Dutý kámen-Křížový vrch-Zelený vrch (Hohlstein-Kalvarienberg-Grünberg)


Publiziert von lainari , 22. Oktober 2014 um 19:10.

Region: Welt » Tschechien » Zákupská pahorkatina
Tour Datum:19 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 440 m
Abstieg: 440 m
Strecke:14,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Drnovec
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 14 Lužické hory

Suchen und Finden im Reichstädter Hügelland
 
Bestes Wetter ist angekündigt und ich bin ungewöhnlich unentschlossen. Die GDL hilft bei der Auswahleinschränkung, eine Weinbergwanderung im Elbtal mit Zugrückfahrt fällt streikbedingt aus der Betrachtung. Auch wegen zweier prognostizierter Makel, wie Sturm im Erzgebirge und örtlich möglichem zähen Nebel, schwankt meine Tourensuche zwischen Genusswanderung, Weitstrecke und Entdeckertour. Für eine Genusswanderung hoffe ich noch immer auf nette Begleitung, für die Weitstrecke scheint die Kondition zu schwach, deshalb macht eine Entdeckertour das Rennen. Mit der Region Zákupská pahorkatina (Reichstädter Hügelland) habe ich mich jedoch wettertechnisch verzockt, doch der Reihe nach. Ich starte beschwingt in einen klaren Morgen. Nach drei Kilometern erreiche ich die Nebelzone. Mein Plan quasi durch die Hintertür nach Děčín zu schlüpfen, scheitert an einer Straßensperrung. Umgeleitet, schraube ich mich auf einer kurvigen Nebenstraße durch den Nebel talwärts. Tschechische Nebenstraßen haben weder Fahrbahnmarkierungen noch Begrenzungspfähle und sind daher bei solchen Bedingungen extrem unangenehm zu befahren. Dann läuft es besser, bei Česká Kamenice gibt es später sogar Sonnenlücken. Hinter dem Sattel nach Nový Bor ist es wieder trübe. Vorbei an Cvikov erreiche ich meinen Startpunkt, ein Motel gegenüber von Drnovec (Klein Grün).
 
Ich parke das Auto und laufe parallel zur Fernstraße auf einem Flurweg entlang. An einem Tor muss ein Zaun umgangen werden, das hat seine Richtigkeit, der Wanderweg ist ausgeschildert. Nach kurzer Zeit steige ich auf den nach Südwesten ausgerichteten, bewaldeten Höhenrücken des Dutý kámen (Hohlstein) hinauf. Dieser ist zunächst lieblich gerundet und dann zunehmend felsig ausgeprägt. Zu Beginn treffe ich auf die steinerne Bank Karolínin odpočinek (Karolinenruh) und im Verlauf auf den Felsen Varhany (Orgelpfeifenstein). Der Sandstein des Massivs wurde im Laufe der Erdgeschichte in Spalten von heißen Gasen durchströmt was zu einer seltenen säulenartigen Verkieselung des Gesteins geführt hat. Die Orgel war die einzige Stelle wo ich dies an der Oberfläche der Felsen gesehen habe. Andere Stellen seitlich des Massivs wurden nur durch frühere Steinbrucharbeiten sichtbar. Am Široký kámen (Breiter Stein) wurde an der Wand eines Steinbruches ein Theodor-Körner-Relief angebracht. Über eine enge Treppe erreiche ich den oberhalb liegenden Aussichtspunkt und sehe wetterbedingt nicht viel. Abgestiegen umrunde ich die Spitze und steige dann durch eine Einkerbung über den Kamm und erkunde den rechten Fuß des Massivs. Hier werde ich mit zwei Säulenaufschlüssen „belohnt“, letzterer davon wieder in einem Steinbruch. Rechts davon kraxele ich auf den Kamm hinauf (kurzzeitig T3) und steige auf der anderen Seite ab. Am linken Fuß des Massivs (Westseite) finde ich das Ševcovská díra (Schusterloch). Die zwischendrin recht flache Höhle soll etwa 20 Meter tief sein und einen 2 Meter hohen Raum aufweisen. Wegen nasser Hosenbeine und Schuhe lasse ich das Abenteuer einer Befahrung im lockeren Sand aus, um halbwegs stadtfein zu bleiben. Über den Zugangsweg komme ich wieder zum Parkplatz.
 
