ganz ohne Sonne, verwöhnt wie wir sind.
Adieu Freunde, bis zum nächsten Mal!