Cresta NW - Fragezeichen am Rosso


Publiziert von lorenzo , 14. Oktober 2008 um 00:05.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:12 Oktober 2008
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: V- (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Castello 
Zeitbedarf: 8:45
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Bignasco, Autostop nach Piano di Peccia
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Autostop ab San Carlo, cff logo Bignasco
Unterkunftmöglichkeiten:Bivacco sotto le stelle in der Cascina auf Piatto Cröis
Kartennummer:LK 1271; G. Brenna, Guida delle Alpi Ticinesi Ovest 1, CAS 1989; A. Cattaneo, Val Bavona - Magisches Tal, zauberhafte Berge, Salvioni 2000; C. Blum, D. Silbernagel, Best of keepwild, Panico 2006

Wer, wie G. Brenna, im Januar vom Val Bavona aus über dem Valle di Foiòi "die leuchtende Zinne des Rosso in einen tiefblauen Himmel hineinragen sieht, kann sich kaum vorstellen, dass es einen schöneren Berg gibt." So ist es denn auch kaum erstaunlich, dass er drei lohnende Kletterrouten in oft bestem Gneis über den S-Grat (WS, III+), den ENE-Grat (Costa della Pradèra) und den NNE-Grat (ZS, IV), sowie die ESE-Kante (Pioda dei Müna, S, VI) beschrieben hat. Letztere hat als "uno dei più interessanti itinierari d'arrimpicata delle Alpi Ticinesi" sogar Eingang in den Führer Best of keepwild gefunden. Während der NNE-Grat zum Hauptgipfel unter der Costa della Praderà zuletzt mit den Worten: "...und in zunehmend schönerem Fels auf den höchsten Punkt" beschrieben ist, steht zum NW-Grat des Vorgipfels P. 2552 nur folgendes geschrieben: "Der Grat, der von der Bocchetta S di Foiòi (P. 2392) in S-Richtung verläuft, kann von hier ungefähr 300m weit ohne Schweirigkeiten begangen werden, dann bäumt er sich senkrecht auf: von dieser Stelle zeigt sich der Rosso als kühne Pyramide."  Ein Foto von Aldo Cattaneo "Der Rosso (2604m) von Norden, von der Cresta del Piatto gesehen" bestätigt zwar diesen Eindruck, lässt einen aber über die tatsächlich zu erwartenden Schwierigkeiten ebenfalls im unklaren. Für mich Anlass genug, der mittlerweile fast schon mystisch anmutenden Sache selber einmal auf den Grund zu gehen.

Route: Ca. 150m W der Brücke von Piano di Peccia (1034m) zweigt ein Pfad nach S ab (Metallpfeil), dem man über Corte die Fondo (1624m) nach Piatto Cröis (1861m) folgt (blaue und rote Markierungen, T3). Hier kann in der hintersten Cascina biwakiert werden, Wasser gibt es entweder im Bach nebenan oder ca. 150m wegabwärts.
 
Von Piatto Cröis Richtung SE über die steilen, von Alpenrosenstauden und Felsblöcken durchsetzten Weiden von Ovi Piatto und die Blockhalden von Ganne del Piatto auf den Grat, der SE eines auffälligen Zackens erreicht wird (T4), und weiter Richtung SE zum Einstieg des Vorgipfel-NW-Grats (I-II). Der erste, unten leicht überhängende und dann senkrechte Aufschwung wird rechts umgangen: ca. 10m senkrecht an guten Griffen hoch, bis man unter einem Ueberhang ca. 2m nach links auf einen geneigten Absatz auf der Gratkante queren kann (V-, ausgesetzt, Fels nicht überall fest, gut absicherbar mit Kk u. Friends). In anregender Kletterei (II-III) weiter über den Grat, bis man nach einer "Linkskurve" eine ca. 10m hohe steil aufgestellte Platte erreicht, die links an guten Griffen (kurz überhängend) erklettert wird (IV-, absicherbar mit Friends). Schliesslich über ein schmales und ausgesetztes Grätchen (III) und leichtere Felsen auf den Rosso-Vorgipfel P. 2552. Weiter Richtung S über den schönen Blockgrat (II-III) nahezu horizontal zu einer ca. 15m hohen Stufe, die absteigend E umgangen, oder über die abgeseilt (Schlinge) werden kann. Nun über einige weitere Blöcke zum NNE-Grat, der am Besten entlang der Gratkante erklettert wird (II-III, Umgehungen in der NE-Flanke möglich): ein kurzer Rissüberhang mit einer folgendene Platte (ca. 10m, IV) im unteren Gratdrittel, und ein Riss, nach dem rechts auf die Kante gequert wird (ca. 10m, IV+, absicherbar mit Kk und Friends), kurz unter dem Gipfel des Rosso (2604m), bilden die die beiden schwierigsten Stellen, 4h 45min.

Abstieg: vom Gipfel nach S zur 1. Abseilstelle (20m nach W), durch eine Felsspalte und nach SE abkletterend zur 2. Abseilstelle (25m nach E) und abkletternd oder nochmals 25m abseilend hinunter. Auf Bändern und Platten in der E-Flanke nach S zur Scharte nördlich der Bocchetta di Sovénat (2434m) queren (I-II). Nun zuerst duch ein steiles Couloir, dann über Blockfelder, Weiden und zuletzt auf Pfadspuren hinunter nach Piatto di Sovénat (1857m, T4), und auf einem guten Pfad weiter hinab nach San Carlo (1018m), T3, 3h 30min.

Material: übliche Kletterausrüstung mit 40-50m Einfachseil, 6 Express, einigen Schlingen, Kk und Friends.

Insgesamt handelt es sich beim NW-Grat also um eine lohnende, mittelschwere Kletterroute, die aber einfacher ist, als ich erwartet hatte. Als Alternative zum ruppigen Uebergang bei Rabisell eignet sie sich auch für den Abstieg (mit Hilfe einiger Abseilschlingen) vom Rosso nach Piatto Cröis.

Tourengänger: lorenzo
Communities: Ticino Selvaggio


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