Kaiserdurchquerung im März - Nur die Harten kommen in den Garten


Publiziert von Kraxlsteff , 17. März 2014 um 12:19.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum:15 März 2014
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 1087 m
Strecke:20 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Inntalautobahn bis Oberaudorf, dann Richtung Niederndorf/Walchsee, schließlich im Kreisverkehr rechts nach Griesenau.
Unterkunftmöglichkeiten:Zelt!
Kartennummer:Alpenvereinskarte Kaisergebirge

Für das Wochenende 15./16. März hatten wir eigentlich eine Neuauflage des Experiments "Winterbiwak" geplant, das wir im vergangenen Winter in den Chiemgauer Alpen unternommen hatten. Diesmal war die Fitness besser, die Ausrüstung (weitgehend) dem Anlass entsprechend und der Wetterbericht - nun ja, zumindest nicht apokalyptisch. Blöderweise ist der Winter in dieser Saison bekanntermaßen auf den zwölften Oktober gefallen - und so wurde aus unserem Winterbiwak eher ein frühlingshaftes Mistwetterbiwak, trotzdem haben wir alle unseren Spaß gehabt.

Vor der Beschreibung der Tour möchte ich gerne eine kleine Entschuldigung in Richtung aller Skitourengeher loswerden: Wir haben leider beim Abstieg vom Stripsenjoch zum Hans-Berger-Haus eure Aufstiegsspur ziemlich zertrampelt. Ich hoffe, dass die Schneefälle am Sonntag das Ganze wieder halbwegs gerichtet haben.

Los ging es gegen 8:30 Uhr auf dem Wanderparkplatz an der Mautstelle in Griesenau. Wir hatten kurz überlegt die Mautstraße bis zur Griesner Alm zu fahren, haben uns aber letztlich dagegen entschieden, weil wir erst am nächsten Tag zurückkehren würden und dann auch noch mit einem anderen Auto - so dass wir die Maut letztlich zweimal hätten bezahlen müssen. Außerdem war uns auch nicht klar, ob man das Auto über Nacht an der Griesner Alm stehenlassen darf.

Dementsprechend wartete also erstmal die Talhatsch durchs Kaiserbachtal auf uns - und die wurde unerwartet gleich zur ersten Herausforderung, weil der Wanderweg zur Griesner Alm auf den ersten drei Kilometern eine einzige Blankeisplatte war. Dass ausgerechnet dieser Teil der Tour zur Herausforderung würde, hatte nun wirklich niemand geahnt. Wie auf rohen Eiern schlichen wir also den breiten Weg entlang, bis endlich nach und nach eine dünne Schneedecke auf dem Eis das Vorwärtskommen leichter machte.

Von der Griesneralm folgten wird dann dem bekannten Steig am Fuß der Steinernen Rinne vorbei hinauf aufs Stripsenjoch. Dabei wählten wir allerdings für den letzten Anstieg die Diretissima rechts des Felsköpfels, an dessen linker Seite man im Sommer das kurze seilversicherte Stück findet - links lagen nämlich als Warnung schon die Reste einer offenbar nicht allzu lang vorher abgegangenen Lawine herum, weshalb wir um diesen Anstieg mit der bedrohlichen Riesenwächte am oberen Ende lieber einen Bogen gemacht haben. Der Direktanstieg im Tiefschnee war zwar sehr steil (geschätzt mindestens 60°), ging aber gut, da der Schnee sehr griffig war.

Oben am Stripsenjoch fanden wir dann eine Mischung aus Sturm (auf der Ostseite vom Haus) und Sonne, die wir erstmal für eine ausgiebige Rast nutzten. Ursprünglich hatten wir vorgehabt, unsere Zelte hier direkt auf der Sonnenterrasse des Stripsenjochhauses aufzuschlagen, aber da es gerade mal Mittag war und der Sturm hier oben auf dem Kamm ganz schön heftig war, entschlossen wir uns doch noch ein Stück weiter abzusteigen.

