Mit Esel durch die Berge des Queyras


Publiziert von zaufen , 31. August 2014 um 12:43.

Region: Welt » Frankreich » Hautes Alpes - Dauphiné » queyras
Tour Datum:27 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F   I 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto nach Prats Hauts
Unterkunftmöglichkeiten:diverse in St Véran, Refuge de la Blanche, Refuge Agnel
Kartennummer:IGN 3637 OT Mont Viso

Mehrtagestour mit Gepäckträger  über hohe Pässe im Queyras in den französischen Alpen - bis 2884 m stieg der Esel "Réglisse" mit unseren Sachen auf. Für die Kinder natürlich besonders begeisternd, auch wenn die Eigenwilligkeit des Esels manchmal doch das harte Durchgreifen und viel Kraft eines erwachsenen Begleiters erfordert.
In Frankreich werden von zahlreichen Anbietern Ausflüge oder mehrtägige Touren mit Esel angeboten, wobei unterschiedlich viel gleich mit organisiert und in den Paketpreis eingeschnürt wird.
Auswahlkriterium war für uns vor allem die Anzahl der Tage und die Region.

Am ersten Tag wurden wir in Prats-Hauts bei Molines-en-Queyras in den Umgang mit dem Esel eingewiesen. Für die weniger Frankophonen: Der Name des Eselhengstes "Réglisse" heißt übrigens "Lakritz". Unser Gepäck wurde in den Satteltaschen verstaut, bei 40 kg einschließlich des Gewichts der Satteltaschen ist die Obergrenze. Bei einem Esel für 4 Personen muss man sich also etwas beschränken oder manches selber tragen. Da ich von einem Onkel früher gelernt habe "Ein Bergsteiger wäscht sich nicht" , braucht man ja auch nicht viel Wechselkleidung.

Dann ging es los:

1. Etappe: Prats Hauts - St. Véran  (T 1), Gehzeit etwa 3 Stunden
Von Prats Hauts stiegen wird auf dem Weg am früheren Canal de Pierre Dimanche zunächst etwas auf und dann ziemlich eben oberhalb von Gaudissart entlang nach Pierre Grosse. Dies Dorf liegt auf 1900 m Höhe und ist weniger touristisch überlaufen als St. Véran, daher schöner. Beeindruckend, was in dieser Gegend in solcher Höhe noch an Gemüse kultiviert wird - gepflegte Gärten mit Möhren, Salat, Porree etc. In St. Véran auf 2000 m Höhe war früher auch Getreideanbau. Der Wald geht hier bis etwa 2400 m Höhe.
Ab Pierre Grosse war eigentlich die Benutzung eines Nebensträßchens vorgesehen. Da dort aber wegen Sperrung der Hauptstraße der gesamte Kraftverkehr entlang ging, wichen wir über einen Weg am Pont Moulin vorbei aus, dann hinauf zum Bois des Amoureux und auf dem schwach bis nicht markierten Weg zur Chapelle Ste Marie Madeleine, übersichtliches Gelände, alles zu finden. So kamen wir nach Saint-Véran und luden unser Gepäck beim Gite d'étape ab, bevor wir den Esel am Gerüst eines Schlepplifts für die Nacht anbanden.

2. Etappe: Saint-Véran - Refuge de la Blanche (T1), Gehzeit etwa 4 Stunden,
Abstecher zu den Lacs Blanchet (T 3), 2 Stunden

Nach Putzen und Aufsatteln des Esels ging es weiter auf dem GR 58 zunächst hinab zum Pont Vieux. Unser Esel machte mit Brücken und Bächen keine Probleme, das soll aber auch anders vorkommen.  Dann ging es recht lang ziemlich gemächlich aufwärts auf einem Forstweg und erst zum Schluss etwas steiler auf einem Steig zur Fahrstraße unterhalb der Chapelle de Clausis. Von dort nahmen wir nicht die Almstraße, sondern gingen über Pfadspuren durch die Senke bis P. 2424, dann auf der Hüttenzufahrt weiter zum Refuge de la Blanche.
Weil das Wetter noch ganz ordentlich aussah und noch recht viel Zeit war, gingen wir ohne Esel weiter zu den Lacs Blanchet. Dafür benutzt man den markierten Steig zum Col Blanchet bis etwa 2750 m Höhe und stößt dann über einen Pfad auf den unteren See. Pfadspuren führen in nordöstlicher Richtung weiter zum oberen See, nicht schwierig zu finden. Abstieg auf demselben Weg.

