SCHLICKER MANDL RINNE - THE DREAM COULOIR


Publiziert von Team SPLIT Splitboard Tirol , 21. November 2014 um 12:16.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum:31 März 2014
Hochtouren Schwierigkeit: S
Ski Schwierigkeit: AS
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Evtl. Zufahrt zur Schlicker Alm nach Absprache mit Wirt möglich. Benützung des Sennjoch Sessellifts verkürzt Aufstieg, aber inkompatibel mit frühem Start.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Einfache Abfahrt über das Skigebiet Schlick 2000

PictureOriginal von: www.team-split.com
Jedem Freerider der schon mal in der Schlick 2000 war, fallen sofort die markanten Rinnen gegenüber dem Skigebiet ins Auge. 

Nachdem die Schlick seit 20 Jahren mein Home-Resort ist, war es schon sehr lange mein Wunsch eine dieser 600 Höhenmeter langen und bis zu 50 Grad steilen Couloirs zu befahren. Letzten Freitag war es soweit und ich durfte mir einen Traum erfüllen...

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Am Donnerstag musste ich neidisch beobachten wie drei Skifahrer eine der steilen Schlicker Rinnen hinunter kamen. Ich machte mich gleich auf den Weg um sie im Skigebiet abzufangen und über die Bedingungen in der Abfahrt zu befragen.

Anfangs war mein Gesprächspartner nicht sehr gesprächig, aber als er bemerkte, dass ich doch kein Tourist, sondern Einheimischer war, lockerte er doch etwas aus. Es handelte sich bei den Dreien um eingefleischte Ur-Stubaier um die 45 Jahre alt. Wie es unter Alpinisten üblich ist, warnten sie vor der extremen Steilheit, den Frühlingsbedingungen und rieten vor Allem von einem späten Start ab.

Noch am Nachmittag wurde dann auch von einem Einzelnen Snowboarder die linkeste Rinne befahren, welche wir am nächsten Tag zu befahren beabsichtigten. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um den Freeride World Tour Fahrer Niklas Hollsten handelte.

Ein späteres Gespräch mit einem Angestellten der Lawinenkommission, der vor einem Befahren der Rinne abriet, ergab, dass am Vortag sowohl unsere beabsichtigte Rinne, als auch die Schlicker Seespitze drei Mal gesprengt wurde (Anm.: Die Rinne ist in ihrem steilsten Stück ca. 50 Grad steil und durchgehend extrem Steil, sie ist somit nach strengem Einhalten der Lawinenregeln eigentlich nie zu befahren. Die LWS war an dem Tag ein 1er).
Die Bedingungen waren somit also perfekt, die Rinne war befahren und gesprengt worden und somit beschlossen Markus, Jörg und ich die Rinne am nächsten Tag zu befahren.

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Als alter Stubaier konnte ich ein paar Kontakte spielen lassen und so war es uns möglich via Taxi und Pistenraupe schon vor Öffnung des Skigebiets bis ans Sennjoch zu kommen und sparten somit nicht nur einige Höhenmeter, sondern vor allem Zeit, welche im Frühjahr ja bekanntlich Gold wert ist. 

Oben angekommen mussten wir zunächst abfahren und Richtung Rinne kreuzen, bevor wir die Splitboards auseinanderbauten und auffellten um die ca. 800 Höhenmeter zum Einstieg bei den "Schlicker Mandln" hinaufzusteigen.

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Oben angekommen bot sich uns eine wahnsinns Aussicht in das Skigebiet hinunter. Nach kurzer Besprechung waren wir uns einig, dass ich als erster das Couloir befahren durfte, nachdem ich die Tour geplant, organisiert und die Rinne schon seit Jahren befahren wollte.

Der Einstieg in das Couloir fing unmittelbar extrem Steil an und war im obersten Teil, der sehr schattig war, noch mit richtigem Powder gefüllt. Die drei Abfahrtsspuren vor uns, machten also wenig aus.
 

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Der erste Teil der Rinne verlief Nordseitig und dementsprechend gut war der Schnee. Als die Rinne sich dann Richtung Osten drehte merkte man auch unmittelbar die Veränderung der Schneekonsistenz. 
Hier kam nun auch der steilste Teil der Rinne, welchen ich auf ca. 50 Grad schätze. Die drei Spuren vom Vortag machten sich hier viel schlimmer bemerkbar und so musste man sich sehr vorsichtig auf dem Schmelzharsch die schmale Rinne hinunterkämpfen. 

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Wir hatten für die Abfahrt einen Fotografen bei der Bergstation der Sennjochbahn platziert. 

Die Fotos geben einen guten Eindruck über die extreme Steilheit der Rinne und man versteht, warum diese nur sehr selten befahren werden.

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Jörg, der an dem Tag einige Schwierigkeiten mit seinem Splitboard hatte, fuhr die Rinne aus Sicherheitsgründen mit einem Pickel in der Hand ab. 

Obwohl es so steil war, dass man in die Kurven springen musste und der Schnee abgefahren und hart war, kamen wir alle ohne größere Probleme zur Schlüsselstelle, bei der wir in eine andere Rinne einsteigen sollten, an.

 

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Das einzige Problem ergab sich gleich am Anfang als Markus, der einzige Skifahrer in der Runde, auf einen Stein drop'te und einen Ski verlor, der die Rinne hinunter fuhr, aber dann zum Glück im Schnee stecken blieb.

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Ich hatte mir am Vortag die Rinne genau mit einem Fernglas angesehen und nach meinem Beobachtungen gehofft, dass man das Couloir im unteren Teil wechseln konnte.

Während der Befahrung zeigt sich, dass dem auch so war und so verließen wir die Spuren der drei Skifahrer, schnallten kurz die Boards ab und kletterten einige Meter den Gegenhang hinauf um in die rechteste (riders right) Rinne einzusteigen.

Bis hierher war auch der einzelne Snowboarder am Vortag hochgehiket und seine Spuren waren noch gut zu erkennen. 

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Je tiefer man kam um so breiter wurde die Rinne und um so mehr Sonne kam auch hinein. Während das oberste Stück der zweiten Rinne einige Lockerschneerutsche hatte, merkte man weiter unten unmittelbar die Durchfeuchtung der Schneedecke. 

Nach über 600 Höhenmetern in einer beeindruckenden und Respekt einflößenden Rinne kamen wir nach ca. 4 Stunden wieder im Skigebiet an. Schwer keuchend, überglücklich und zufrieden die obligatorische High-5 und dann aufs Sennjoch um mit den Fotografen auf ein Bier anzustoßen.

Hier ist das Video zur Abfahrt: https://www.youtube.com/watch?v=x-O1uWrJ-cE

Fazit: Sehr anspruchsvolle, extrem steile Rinne, die nur bei ausgezeichneten Bedingungen von sehr erfahrenen Freeridern befahren werden sollte. Es herrscht sowohl Absturz, als auch Lawinengefahr. Bei perfekten Bedingungen ein sehr lohnendes Erlebnis.


Alle Fotos gibt es in der Galerie!

*Sören



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