Hohe Munde (2662m) - Gipfelbiwak -

um 17.50 erreichst Du den 2662 m hohen Westgipfel der Hohen Munde und weißt: jetzt liegt viel Zeit vor Dir hier oben...

Denn das ist der Beginn Deines Gipfelbiwaks auf der Hohen Munde.

Die einzige Unwägbarkeit der Tour, nämlich die Frage „gibt es einen brauchbaren Biwakplatz am Gipfel"? ist schnell ausgeräumt: ja, es gibt einen feinen ebenen Platz etwas oberhalb des Gipfelkreuzes.

Diese Tatsache entspannt Dich schon mal ganz ungemein. Also gleich häuslich einrichten auf dem Gipfel, Bergschuhe ausziehen, Haus-, nein Turnschuhe anziehen und erst einmal ein bisschen am Gipfel herumspazieren, zum nahen Steinmann am höchsten Punkt.

Es ist mild, prima Sicht in alle Richtungen, schwach scheint noch die Sonne.

Du sitzt am Gipfelkreuz beim Bier und schaust hinab in das Inntal 2000Hm unter Dir.

Abendbrot zusammen mit 3 Alpendohlen, die ihren Teil erhalten.

Du baust am Schlafplatz eine kleine Mauer aus Steinen als Windschutz. Es weht jetzt zwar nur ein schwaches Lüftchen aus Westen, aber der Wetterbericht ist leider nicht der beste…

Allmählich versinkt die Sonne immer tiefer hinter den Schleierwolken im Westen.

Gegenüber nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt der Hochwanner, da hast Du vor 4 Jahren oben biwakiert… Schon wieder so lange her!

Hochplattig und Hochwand ganz nahe im Westen: Erinnerung an lange Mieminger Touren…

Weit hinten im Südosten der Fußstein neben dem Olperer: einer dieser Gipfel, die so lange auf der Wunschliste weit oben stehen – und nie wird es etwas… Und die Zeit, dies zu ändern: sie wird immer weniger…

So ergibt der Blick in die Gipfelrunde ringsherum ein Gemisch aus Erinnerungen und Wünschen…

Von unten dringen kaum Geräusche herauf. Autos sind z.B. nicht zu hören. Aber der Klang der Kirchenglocken schafft es bis zum Gipfel…

Es gibt den ersten Grog mit Honig: das erprobte Biwakgetränk J

Unmerklich, aber beständig ändert sich das Licht, wachsen die Schatten.

Erste Lichter in den Tälern.

Du stehst da ohne irgendetwas zu denken, versuchst nur die Gegenwart, das Hiersein auf diesem Gipfel zu erfassen, aufzunehmen.

Wie schön, dass kaum Wind weht!

Ok, Zeit für den 2. Grog J

Der Ostgipfel der Hohen Munde wirkt im letzten Tageslicht auf einmal viel weiter entfernt.

Der Weg hinauf heute Nachmittag in der Sonne wirkt auch schon lange her. War ein mühsamer, aber völlig problemloser Hatsch ab Parkplatz Rauthhütte.

Der Rucksack war halt richtig schwer mit kompletter Biwakausrüstung und viel Wasser, denn am Osthang der Hohen Munde gibt es keines zum Nachtanken – und jetzt benötigst Du welches für den 3. Grog…

Dunkelheit, letzte helle Flecken am Himmel im Westen. Schön der Große Wagen im Norden über dem Wetterstein.

Lichter an der Zugspitze.

Telfs direkt unter Dir, nun hell erleuchtet.

Die Inntalautobahn: eine illuminierte Ameisenstraße.

Im Süden eine schwarze Masse ohne Licht: die Ötztaler…

Die Milchstraße.

Leichtes Säuseln des Windes im Gipfelkreuz.

Grog 4.

Wie weit das entfernt ist, was Du gestern gemacht hast…

Wie weit das entfernt ist, was Du morgen machen wirst…

Grog 5.

Irgendwann verkriechst Du Dich im Schlafsack.

Ziemlich unvermittelt ist der Himmel auf einmal bedeckt.

Gegen 23Uhr ein paar Regentropfen; Du legst den Biwaksack lose über den Schlafsack, das reicht.

0.01: Du hast Geburtstag…

2,3mal regnet es leicht, aber es wird insgesamt eine angenehme Nacht.

Morgens ist alles grau, dichte Wolken, einige Gipfel sind eingehüllt.

Schön, einfach noch im warmen Schlafsack zu liegen und zu schauen, zu schauen, zu schauen…

7.20 aufstehen, zum Frühstück gibt’s 3 Tassen Tee, packen, ein letzter Blick, 8.20 Abstieg, bald im Regen.

Das Gipfelbiwak auf der Hohen Munde: es ist schon nur noch Erinnerung.

---- Die Digitalkamera hat Dich im Stich gelassen oder es lag am o.g. Gipfelbiwakgetränk: es gibt nur einige wenige verwackelte Fotos ---