Ringelspitz 3247m - Ringen mit dem St. Galler Hünen


Publiziert von Mueri , 14. März 2014 um 23:08.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:10 März 2014
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   CH-SG 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2300 m
Strecke:Vättis - Unter Kunkels - Ober Kunkels - Kunkelspass - Beim Ahorn - Grossalp - Ringelspitzhütte - Vorder Bäch - Vorder Augstberg - Mittler Augstberg - Hinteren Bäch - Hinter Augstberg - Sandböden - Ringelspitz - retour auf fast identischem Weg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW bis Vättis (bei P. 970, rund 1km nach Vättis, befindet sich eine Barriere).
Unterkunftmöglichkeiten:Ringelspitzhütte SAC 1998m

Wie in einem modernen Fantasyfilm, in dem tapfere Protagonisten gegen Hünen kämpfen, fühlte ich mich zeitweise bei dieser Tagesbegehung des höchsten St. Gallers. Wohl wahr, man sollte sich die Ziele nicht zu hoch stecken, wenn man gesundheitlich angeschlagen ist, doch lockten traumhaftes Bergwetter, die vielleicht letzte Chance einer Winterbegehung des Ringelspitzes in dieser Saison; und im Hinterkopf spielte wohl auch noch die Gewissheit mit, dass ich für die kommenden zwei Wochen keine Zeit mehr haben werde für eine Skitour.

Dass der Ringelspitz via Vättis punkto Pulverabfahrten nicht mit anderen Zielen dieses Winters - etwa mit dem Höch Hund - mithalten kann, war uns bereits bei der Planung der Tour bewusst. Der Anreiz der Tour liegt vielmehr darin, dass die obere Hälfte des Aufstiegs äusserst abwechslungsreich und spannend, alpinistisch durchaus auch herausfordernd ist: Nach dem langen Aufstieg mit den Skiern mit ständiger Sicht auf das Ziel erwartet einem ein steiles Couloir und, ganz zum Schluss, ausgesetzte Kletterei auf den Gipfel. Aus diesem Grund sollte man Pickel, Steigeisen, Klettergurt und Seil unbedingt mitführen.


Lang vor Anbruch des Tages starten wir bei P. 970, rund einen Kilometer nach Vättis, wo eine Barriere das Weiterkommen mit dem PW verhindert. Im Schein der Stirnlampe, Skier aufgebunden, folgen wir der aperen Strasse hoch zum Kunkelpass bis P. 1180. Eine kurze Pause, um das Schuhwerk zu wechseln und die Skier anzuschnallen ... und weiter geht's, erst der mit Schnee überdeckten Strasse entlang, sodann auf dem Wanderweg hoch zur Grossalp. Die Passage zwischen Kunkelspass und 'Beim Ahorn' erweist sich dabei als erste Herausforderung (bzw. zweite Herausforderung des Tages, nach dem frühen Aufstehen). Der Weg, zumal er aufgrund der Topographie fast zwangsweise dem Sommerwanderweg folgen muss, ist zeitweise steil, zu steil, so dass die Felle ihren Dienst nicht mehr souverän erfüllen können; und dem nicht genug: immer mal wieder stellen sich neue Tragpassagen in den Weg. Dass sich auf diesem Weg nicht abfahren lässt, wird uns bald klar.

'Beim Ahorn' zeigen sich der Himmel rot gefärbt, der schmale, teils apere Weg weicht offenen Hängen. Finally... Zügig gelangen wir zur Ringelspitzhütte, sehen kurz vor der Hütte zwei Töurler Richtung Ringelspitz aufbrechen und freuen uns auf einen heissen Tee in der Hütte. Ätsch ... zu früh gefreut ... es macht den Anschein, als ob die Hüttenwarte unterwegs seien. Naja, dann eben gemütlich weiter, dem Sommerweg folgend hoch zu den Sandböden.

In nordwestlicher Richtung steigen wir hoch zum Taminser Gletscher und gelangen über diesen zum Couloir, das östlich vom Gipfel hochzieht zum Gipfelfirnfeld. Unten beim Couloir treffen wir auf eine Dreiergruppe (Locals), die uns davon abrät, die Skier das Couloir hochzutragen, um via Glaserrus abzufahren. So deponieren wir unsere Skier oberhalb des Bergschrunds am unteren Ende des 100m hohen Couloirs, montieren Steigeisen und Pickel und brechen auf. Immer stärker bekomme ich zu spüren, dass ich nicht im Vollbesitz der Kräfte bin, gesundheitlich angeschlagen, was mich innerlich so richtig ärgert. Wohl liegt's am Stolz....

Problemlos gelangen wir am Ende des steilen Couloirs auf das Gipfelfirnfeld, zumal dort die Wächte an passender Stelle bereits abgetragen wurde. Noch immer sind die beiden Tourengänger, die sich für die Abfahrt via Glaserrus entschieden haben und die Ringelspitzhütte verlassen haben, als wir dort ankamen, einige Minuten vor uns. So legen wir einen letzten Halt vor dem Gipfel ein, beobachten die beiden beim Erklimmen des Gipfels und nehmen sodann selbst den Gipfelturm in Beschlag. Die Kletterei ist kurz und ausgesetzt, die Linie aufgrund des fix montierten Stahlseils nicht zu verfehlen, der Fels griffig und reich an Absätzen für die Frontzacken der Steigeisen. Wären nicht die leichteren Handschuhe vom Couloir durchnässt und die Hände entsprechend kalt gewesen, so hätte die Kletterei bestimmt Spass gemacht.

YESSSS! Gipfel geschafft. Nach einem herzlichen Handshake und den obligatorischen Fotos seilen wir ca.15m ab (alternativ könnte auch abgeklettert werden) und stehen schon bald wieder oben am Couloir. Vorsicht ist dabei dringend nötig, hätte ein Ausrutscher doch fatale Folgen. Kurz vor dem Skidepot folgt noch eine letzte Mutprobe: Es gilt, über ein kurzes, mit Eis überzogenes Stück abzusteigen.

Die Abfahrt ... naja, darüber schweigt des Schreibers Höflichkeit. Mal Sulzschnee, mal Harsch im oberen Teil bis 'Beim Ahorn'. Danach fahren wir durch ein Tobel ab: wohl Action zum falschen Zeitpunkt, musste man doch immer wieder an den Bäumen und Sträuchern im Tobel vorbeikurven, immer wieder steil abfahren und sodann wieder die Kurve kriegen. Vielleicht habe ich die Abfahrt auch aufgrund meiner Verfassung als weit unangenehmer empfunden als sie war. Jedenfalls konnte ich sie, die sonst immer das Highlight einer Tour ist, nicht wirklich geniessen.

Unten angekommen, steuern wir zielstrebig auf das Bergrestaurant Eggwald zu - mit Erfolg. Obwohl das Restaurant offiziell nicht geöffnet ist, werden wir bedient und erhalten gar das Angebot, mit einem PW zu unserem PW chauffiert zu werden - danke an dieser Stelle für das grosszügige Angebot und die wohltuende Erfrischung. Bei diesem Angebot meldet sich aber der Stolz meines Kollegen, und so legen wir auch noch die letzten vier Kilometer unserer Tour ohne fremde Hilfe zurück.

Tour mit Cornel. Danke an dieser Stelle fürs Tragen des Seiles und die beigesteuerten Pics!

Fazit: tolle, nicht zu unterschätzende Skihochtour auf einen m. E. imposanten Berg, für Liebhaber schöner Abfahrten jedoch (zumindest für den Rest dieser Saison) nur bedingt geeignet.





Tourengänger: Mueri


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