Teilüberschreitung Aiguilles Dorées


Publiziert von t2star , 4. Juli 2014 um 16:18.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Tour Datum:26 Juni 2014
Hochtouren Schwierigkeit: SS
Klettern Schwierigkeit: VI+ (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 13:00

Nach bereits wettermässig bescheidenen zwei Tagen auf der Cabane d'Orny war für den kommenden Tag stabileres Wetter angesagt, welchen wir zur Überschreitung der nahegelegenen Aiguilles Dorées nutzen wollten. Die Aiguilles Dorées sind eine kleine aber eindrückliche Kette aus Felstürmen welche scheinbar direkt aus dem Eis wachsen, mit dem Plateau du Trient auf der nördlichen und dem Glacier du Saleina auf der südlichen Seite. Charakterisiert werden die Aiguilles Dorées durch herrlichen Granit, so dass hier zahlreiche Kletterrouten unterschiedlichsten Schwierigkeitsgrades zu finden sind. Besonders beliebt sind Klettertouren ausgehend von dem südlich der Kette gelegenen Biv. de l'Envers des Dorées. Ursprünglich wollten wir hier auch zwei Nächte verbringen, aber Wettervorhersage und ein bereits angekündigt volles Biwak liessen uns stattdessen auf der Cabane d'Orny verweilen.

Bei Kaiserwetter starteten wir gegen 5:30 auf der Cabane d'Orny und waren rund 1,5 h später am Einstieg. Die erste Seillänge hat es gleich mal ordentlich in sich und wartet mit Kletterei bis IV+, erschwert primär dadurch das der Fels (und auch der Kletterer;-) kalt sind, der plattige Fels teilweise noch mit einer Eisglasur überzogen war (Nordseite!). Die ersten zwei Seillängen sind klassisch zu sichern, die erste Seillänge hat sogar drei Bohrhaken, etwas was wir für den Rest des Tages nicht mehr zu Gesicht bekommen haben. Gut in Bergschuhen zu klettern.

Wir haben im Folgenden, d.h. nach Ankunft auf der markanten Scharte, den "Fehler" gemacht und weiter Seillänge für Seillänge klassisch gesichert. Da aber ab dieser Stelle südseitig in die Wände der Aiguilles Dorées gequert wird (es sein denn man möchte jeden Gipfel mitnehmen) und man sich in zwar ausgesetztem Gelände, aber nur im II-III Grad bewegt ist hier zu empfehlen simultan zu klettern um so massiv Zeit zu sparen. Gelegentlich haben wir sogar einen Steinmann gesehen.

Kurz vor der markanten Copt-Verschneidung, welche man auch in steilem und heiklem Gelände nordseitig umgehen könnten, gibt es noch eine kleine Stelle (III) zum Abseilen bzw. Abklettern (haben wir gemacht, kein eingerichteter Stand), und schon steht man vor der 30m-Verschneidung. Für diese Seillänge haben wir auf Kletterschuhe gewechselt - aufgrund der des anschliessenden Überganges zur Cabane de Saleina hatten wir eh unser gesamtes Gerümpel dabei. Ralf ist diese Seillänge ohne Rucksack vorgestiegen (ist übrigens auch selbst abzusichern, oben Standplatz vorhanden), wir anderen 3 sind mit schweren Rucksäcken nachgestiegen. Ich habe mich noch nie in meinem Leben eine VI+ so im Nachstieg hochgewürgt, im Vorstieg wäre das gefühlt weit ausserhalb meiner Liga gewesen. Tja, man ist halt doch nicht in einer Kletterhalle wo das easy-going wäre, aber dennoch kam mir die Bewertung etwas niedrig vor - vielleicht lag's auch bloss an dem Rucksack;-)  Wieder leichter über die Aiguille Sans Nom hinweg standen wir nach einem Abseilmanöver vor dem Aufschwung zum Tête Biselx.

Bis hierher hatten wir bereits 6 Stunden (ohne den Zustieg von der Hütte) benötigt. Bis dahin ist es nicht einmal die Hälfte der Gesamtüberschreitung für welche (ohne Zu- bzw. Abstieg) 9,5 h im SAC-Führer angegeben sind (immer wieder wundert man sich über solche Zeitangaben und fragt sich ob man selbst so eine lahme Gurke ist). Geplant war eigentlich die Überschreitung bis zur Aiguille de la Varappe um von dort die Abseilpiste (10 Abseilmanöver) nach Süden zu nehmen. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit (13 Uhr) und der Tatsache dass wir noch den Glacier de Saleina bei äusserst ungünstigen Bedingungen zu queren hatten (Gletscher überwiegend noch mit rund 20 cm sulziger Schneeauflage) und wir nicht Gefahr laufen wollten dies bei Dunkelheit tun zu müssen, entschieden wir uns durch die Copt-Rinne (bis 55°) nach Norden abzuseilen (aufgrund des Sulzes und des Bergschrundes haben wir auch abgeseilt; Abseilpunkte auf der Westseite der Rinne). Nach dem Abseilmanöver ging es dann gemütlich und erholend in 30min zum Fenêtre de Saleina und weiter nach unten Richtung Glacier de Saleina. Auf diesem war anseilen angesagt, drei von uns vieren haben  kurz Bekanntschaft mit einer Gletscherspalte oder Gletschertümpel unter dem Schnee gemacht.

Pünktlich zum Abendessen sind wir auf der Cabane de Saleina eingetroffen. Und wie letztes Jahr schon: die Hütte ist einfach nur genial - unglaublich gemütlich, phantastisch gelegen, mit stets extrem netter Bewirtung (diese wechselt wöchentlich durch Mitglieder der SAC-Sektion Neuchâteloise), und einem Essen, wo sich manch Restaurant was abschauen könnte. Das waren meine Nächte 2 und 3 auf dieser Hütte und hoffentlich nicht die letzten.

Am nächsten Tag sind wir noch auf den steilen Zahn des Petit Clocher des Planereuses (~4 Seillängen bis VI-), allerdings habe ich selbst hier in der zweiten Seillänge abgebrochen, da ich durch ziemliche Schulterschmerzen geplagt war.

Fazit:
- die Aiguilles Dorées bieten wunderbare (Kletter)touren in bombenfestem Fels.
- für eine Überschreitung sollte im Gelände bis mind. III Grad simultan gegangen werden um Zeit zu sparen.
- die Copt-Verschneidung ist eine recht anspruchsvolle Risskletterei und muss einem liegen. Ich würde sagen Kletterschuhe unabdingbar. Alternativ kann man da abseilen wenn man aus der anderen Richtung kommt.
- es ist fast alles selbst abzusichern (auch Copt-Verschneidung, Standplatz hat es hier aber)
- komme gerne wieder;-)

Tourengänger: t2star


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