Frühjahrs-Mehrseillängen im Lidernen-Gebiet
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Die Eisklettersaison 2013/14 war kurz und der Frühling lockt dieses Jahr bereits im März mit Sonnenschein und warmen Temperaturen raus an den Fels. So wollten wir an diesem Wochenende unsere Seil-Technik auffrischen und uns mit ein paar lustvollen Mehrseillängen wieder an den Fels und alpines Ambiente gewöhnen...
Aber wo?
Welche Kletterrouten sind bereits schneefrei und gut abgetrocknet?
Und wo ist der Zustieg ohne Skitragen und Materialschlacht möglich?
Nach einiger Recherche fiel unsere Wahl auf das Lidernengebiet ob Riemenstalden. Die heimelige Lidernenhütte SAC dient dabei als Ausgangspunkt. Dieses Wochenende war die Hütte nicht bewartet, was uns allerdings nicht stören sollte. Man erreicht sie bequem mit der privaten Seilbahn Chäppeliberg-Spilau... vorausgesetzt, dass die Bahn denn auch wirklich fährt! In unserem Fall war das Wetter der Bahnbetreiberin wohl zu unsicher (und wenig lukrativ) und so nahmen wir den Aufstieg “by fair means” unter die Füsse. Der Weg ist gut gespurt, doch können Schneeschuhe nicht schaden, v.a. bei schwerem Rucksack – und unsere Rucksäcke waren schwer, da wir nebst üblichem Klettermaterial auch noch Schneeschuhe, Pickel/Steigeisen und Proviant für die Selbstverpflegung in der Hütte hochschleppten. Den Aufstieg mit Ski würde ich (im Frühjahr) nur bedingt empfehlen, das Gelände eignet sich nur mässig und aktuell liegt sowieso zu wenig Schnee. Trotzdem waren an dem Tag noch ein paar Tourengeher mit uns im Aufstieg, diese mussten die Bretter aber durchgängig tragen.
Frieren musste man im Aufstieg definitiv nicht und nach einer guten Stunde erreichten wir die Hütte. Kurz eingepufft, stellten wir fest, dass wir diese am Abend wohl für uns allein haben würden. Das Klettermaterial sortiert, ging es sogleich weiter zum Einstieg der Kletterrouten am Schmal Stöckli, welches man in gut 15’ erreicht. Im Zustieg liegt noch reichlich Schnee und man säuft ohne Schneeschuhe mitunter ganz schön ein.
Am Schmal Stöckli haben wir uns als Eingehtour die "Kurze Kombination" ausgesucht. Diese führt in 4 relativ einfachen Seillängen auf die Gipfelflanke. Wir liessen uns von der Bewertung “4c” verleiten und nahmen die Route mit den schweren Bergschuhen in Angriff. Aber eben: Fels ist nicht gleich Halle; Griffe und Tritte blinken nicht in allen Farben; und in der Wand steckt eine Menge alter und neuer Schlag-, Klebe- und Bohrhaken, was die korrekte Routenfindung auch nicht unbedingt vereinfacht. Jedenfalls war ich im Vorstieg der 1. SL schon bald in plattigem, griffarmem (gefühlten 5c)-Gelände angekommen – ein übler Verhauer mit ziemlich unangenehmem Runout und als Lösung, eine abwärts geschichtete Platte zu queren. Mit den schmierigen Sohlen der Bergschuhe nicht ganz easy und schon ganz schön Adrenalin für die erste Tour im Frühjahr. Vom nächsten Express dann erleichtert nochmal runter an den Wandfuss und gerne die Kletterfinken montiert.
Danach war die Route ein wahrer Genuss – die Absicherung ist ausgezeichnet und die Kletterei beglückt mit ein paar schönen Passagen und einem spannenden Kamin in der 4. SL. Dank der moderaten klettertechnischen Schwierigkeiten konnten wir unseren Fokus auf die Standbau- und Seiltechnik legen und auch die Sonne und Aussicht geniessen.
Auf der Gipfelflanke angekommen wäre ich dann wieder froh um die Bergschuhe gewesen, es liegt nämlich noch Schnee – man konnte jedoch auch im Fels bis zum Gipfel-Steinmann traversieren. Etwas nördlich des Gipfels befindet sich in der Südwand die sehr gut eingerichtete Abseilpiste. Mit unseren 2x60m Halbseilen (merci Dario ;-) wäre man wohl in 2x runtergekommen, aber die Info auf dem Topo schien uns nicht ganz eindeutig. Also absolvierten wir die Abseilfahrt in 3 Zügen und nutzen die Gelegenheit, auch hier die Technik wieder einzutrainieren. Und schliesslich macht Abseilen ja auch Spass :-)
Als wir glücklich und ohne Seilverhänger wieder am Wandfuss angekommen waren, ging auch schon die Sonne golden über dem Vierwaldstättersee unter und der Vollmond blickte hinter dem Schmal Stöckli hervor. Zurück in der Hütte war es bereits wieder ganz schön kühl und entsprechend dankbar heizten wir den Holzofen an. Die selber raufgeschleppten Spaghetti Bolognese plus Rotwein schmeckten ausgezeichnet und ich habe noch selten so gut in einer Hütte geschlafen.
Für den 2. Tag hatten wir eine anspruchsvollere Route am Chaiserstock geplant. Im Aufstieg schien uns der Weg zum Wandfuss dann aber aufgrund der Lawinen-Gefahr zu riskant – die Sonne brennt schon früh in die SW-Flanke des Chaiserstocks rein und es waren an den Vortagen diverse Nassschneerutsche niedergegangen.
Also entschieden wir uns stattdessen, das Schmal Stöckli nochmal mit einer Route zu beehren. Diesmal gingen wir die “Lange Kombination” an. Auch hier schien uns die Bewertung mit “5c” ganz schön hart und ich war ab und zu froh, den Vorstieg meinem Seilschaftspartner überlassen zu können.
Nach wiederum zügiger Abseilfahrt über die Route, ging’s zurück zur Hütte und runter in’s Tal. Im stark aufgeweichten Schnee waren wir nun froh um die Schneeschuhe. Dunkle Wolken waren zwischenzeitlich aufgezogen und noch vor den ersten Regentropfen erreichten wird das Auto.
Fazit
Die Routen am Schmal Stöckli bei der Lidernenhütte sind bereits früh im Jahr schneefrei, trocknen schnell ab und bieten plaisir-mässig abgesicherte MSL-Kletterei im moderaten bis oberen Schwierigkeitsgrad (4b - 7b). Die Liderenenhütte ist (v.a. bei Seilbahnbetrieb) gut und schnell erreichbar und dient als gemütlicher Ausgangspunkt.
Verhältnisse am So/Mo, 13./14.04.14
Weicher, tiefer Schnee im Aufstieg zur Lidernenhütte und zum Schmal Stöckli.
Schneeschuhe vor allem im oberen Wegstück und Abstieg nützlich.
Ski-Aufstieg/-Abfahrt nicht empfehlenswert.
Hütte (noch) nicht bewartet.
Holzofen und fliessend Wasser vorhanden.
Info's beim Hüttenwart.
Routen/Topos
Topos der Routen am Schmal Stöckli: S- und SW-Wand
Oder im Kletterführer "Plaisir Ost".
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