Tour durch den Friedewald durch eine alte Kulturlandschaft mit einigen Spezialitäten


Publiziert von mike80 , 7. März 2014 um 11:41.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Sonstige Höhenzüge und Talgebiete
Tour Datum: 7 März 2014
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Strecke:17 km

Wir verlassen den Bus an der Haltestelle Zur Kleinbahn in Bärnsdorf. Ein paar Schritte zurück beginnt die gleichnamige Straße. Am Bahnhof Bärnsdorf überqueren wir die Gleise der Kleinbahn Radebeul – Radeburg und gehen auf der anderen Seite nach links. Bald führt der Weg direkt an den Bahndamm. Vorsicht vor Zügen, die Gleise dürfen nicht betreten werden. Nach etwa hundert Metern geht es rechts weg und auf schönem Waldweg zum 1502 angelegten Großteich. 1776 fuhr hier Kurfürstin Anna Amalia erstmals auf einer königlichen Fregatte vorbei. Vom Leuchtturm ausgelaufen, spielten die Herrschaften westlich von hier, in den „Dardanellen“, dann ein paarmal Seekrieg. Der Damm teilt den Großteich etwa seit 1920.

Auf der anderen Seite schlüpfen wir durch die Mauer und gehen zum Fasanenschlösschen, vorbei am alten Gondelhaus mit Türmchen. August der Starke hatte in dieser Gegend eine halbfertige Anlage hinterlassen, die Hofkämmerer Graf Marcolini vollendete. Das Fasanenschlösschen entstand zwischen 1769 und 1782, das Marcolinihaus und die derzeit noch ruinösen Fasanenzuchthäuser nach 1870. Ein Weg zum Leuchtturm lohnt sich, nicht selten steht man dort inmitten großer Wasservogelscharen. Von der Rückseite des Fasanenschlösschens aus sieht man durch die Schneise mit Kanal über den Venusbrunnen hinweg Schloss Moritzburg.

 

Barockschloss heute nur am Rande

Am Besucherzentrum vorbei geht es nun auf dem Königsweg Richtung Norden zum Blauen Tor und weiter zur Straße Moritzburg – Bärnsdorf. Der Wald war zu Augusts Zeiten ein Tiergarten, in dem das Wild gehalten wurde, bis es vor die königlichen Flinten musste. 1693 wurde er mit der heute noch erhaltenen Bruchsteinmauer umgeben. Aus dem Tiergarten ging später das Wildgehege hervor. Über die Straße geht es in den Eigenheimweg hinein. An der Ziegelfachwerkscheune wird daran erinnert, dass auch hier nach 1945 Menschen, die nichts oder nichts mehr hatten, eigenes Land erhielten. Die Lichtung rechts endet an einem Waldstreifen, und wenn wiederum der endet, biegen wir nach links in die Allee Nummer III ein, die schnurgerade zum Hellhaus führt. Kurz vor dem Anstieg kreuzen wir noch einen fast verlandeten Kanal, der von dem zwischen Dardanellen und Fasanenschlösschen abzweigt und zum Frauenteich führt.

Das Hellhaus, heute Ruine, wurde zwischen 1780 und 1787 erbaut. Vom Turm aus wurde angezeigt, in welcher Richtung das gehetzte Wild bei der Parforcejagd floh. Das Haus steht im Schnittpunkt von acht Schneisen, die die Orientierung erleichterten. Wir gehen ums Hellhaus herum und in der gleichen Richtung auf Allee VII weiter. Den zweiten Querweg links nehmen wir. Er bringt uns zum Nordtor der Moritzburger Schlossanlage, durch das wir das Gelände betreten. Das Schloss interessiert uns heute nicht, die Bänke haben verbissene Denkmalschützer entfernen lassen, deshalb biegen wir an den Kavaliershäuschen rechts ab und gehen bis zum Parkplatz an der Nordwestecke des Schlossteiches. Dort steht der alte Teichmönch; so heißen die früher oft aus Sandstein gefertigten Teichablässe. Durch einen Rahmen am Ufer kann man das Schloss betrachten und den Blick mit einem Gemälde vergleichen.