Nach einem kraftraubenden Abstieg, der geprägt war durch ständiges Einsinken bis zum Knie und noch tiefer, erreichten wir schließlich im einsetzenden Nieselregen das Hans-Berger-Haus. Hier schlugen wir dann die Zelte für die Nacht auf. Nach einem Festmahl (= Nudeln mit Tomatensauce vom Spirituskocher) verkrochen wir uns dann auch ziemlich bald in die Zelte, um dort die von Dauerregen geprägte Nacht zu verschlafen.

Am nächsten Morgen ging es dann nach einem kleinen Frühstück über den Fahrweg durchs Kaisertal zurück nach Kufstein. Die Schlenker über Antoniuskapelle und Tischheimer Höhle, die im angehängten Track enthalten sind, haben wir uns dann auch gespart, weil wir nur noch die schweren Rucksäcke loswerden wollten.

Fazit: Es war nass, kalt, sehr anstrengend und gesehen hat man auch nicht viel. Wird also nächstes Jahr wiederholt. Dann hoffentlich mit richtig Winter.

Zur Schwierigkeit der Tour: Der letzte Anstieg zum Joch ist trotz WT3-Bewertung nicht zu unterschätzen. Man hat hier die Wahl zwischen einem steilen Anstieg unter einer (erfahrungsgemäß stabilen und auch im forgeschrittenen Frühjahr noch vorhandenen) Riesenwächte und einem noch steileren, wo von oben aber keine Gefahr droht. Von dieser Schlüsselstelle abgesehen ist die restliche Tour aber sehr einfach und birgt ein geringes Risiko.

Fotos folgen in Kürze.

Tourengänger: Kraxlsteff, jpf


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Kommentare (10)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 17. März 2014 um 12:57
Hallo Kraxelsteff, eine schöne Tour hast du gemacht! Aber WT6 für die Schneeschuhwanderung aufs Stripsenjoch?!? Sei mir nicht böse, aber für mich klingt das doch "etwas" zu hoch gegriffen - vor Jahren bin ich da im Winter sogar mal ohne Schneeschuhe rauf gewandert, ohne LVS-Ausrüstung &Co.
Wie dem auch sei - viel Spaß in den Bergen und stets eine gute Rückkehr!

Nic hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. März 2014 um 13:22
Genau das gleiche habe ich mir auch gedacht...Alternative Anstiegsrouten werden in meiner Gesamtbewertung meist nicht einbezogen. Diese Wanderung ist im Sommer eine T2 -T3 Tour. Im Winter max. WT3. Ist aber natürlich nur meine subjektive Einschätzung.

VG

Kraxlsteff hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. März 2014 um 13:28
Ja, damit habt ihr beide Recht, aber: Ich habe mich strikt an die Definition von WT6 gehalten, und die besagt eben: Gelände steiler 35° - und das hat es sowohl auf dem "Normalweg", als auch auf unserer Variante. Sicherlich nur ein ganz kurzes Stück, aber das reicht meiner Meinung nach. Nehmt zum Vergleich mal eine Bergtour mit Felsklettereien. Da reicht es ja auch, wenn ein kurzer Aufschwung z.B. eine II ist, um die ganze Tour entsprechend einzustufen.

Das wäre übrigens auch meine Erwartung als Leser so eines Berichts, der das vielleicht als Grundlage für eine eigene Einschätzung nimmt, ob ich mir eine Tour zutraue oder nicht. Und wenn da z.B. "II" steht, und dann kommt ein vier Meter Aufschwung III+ dann steh ich da wie der Ochs vorm Berg, weil das meine Fähigkeiten übersteigt.

Ich neige daher vielleicht zum "Überbewerten", aber lieber das, als dass hier irgendwer in Erwartung eines einfachen Schneeschuhspaziergangs loszieht, und sich dann vor dem Steilhang über die "zu leichte" Bewertung ärgert (oder gar Dinge unternimmt, die seine Fähigkeiten übersteigen und dabei zu Schaden kommt).