3. Etappe: Refuge de la Blanche - Refuge Agnel (T 3,) , Gehzeit 2 h 45 min

Diese Etappe ist zwar kurz, wir wollten sie eigentlich verlängern um Abstecher zum Col de St Véran (2844 m) und zum Pic de Caramantran, 3025 m.
Leider war es aber regnerisch und windig. die Sicht war noch gut genug, um sich zu orientieren, aber Aussicht gab es eigentlich nicht.
Wir gingen vom Refuge de la Blanche erst einmal um den See herum, weil der direkte Weg über den Seeabfluss mit einem Rohr mit Eseln nicht zu begehen ist, und dann der Markierung und dem ausgeprägten Pfad entsprechend in Richtung Col de St Véran. In der TOP 25 ist der Verlauf m.E. nicht richtig eingetragen, man gelangt gleich etwas höher und kann an der Kreuzung (bei 2740 m, in der Google-Karte ist der Wegverlauf richtig, anders als in der TOP 25) mit dem von Westen zum Pass ziehenden Weg direkt ziemlich geradeaus auf irgendwelchen Spuren oder weglos  und eigentlich ohne Fels- oder Schrofenberührung nach Norden gehen, um auf den GR 58 zu treffen. Den Col de St Véran ließen wir aus, weil man Italien ohnehin nur an den Füßen gespürt, aber nicht gesehen hätte.
Über den GR 58 ging es dann noch etwas aufwärts zum Col de Chamoussière, 2884 m. Da blies es heftig, der Pic de Caramentran wurde deswegen auch gestrichen und entschieden, direkt und schnellstmöglich zum Refuge Agnel zu gehen. Der Abstieg ist etwas steiler, war aber trotz leichten Regens noch nicht zu rutschig. Da es auf der Nordseite vom Pass zunächst nichts zu Fressen gab, ging es auch etwas schneller und mit weniger Gezerre als sonst manchmal. Man kann dann den Esel auch allein gehen lassen, es muss nur immer mindestens einer vorangehen.
Besser wurde das Wetter auch im Tagesverlauf nicht mehr. Vin Chaud auf der Hütte schmeckte wie deutscher Glühwein - als ich vor 25 Jahren zum Studium in Frankreich war, war es noch weniger üblich, die Gewürze wie in Deutschland hinzuzugeben.

4. Etappe Refuge Agnel - l'Échalp (T 2), Gehzeit etwa 6 Stunden

Morgens riss der Himmel auf, ziemlich schnell immer mehr. Auf beschildertem und gut erkennbarem Steig ging es zunächst zum Col Agnel - gute Sicht auf die Écrins, auf die südlichen Alpen (Mercantour) und auch der nahe Monte Viso zeigte sich jetzt etwas im Gegenlicht.
Eigentlich hätte es mich interessiert, an diesem Tag (oder auch statt der anderen Abstecher am 3. Tag) auf den Pain de Sucre zu steigen. Irgenden unwilliges Kind hätte den Esel hüten können oder man hätte ihn angepflockt. Da ich mir aber im vorhergehenden Urlaubsteil an der Küste einen Hexenschuss zugezogen hatte (stressbedingt, weil ich aus der Gegend von Marseille noch einen ungeplanten TGV-Ausflug zu einer Trauerfeier nach Bielefeld unternehmen musste), konnte ich selbst die ganzen Tage nichts tragen und nicht 100%-ig schmerzfrei gehen. Außerdem wollten wir das Ziel nicht zu spät erreichen, weil es außer dem Rücktransfer mit Esel nach Prats Hauts noch bis Grenoble gehen sollte.

