Tofana di Mezzo 3244m: Normalweg


Publiziert von Cubemaster , 25. September 2014 um 15:23.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum: 5 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 300 m

Meine Freundin Marie und ich hatten für den nächsten Tag eine Besteigung der Marmolada geplant, also war für diesen Tag noch eine Akklimatisationstour sinnvoll. Da Marie Kräfte sparen wollte für die Marmolada, ich aber gene noch etwas machen wollte, fiel die Entscheidung auf die Tofana di Mezzo. An der Talstation der Tofana-Seilbahn setzte ich Marie ab und sie fuhr damit zum Gipfel, wo sie die Aussicht genießen, lesen und sich Akklimatisieren wollte. (Ersteres war dann leider nur sehr eingeschränkt möglich.) Ich fuhr mit dem Auto weiter zum Sessellift, der mich zur Pomedes-Hütte brachte.

Hier musste ich zuerst zur Dibona-Hütte absteigen um von dort aus den Weg zur Giussani-Hütte zu nehmen. Man könnte hier noch ein paar Höhenmeter sparen, wenn man statt ganz abzusteigen den Klettersteig nimmt, der oberhalb der Dibona Hütte verläuft. (Ich habe den Klettersteig einige Tage später noch gemacht, wobei ich keine Sicherung benötigt habe. Eigentlich ist es fast ein Steig mit tiefem Abgrund an der Seite, mir reichte es, mich am Seil festzuhalten.) Obwohl das Wetter für diesen Tag trocken angesagt war, nieselte es ein bisschen auf dem Weg zur Giussani-Hütte, hörte aber glücklicherweise auch schnell wieder auf. Ich telefonierte noch einmal mit Marie, die mir mitteilte, dass es am Gipfel geschneit hätte. Gut, dass ich sowieso Steigeisen dabeihatte...)

Der Weg auf die Tofana die Mezzo von der Giussani-Hütte ist nicht markiert oder sonstwie gekennzeichnet, es gibt nur einige Steigspuren, denen man folgen kann. Zuerst sind diese auch noch ganz gut sichtbar und ich folgte der Spur von der Hütte aus in östlicher Richtung ansteigend an der großen Felsrippe vorbei. Dann steigt man in exakt nördlicher Richtung die steile Südrinne hinauf. Das Geröll ist ziemlich locker und man muss sich sehr anstrengen, um vorwärts zu kommen. Der mittlere Teil der Rinne war mit Schnee gefüllt und ich musste meine Steigeisen anziehen. In dem steilen und erstaunlich harten Schnee fühlte ich mich nicht besonders wohl und ich probierte, ob ich rechts an dem Schnee vorbeiklettern könnte. Was von unten so einfach ausgesehen hatte, war leider nicht vernünftig machbar, da überall auf den Felsen loses Geröll lag. Ich musste also wieder ein Stück hinunterkletteren und ganz vorsichtig das Schneefeld hinaufsteigen. Das kostete dann alles doch etwas mehr Zeit, als veranschlagt und auch der obere Teil der Rinne zog sich. Hier lag zwar kein Schnee mehr, aber das Geröll war sehr steil und locker.

Ziemlich abgekämpft kam ich endlich in der Scharte an. Diese liegt auf 2936m, also eigentlich nicht mehr weit... Aber zuerst kam nun die Querung weiter Richtung Norden. Leider wusste ich nicht genau, wo es hier entlanggeht und so folgte ich einer deutlich sichtbaren Spur nach rechts hinauf und kam an eine Kletterstelle. Diese war einigermaßen machbar und so kletterte ich erstmal hinauf uns sah mich oben um. Eine ganze Zeit ging es hier gut weiter, bis ich an einem Abgrund stand, den ich nicht überwinden konnte. Ein ganzes Stück tiefer sah ich eine Steigspur, die offensichtlich die richtige war. Mir blieb nichts anderes übrig als zur Scharte zurückzugehen, insgesamt hatte mich dieser Verhauer eine Menge Zeit gekostet.

Von der Scharte aus fand ich nun aber sofort den richtigen Weg: Man muss hier zuerst ziemlich genau auf einer Höhe bleiben und unterhalb einer steilen Wand hindurchqueren. Sobald es ging folgte ich einem Geröllband nach oben. Hier hatte ich wieder gute Sicht auf den weiteren Weg. Ich stieg auf der anderen Seite des Vorsprungs wieder hinunter und gelangte auf eine gute Wegspur, die mich durch den kompletten Rest der Querung führte. (Die ganze Querung ist erstaunlich einfach wenn man den richtigen Weg findet: Ausnahmslos Gehgelände, wer die Rinne bewältigt hat sollte hier keinerlei Probleme haben.)