Weiter geht es nun auf dem Steinernen Weg quer durch den Friedewald mit blauem Strich Richtung Weinböhla. An der ersten Kreuzung machen wir einen Abstecher nach links. In einer Linkskurve suchen wir dort einen Weg scharf rechts zurück und stehen plötzlich vor einem Tunnel in einem etwa 25 Meter hohen Syenithügel. Der Tunnel ist 100 Meter lang, fünf Meter breit und vier Meter hoch. Auch er diente einst dem Kampf gegen die höfische Langeweile. Man kann durchgehen; eine Lampe ist hilfreich. Oben auf der Hügelkuppe stand einst die Hohburg, erwähnt 1572, aber bald wieder verschwunden. Mit etwas Mühe kann man den Hügel ersteigen, die Burgwälle aber sind nur noch zu erahnen.

Zurück vom Abstecher, geht es weiter Richtung Weinböhla. Wenn Radweg und blauer Strich rechts abbiegen, wandern wir ohne Markierung geradeaus weiter, überqueren die Straße Moritzburg – Auer und wenig später die breit ausgebaute Straße von Dippelsdorf nach Auer. Drüben geht es nach rechts zum idyllischen Ilschenteich mit schöner Rastmöglichkeit und der Holzplastik „Zwei in einem Boot“ von Roger Löcherbach. Hinter dem Teich gehen wir links in den Gabelweg hinein und biegen nach reichlich 200 Metern nach rechts in einen verwachsenden Waldweg ein. Bald wird er wieder breiter, und mit grünem Punkt erreichen wir das Forsthaus Kreyern. Ausführlich können wir uns dort und vor allem in der Buswartehalle mit der Geschichte dieses Ortes befassen. Selten sieht man so liebevolle heimatkundliche Arbeit.

 

Schloss, Schule, Wohnhaus

Von der Buswartehalle führt der blaue Strich nach Norden, aber gleich nach Westen abbiegend, weiter zum Wolfsdenkmal, das wir auf einem nach rechts ausgeschilderten Abstecher entdecken. Errichtet wurde es 1618. Der Erste in der Namenslatte ist der Kurfürst, der Allerletzte der Jägerjunge Anthoni Brum – der hat den Wolf erlegt. Nach dieser Lektion in Sachen fürstlicher Wertschätzung geht es zurück und mit dem blauen Strich nach Weinböhla.

Dort gehen wir die erste Asphaltstraße nach links, dann den Neuen Weg nach rechts und an der Forststraße links-geradeaus die Bergsiedlung hinein. Gleich darauf stehen wir vor dem Schloss Lauben. Errichtet wurde es im 17. Jahrhundert, Giebel und Dachreiter kamen im 19. Jahrhundert hinzu. In der DDR war es Schulungsstätte des Amtes für Standardisierung, Messwesen und Warenprüfung (ASMW), heute ist es Wohnhaus. Wir laufen die Bergsiedlung, dann die Bäckersche Hofstraße weiter und kommen zur Moritzburger Straße mit Meilenstein und vielen Informationstafeln. Drüben bringt uns die Wilhelm-Wiesner-Straße hinauf zum Friedensturm. Am 1903 errichteten, 20 Meter hohen Turm befinden wir uns 206 Meter über dem Meer – der höchste Punkt unserer Tour. Nach dem Schlüssel, steht auf der Tafel, kann man in der Gaststätte Laubenschlösschen fragen, zu dem wir nun zurückkehren.

Dort halten wir uns rechts und biegen dann von der Moritzburger Straße links in die Laubenstraße ein. Über Spitzgrundstraße, Alte Weinbergstraße, die Berliner Eisenbahn, Wettinstraße und Rathausstraße kommen wir schließlich zum Endpunkt der Straßenbahnlinie 4. Wer noch etwas Kraft hat, sollte vor der Rückfahrt einen kleinen Rundgang durchs alte Weinböhla rund um die Kirche unternehmen; es ist manch hübsches Detail zu entdecken.


Tourengänger: mike80


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Kommentare (1)


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alpensucht hat gesagt: Ach herrlich...
Gesendet am 7. März 2014 um 23:58
...danke für die Erinnerungen an die liebe Heimat! Ein paar Fotos wären natürlich auch nicht schlecht :)

Gruß, Alpensucht


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