Vom Col Agnel bis zur ersten Kehre die Straße auf französischer Seite abwärts. Dort beginnt ein unmarkierter , aber gut sichtbarer Pfad, der Richtung Col Vieux und zum GR 58 führt. Vom Col Vieux öffnete sich der Blick nach Norden bis zum Montblanc. Wir machten allerdings auch die Erfahrung, dass der Esel umso schwieriger vorwärts zu bewegen ist, je mehr Leute um ihn herum sind und ihn ablenken. Vielleicht erhoffte er auch Leckerli.
Auf z.T. etwas ausgetrenem und leicht gerölligmn Weg ging es dann ins schöne Tal der Lacs Foréant und Égorgiou hinab. Beeindruckend auf der rechten Seite die Crête de la Taillante. Für die Menschen alles unproblematisch. Mit dem Esel muss man schon etwas mehr aufpassen, wo man ihn entlang führt, dass er sicher treten kann. Und wenn man sich vorstellt, dass man selbst auch nicht unbedingt mit 20 kg-Rucksack 40 cm tief springen möchte, sieht man schon, dass man solche Stellen für den Esel vermeidet.
An den Seen ist es schön, aber auch recht viele Leute unterwegs.
Für einen Abstecher zum Lac Baricle muss man am Nordende des Lac d'Égorgiou dessen Abfluss queren. Machten wir für die Mittagspause.
Dann immer weiter auf dem nicht zu verfehlenden Weg öffnen sich in etwa 2000 m Höhe (bei Cabane Peyroun) schöne Blicke zurück auf den Monte Viso.
Später kommen dann noch steinige Passagen, die für die Beteiligten mit Hufen statt Profilsohlen etwas unangenehm sind - auf den einfacheren Abschnitten geht es aber, wenn nicht viel Ablenkung und nicht zu viel saftige Kräuter da sind,  flott voran.
Am Parkplatz von l'Échalp wurden wir dann abgeholt und mit Esel per Auto nach Prats Hauts zurückgebracht.


Die Durchschnittsgeschwindigkeit mit Esel bzw. des Esels entsprach durchaus unserer sonstigen. Aber gerade beim Aufstieg sollte jemand den Esel führen, der selbst nichts trägt. Denn er steigt viel schneller auf - es ist also ein Wechsel zwischen kurzen Fresspausen und zügigem Aufholen der vorangehenden Mitmenschen. Dabei gibt es die eine Taktik, den Esel mit viel Kraft vom Fressen abzuhalten und weiter zu zerren und somit ins Keuchen vom Zerren und Aufsteigen zu kommen. Die andere Taktik, ist, ihn fressen zu lassen, und dann, wenn er das Maul richtig schön voll hat, zügig weiter zu führen - dann geht er leichter und man keucht nur vom schnellen Aufsteigen, also halb so viel wie bei Taktik 1.
Macht aber jedenfalls Spaß und ein Tier ist eben doch ein weiterer lebendiger Begleiter.
Futter braucht man nicht mitzunehmen - der Esel is(s)t in Selbstversorgung. Trinken tut er im Schnitt einmal täglich ein wenig aus einem Brunnen oder Bach.

Bei unserer Tour waren die Quartiere mit Halbpension gebucht. Da wir keine Erfahrung hatten, hatte ich lieber ein Paket mit ausgearbeiteter Route etc. genommen. Bei Einzelbuchung (man kann oft auch Esel tageweise mieten) käme man deutlich günstiger, insbesondere für 4 Personen. Wir haben für den Esel an sich zu viel bezahlt - bei 5 Personen hätte man für 5/4 des Preises einen 2. Esel bekommen.
Wir konnten /  durften aber auf eigene Verantwortung den Weg frei bestimmen, hatten aber auch die Verantwortung für den Esel. Er kann durchaus recht steil aufsteigen, absteigen ist etwas heikler (da muss auch der Packsattel gut fest gegurtet sein). Was nicht geht, sind natürlich Kletterstellen und abschüssige Felsplatten. Da muss man auch berücksichtigen, dass er ja nicht nur sein eigenes Gewicht halten, stabilisieren und ausbalancieren muss, sondern auch noch das Gepäck.
Gerade im Queyras sind recht viele Esel unterwegs. Bei der 3. und 4. Etappe haben wir aber keinen mehr getroffen, weil die meisten Leute kürzere Touren machen und weniger hoch hinaus gehen.

Tourengänger: zaufen
Communities: Kids & Hike


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