Nun geht es weiter in den Talkessel zwischen Tofana di Mezzo und Tofana di Dentro hinein. Als ich dort anlangte, musste ich feststellen, dass hier noch unheimlich viel Schne lag. Also ging es wieder mit Steigeisen die Schneefelder hinauf. Weiter oben wird es immer steiler und ich wusste auch hier leider nicht genau, wo es am besten geht. Der Weg der (frecherweise) auf meiner Wanderkarte eingezeichnet ist, endet im Sattel zwischen den beiden Bergen. Dort könnte man natürlich den Klettersteig nehmen, aber es sah für mich nicht so aus, als ob man vernünftig in die Scharte hinaufkraxeln könnte.

Ich entschied mich dazu, den Gipfel der Tofana di Mezzo ziemlich direkt anzugehen und hielt mich rechts. Es wurde immer nebliger, was die Routenfindung zusätzlich erschwerte. Zuerst wühlte ich mich noch durch ziemlich bröckeliges Gelände hinauf und gelangte dann an die Schlüsselstelle meiner Route. Ich musste unterhalb einer ca. 3m hohen Geländestufe nach rechts queren. (Hier war ich schon fast in Falllinie unter dem Gipfel.) eine kleine (und sehr steile) Lücke in der Stufe war mit hartem Schnee gefüllt und so entschied ich mich, rechts davon über die Felsen hinaufzukraxeln (II). Oben traversierte ich immer wieder auf Bändern hin und her, um die besten Aufstiegsmöglichkeiten zu finden. Das Gelände wurde aber auch immer leichter und ich erreichte den Grat etwas links vom Gipfel. Es war schon kurz nach 4 Uhr, es hatte alles verdammt lang gedauert, es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte die letzte Bahn hinunter verpasst.

Ich hatte Marie telefonisch Bescheid gegeben, wir wollten uns am Gipfel treffen. Also kraxelte ich über den leichten Grat zum Gipfelkreuz, aber da war niemand. Der Nebel war auch inzwischen so dicht, dass ich kaum mehr Sicht hatte. Ich folgte also dem angelegten Steig, der nur wenige Meter unter meiner Ausstiegstelle auf der östlichen Gratseite entlangführte. Hinter einer Absperrung stand Marie und wartete auf mich. Das Wetter war so schlecht an diesem Tag, dass man den Weg zum Gipfel gesperrt hatte! Wir überlegten kurz, ob wir nochmal zusammen zum Gipfel gehen wollten, aber da es nun anfing zu regnen, war die Entscheidung einstimmig: Schnell hienein ins Warme. Ich quetschte mich unter der Absperrung hindurch (Das war gar nicht so einfach und wäre meiner Ansicht nach auch als Schlüsselstelle durchgegangen!) und wir ereichten noch halbwegs trocken die Hütte.

Es bleib noch Zeit für einen warmen Kakao, dann mussten wir hinunter, wobei meine Fahrt hinunter genauso teuer war wie eine Berg- und Talfahrt! Wir fuhren bis zur unteren Mittelstation und liefen dann (in strahlendem Sonnenschein!) noch ca. 15 Minuten zum Auto, das ja an der Sesselliftstation stand. Insgesamt war der Tag nicht so optimal gelaufen: Das Wetter war mist, ich hatte viel zu lange gebraucht, Marie hatte kaum Aussicht, sich vermutlich auch etwas gelangweilt und war nicht einmal am Gipfelkreuz gewesen. Aber dafür konnten wir am nächsten Tag super akklimatisiert und bei schönstem Wetter eine Tour auf die Marmolada genießen, die schöner kaum hätte sein können!

Einige kurze Bemerkungen zur Route:
Wenn man von der Scharte aus ziemlich auf einer Höhe geradeausgeht, kann man die Route eigentlich nicht verfehlen. Man darf sich nur nicht von der Autobahn ablenken lassen, die nach rechts hinauf in die Irre führt. Im oberen Teil bin ich nicht sicher, ob ich die optimale Route durch die Gipfelflanke gefunden habe. Einerseits war es sehr neblig, andererseits waren die Verhältnisse nicht besonders gut. Bei besseren Bedingungen ist es vielleicht auch nur Kraxelei im ersten Schwierigkeitsgrad, aber genau kann ich das nicht sagen. Definitiv ist dieser letzte Teil auch der Schwierigste, wenn man einmal vom steilen Schnee in der Rinne (der ja nicht unbedingt jedes Jahr dort liegen muss) absieht.

Landschaftlich ist dieser Weg durchaus sehr interessant. Besonders in der Querung befindetet man sich in einem wunderschönen Gelände, das sehr typisch für die Dolomiten ist, aber selten solch gewaltige Ausmaße erreicht. Insgesamt ist der Weg recht anstrengend, lohnt sich meiner Ansicht nach aber sehr!

Die Tofana di Mezzo war Gipfel Nr. 60 / 163 meines großen Projekts "Alle 3000er der Ostalpen mit mindestens 400m Schartenhöhe". Mehr Infos auf meiner Homepage.

Tourengänger: Cubemaster


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