Ab hier nutze ich den grün markierten Wanderweg und laufe hinüber nach Cvikov (Zwickau in Böhmen). An der Brauerei treffe ich auf die Hauptstraße und verlasse diese in Richtung Marktplatz. Die Stadt hat ein wenig kompaktes Stadtbild und scheint mir daher nicht besonders einladend. Der Ort besaß einen durch die Böhmische Nordbahn (BNB) gebauten Lokalbahnanschluss und lag an der Strecke Röhrsdorf (Svor)-Deutsch Gabel (Jablonné v Podještědí). Die ČSD stellte 1973 den Personenverkehr und 1986 den Güterverkehr ein. Verschiedene Internetquellen sprechen gelegentlich von einer teilweisen Überbauung der Trasse durch die Fernstraße nach Liberec, was ein Blick auf die Karte mit dem eingezeichneten einstigen Streckenverlauf nicht bestätigt.
Ich verlasse den Ort und folge nun einer blauen Wanderwegmarkierung. Vorbei an einer Eigenheimsiedlung mit Betonpflasterwegen und dem typischen lieblosen Baumarktstil erreiche ich eine Kinderheilanstalt. Daneben beginnt der Kreuzweg, auf dem ich auf den Křížový vrch (Kalvarienberg) gelange. Die von Vandalen zerstörten Stationen des Kreuzweges sind heute restauriert, nur die Figuren auf dem eigentlichen Gipfel sind teilweise gestohlen oder beschädigt. In relativ gerader Linie folgt auf der Rückseite der Abstieg vom eher flachen Basaltberg. Unterwegs lege ich eine kurze Pause ein. An der Stelle, wo der markierte Wanderweg nach links abbiegt, wende ich mich nach rechts auf einen geschotterten Waldweg. Nach einer Weile verlasse ich diesen, als er scharf nach links abbiegt, geradeaus. Auf einem grasbewachsenen Weg steige ich bergwärts und erreiche einen Ringweg, der eine diagonale gelb-weiße Markierung hat. Hier halte ich mich links und komme dadurch später zum einstigen Uhliřská skála (Köhlerstein), der heute Schillerova vyhlídka (Friedrich-Schiller-Warte) genannt wird. Bis zum Ende des II. Weltkrieges wurde der Aussichtspunkt durch ein hölzernes Sommergasthaus ergänzt. Ich passiere eine größere Wandergesellschaft mit den obligatorischen freilaufenden Hunden und gelange nach leichtem Auf und Ab zum Abzweig des Gipfelzuganges. Ein kleines Schild weist darauf hin. Spuren zeigen, dass der Weg häufiger mit Quads und Enduros als von Wanderern benutzt wird. Stärker steigend mühe ich mich auf den Zelený vrch (Grünberg) hinauf. Mehr als einen Vermessungspunkt bietet der bewaldete Gipfel nicht. Ich kehre zum Abzweig hinunter zurück. Dort suche ich die Reste eines weiteren Gasthauses. Nach anstrengender erfolgloser Suche leicht verzweifelt, muss ich feststellen, dass der Karteneintrag in diesem Bereich unstimmig ist, der Abzweig zum Gasthaus ist weiter von der Gipfelzugangskreuzung entfernt, als es die Karte suggeriert. Etwas ungeduldig breche ich ab und komme nach etwa 500 Metern über einen markierten Abzweig doch noch zum gesuchten Objekt Švýcarská bouda (Schweizerhaus). Es ist so einfach…
Auch die Gastwirtschaft Schweizerhaus bestand nur bis zum Ende des II. Weltkrieges und wurde dann aufgegeben. Heute ist nur das Fundament mit Felsenkeller vorzufinden. Auf dem Weg zurück, passiere ich das Lesní divadlo (Waldtheater), das einst in einem alten Steinbruch eingerichtet war und vom Zwickauer Dilettantenverein bespielt wurde. Hier ruhe ich mich bei einer kleinen Mittagspause aus. Weitergewandert und am Fuß des Berges angekommen, bemerke ich links des Weges einige kleinere alte Steinbrüche. Ein wenig in dieser Richtung unterwegs, finde ich zwei parallel angelegte Stollen vor. Sie sollen im Krieg als Luftschutzraum oder Versteck der Waltro-Widerstandsgruppe entstanden sein. Das sie bisweilen zu diesen Zwecken genutzt wurden, halte ich durchaus für möglich, vermute jedoch eine ältere Entstehung. Die wenig verborgene, fast geometrische Anlage, der etwa 40 Meter tiefen Stollen, die durch einen Querschlag verbunden sein sollen und die geringe Höhe lassen vermuten, dass man hier bereits viel früher beim regional üblichen Sandabbau einfach einer gewissen Schicht gefolgt ist, bzw. diese erkundet hat. Die Stollen sind heute mit Toren verschlossen.
 