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. März 2014 um 13:38
Hallo Kraxlsteff! Klar kann man über solche Schwierigkeitsbewertungen immer diskutieren. Aber schau dir mal die Bewertungen der anderen HIKRs an. Ich persönlich habe z.B. noch keine einzige WT6-Tour drin (wird sich aber in wenigen Tagen ändern) und ich denke schon, dass ich ab und zu ganz gut unterwegs bin.
Wenn du schon die Original-Definition ins Spiel bringst:

>Gelände > 35°. Sehr steil Anspruchsvolle Passagen und/oder Hangtraversen und/oder Felsstufen. Spaltenreiche Gletscher Gefahren: Lawinengefahr Absturzgefahr. Spaltensturzgefahr. Alpine Gefahren Anforderungen: Gute Kenntnisse im Beurteilen der Lawinensituation Sehr gute alpinistische Kenntnisse. Sicheres Gehen in Fels, Firn und Eis Beispieltouren: Piz Palü; Tödi; Galenstock; Wetterhorn; Jungfrau; Mont Vélan; Pizzo Campo Tencia

...da steht noch etwas mehr drin als >35°! Und wenn ich Piz Palü, Tödi, Wetterhorn, Jungfrau, Galenstock und Stripsenjoch in eine Reihe stelle, dann passt eines davon definitiv nicht zu den anderen.

Aber mach es so, wie du denkst, ich will dir ja nichts vorschreiben! Ist ja auch nur meine persönliche Meinung. Problem ist nur, dass somit der Vergleich zu anderen HIKR-Touren nicht möglich ist - diese Tour liefe bei mir unter "WT3".

Kraxlsteff hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. März 2014 um 13:54
Hmm, du magst Recht haben. Dann habe ich evtl. auch die Skala einfach nicht richtig verstanden. Ich war der Meinung, dass es reicht, wenn eines dieser Kriterien erfüllt ist. Neben solchen Namen sieht das Stripsenjoch natürlich etwas albern aus ;-)

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. März 2014 um 14:09
Keine Ahnung, wie die Original-Definition gedacht war, aber auf HIKR hat sich halt ein roter Faden bei der Tourenbewertung etabliert, wahrscheinlich weil die eingestellten Touren immer schärfer werden..
Die Idee eines Winterbiwaks gefällt mir übrigens sehr gut. Und wenn's dann draußen regnet, ist's im Zelt sicher umso gemütlicher...

Kraxlsteff hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. März 2014 um 14:14
Naja, wenn man ein bissl drüber nachdenkt macht's wohl schon Sinn. Sonst müsste man ja die von dir genannten Touren wohl irgendwo unter WT7-WT12 einordnen. Hab's mal korrigiert, damit es vergleichbar bleibt. Mit einer Warnung im Text sollte es dann ja auch getan sein.

Nic hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. März 2014 um 14:21
Da hast du Recht. Auch im Sommer könnte man bei einigen der vorgestellten Touren locker mal ne T7 geben...

Nic hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. März 2014 um 14:32
Was mir im übrigen ein wenig Sorge bereitet. Manchmal kommt es mir vor als versuche der eine den anderen zu toppen. Manche Touren gleichen einem Himmelfahrtskommando und sind hart an der Grenze des vertretbaren. Wie schnell etwas passieren kann, musste ich selbst erst letztes Jahr erleben. Also immer schön aufpassen! VG

chrs hat gesagt: naja...
Gesendet am 19. März 2014 um 00:17
Bei dieser Schweizer Skala definiert eben die schwierigste Stelle den Gesamtschwierigkeitsgrad. Steht so drin. Was die Schwierigkeitsbewertungen angeht, geht das bei HIKR sowieso ziemlich auseinander, hab mich aber dran gewöhnt...Ich war übrigens 2 Tage vor euch am Stripsenjochhaus, allerdings von Kufstein und einen anderen Weg übers Längegg und direkt über die beiden Häuslköpfe (nur zum Teil bezeichnet) hab auch den Zustieg zum untersten Klettersteig am Stripsenkopf freigemacht, so gut es ging. War aber nicht ungefährlich (steiles Schneefeld, kommt irgendwann runter, auch wenn nur 4 Meter) Und (sorry), Traumwetter gehabt. Zur Zeit irgendwie zu wenig Schnee zum richtig Schneeschuhgehen und stellenweise zu viel Schnee zum zu Fuß gehen da oben...


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