Průrva Ploučnice a Ralsko (Polzendurchbruch und Rollberg)


Publiziert von lainari , 25. April 2014 um 18:49.

Region: Welt » Tschechien » Zákupská pahorkatina
Tour Datum:20 April 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 490 m
Abstieg: 490 m
Strecke:20 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Noviny pod Ralskem oder Zug der ČD bis Mimoň oder Pertoltice pod Ralskem
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 15 Máchův Kraj

Auf in neue Regionen - Zákupská pahorkatina (Reichstädter Hügelland)
 
Zur Einleitung greife ich heute auf eine Passage aus meinem allerersten Tourenbericht zurück. Als Bewohner der Sächsischen Schweiz weiß man, was Feiertage mit sich bringen: einen Massenansturm. Zum ruhigen Wandern also absolut ungeeignet. So begebe ich mich an den Osterfeiertagen seit einigen Jahren regelmäßig auf auswärtige Touren. Diesmal standen ein Besuch des Osterreitens in der Oberlausitz oder die Erschließung einer neuen Region in Tschechien auf dem Plan. Die Waage neigte sich, auch wegen idealer Wetteraussichten, zugunsten einer Neubegehung. Also passierte ich am Morgen die tschechische Grenze und das noch angenehm fahrzeugarme Děčín. Auf gut ausgebauter Straße fuhr ich ostwärts und kam dabei ordentlich voran. Einzig die Sonne stand dabei stets ungünstig von vorn. Der geplante Startpunkt meiner Runde in Pertoltice pod Ralskem hinterließ ob des Anblickes von etlichen devastierten Häusern und Grundstücken ein ungutes Gefühl, so dass ich spontan weiterfuhr. Der Abzweig des Wanderweges auf freiem Feld bei Noviny pod Ralskem erschien mir ein besserer Abstellort für das Auto.
 
Von hier aus lief ich an der Straße nach Noviny pod Ralskem (Neuland am Rollberg) hinein. Der Frühlingsmorgen verzauberte mit angenehm temperierter Luft, blühenden Bäumen und Sträuchern und der Ort selbst steuerte sehenswerte alte Häuser bei. Am Ortsende besichtigte ich den Průrva Ploučnice (Polzendurchbruch). Das Flüsschen Ploučnice (Polzen) wurde hier im 16. Jh. zu einem oberhalb liegenden großen See aufgestaut, der als Abfluss eine 150 m lange Kombination aus Felsenkanal und Tunnel erhielt. Der See wurde später aufgehoben, der Flusslauf jedoch beibehalten. Neben dieser Sehenswürdigkeit bemerkte ich Verbotsschilder des Staatsbetriebes DIAMO. Östlich und nordöstlich von hier, bei Stráž pod Ralskem (Wartenberg), schließt sich ein für den Publikumsverkehr gesperrter Bereich an, in dem der Bergbausanierer ein einstiges Uranabbaugebiet rekultiviert und von Altlasten befreit. Da der ursprünglich bergmännische Abbau in den 1970er Jahren durch chemische Laugung ersetzt wurde, scheint dies eine ewige Aufgabe. Ich kehrte an der Absperrung um und lief zurück durch Noviny pod Ralskem. Ich warf einen Kontrollblick auf mein Auto und näherte mich dem markanten Kegel des Ralsko. Der Berg baut auf einem Kreidesandsteinsockel auf, der vom vulkanischen Ergussgestein Tephrit durchdrungen wurde. Hier im Norden zeigt sich der Sandstein in einer bewaldeten Felsinsel, die links des Wanderweges auf einem Feld liegt. Der Aufstieg durch den Bergwald des Ralsko gestaltete sich teilweise recht steil. Im oberen Teil des Berges wurden mager bewachsene Blockhalden sichtbar und der Weg war mitunter recht ruppig. Von der Bergschulter führte ein Abzweig zum Gipfel des Ralsko (Roll/Rollberg/Rollburg). Die Burg, im 14. Jh. als Besitz der Wartenberger erwähnt, wurde 1468 vom Oberlausitzer Sechsstädtebund erobert und wahrscheinlich beschädigt. Später fiel sie wüst. Weil der Berg an einen sowjetischen Truppenübungsplatz angrenzte, war er zwischen 1969-1990 nicht zugänglich. Dem Vernehmen nach wurde die Burgruine 2012 verkauft und soll saniert werden, was jedoch ohne größere technische Installationen erfolgen muss. Bislang war davon noch nichts zu sehen. Ich besichtigte die Anlage mit ihren vielen russischen Inschriften, genoss die Aussicht und legte eine Pause ein.
 
Ich lief zum Abzweig zurück und stieg in südlicher Richtung vom Berg ab. Unterwegs ließ ich mich auf einen asphaltierten Waldweg locken, der in weiten Schleifen hinab führte. Plötzlich vermisste ich die Wanderwegmarkierung. Etwas lustlos ging ich weiter nach unten und traf im Verlauf auf einen großen Pferdehof. Laut Karte sollte von hier ein Weg zu meiner nächsten Station hinüberführen. Da der Weg wohl auf dem Gelände begann, fand ich keinen Zugang. Eine Schleife über einen südlich gelegenen Waldweg und ein Wiesentälchen brachte mich doch noch auf den richtigen Pfad. Anschließend kam ich nach Vranov (Rabendorf) und nach kurzem zusätzlichem Aufstieg erreichte ich die Juliina vyhlídka (Julienshöhe). Mit aufmerksamerer Beobachtung der Wegmarkierung wäre alles viel einfacher gewesen. Der herrliche Aussichtspunkt entstand, wenn ich die dazu beschriebene Geschichte richtig in Erinnerung habe, Anfang des 19. Jh. als ein begüterter Herr seiner angebeteten Partnerin einen bequemen Zugang und einen Pavillon an ihrem Lieblingsplatz errichten ließ. Vom hölzernen Pavillon ist nur noch der kreisrunde Aufstellungsort sichtbar. Ich nutzte den sonnigen Logenplatz für meine Mittagspause. Gestärkt kehrte ich in den Ort zurück und wanderte auf einer herrlichen autofreien Allee nach Mimoň (Niemes) hinüber. Auf die vorgesehene Stadtbesichtigung hatte ich nach meinem selbstverschuldeten Umweg keine rechte Lust mehr, so dass ich, der Wanderwegmarkierung am Stadtrand folgend, nur bis zur Hauptstraße lief. Hier bog ich nach rechts und wechselte nach kurzer Zeit auf eine Anliegerstraße, die schräg linksabbiegend nach Pertoltice pod Ralskem (Barzdorf am Rollberg) führte. Westlich des Ralsko hatte ich keinen besseren Weg als den Marsch entlang einiger Nebenstraßen entdecken können. Etwa in Ortsmitte bog ich rechts ab, passierte einen Teich und eine erhöht gelegene Siedlung. Hinter der anschließend überquerten Hauptstraße fiel es leicht ins Tälchen der Ploučnice ab. Nach dem Gewässer traf ich auf die wenigen Häuser von Srní potok (Rehwasser). Entlang der Fahrstraße nach links gehend kehrte ich zum Standort des Autos bei Noviny pod Ralskem zurück.
 
Die Besichtigung des Průrva Ploučnice und der Gipfelaufstieg zum Ralsko sind mit der Schwierigkeit T2, der restliche Weg als T1 zu bewerten. Der fakultativ zu begehende kleine Gipfelgrat auf dem Ralsko ist als T3 einzuschätzen.
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h 30 min.

Tourengänger: lainari


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