Weitergelaufen treffe ich an der Brauerei Cvikov, die gerade saniert und wahrscheinlich neu in Betrieb genommen wird, auf die Hauptstraße. Auf einem Fußweg laufe ich nun in den Ort Drnovec und durchquere ihn. Ich stoße auf eine grüne Wanderwegmarkierung, die mich aus dem Ort heraus bis zum nächsten Ziel der Skalní kaple (Felsenkapelle) führt. Der Wegverlauf des Wanderweges weicht vom Karteneintrag ab, was diesmal auf eine Umverlegung zurückzuführen ist. Der hüglig felsige Höhenzug stellt die Fortsetzung des Kammes vom Dutý kámen dar und wird als Kunratické skály (Kunnersdorfer Felsen) bezeichnet. Unterwegs begegnet mir erneut eine größere Wandergruppe. Ein Wegweiser ohne Farbmarkierung weist mich auf das nächste Ziel, die Felsenbank Karlův odpočinek (Karlsruhe) hin. Der restaurierte Platz lädt zu einer kurzen Pause ein. Am Felsen ist ein weißes Viereck mit einem gelben Viereck innen drin angebracht, was so viel wie „Gelber Wanderweg/Gipfelzugang, Ziel erreicht“ bedeutet. Ich entdecke den entsprechenden Pfad dazu und steige in ein Seitentälchen ab. Von dort geht es gleich wieder hinauf zum Aussichtspunkt Konrádův odpočinek (Konradsruh). Hier hat auch jeder seine eigene Ruhe…
Zurück auf dem unscheinbaren Pfad folge ich der diagonalen gelb-weißen Markierung. Die Trassierung scheint dabei manchmal etwas merkwürdig. Jetzt zeigt sich mittlerweile auch die Sonne am Himmel. In einem Tälchen, das sich zur Kammlinie hinaufzieht, treffe ich auf den Zugang zur Jeskyně Waltro (Waltro-Höhle). Die kleine Höhle diente während der deutschen Besetzung als Unterschlupf der Waltro genannten Widerstandsgruppe von Walter Hofmann. Mein Rückweg führt nun über den Kamm, kurz durch Wiesenland und entlang einer Straße nach und durch Drnovec. Hinter der Fernstraße erreiche ich abschließend den Parkplatz und trete zufrieden die Rückfahrt an. Die hohe Dichte an sehenswerten Punkten hat die kleine wetterbedingte Einschränkung mehr als wett gemacht.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h 30 min.
Die Strecke ist überwiegend mit T1 zu bewerten.
Der Zugang zum Dutý kámen ist markiert (T2).
Der Zugang zum Křížový vrch ist markiert (T1).
Der Zugang zum Zelený vrch ist teilweise unmarkiert (T1).
Die Zugänge zu den Ruhen im letzten Wegteil sind markiert (T2).
Die Webseite www.luzicke-hory.cz ist eine wahre Fundgrube für Informationen und ist aufwändig mehrsprachig gestaltet.

Tourengänger: lainari


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