Drei Aragac Gipfel (4090,1m / 4001m / 3879m) und Ovrc‘asar 3460m
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HÖCHSTER ARMENIER:
ԱՐԱԳԱԾ - ՀՅՈՒՍԻՍԱՅԻՆ (ARAGAC - HYOWSISAYIN) 4090,1m
Als wir im leider im April zwei Mal wegen Sturm am Aragac umkehren mussten, schworen wir dieses Jahr nochmals im Sommer ins schöne Armenien zurück zu kehren. Im Spätsommer oder Frühherbst ist der Berg schneefrei und das Wetter meistens schön. So hatten wir dieses Mal wie vorhergesehen Wetterglück auch wenn es am isoliert stehenden Vulkan recht windig war. Wir dehnten unsere Tour sogar noch aus und bestiegen neben dem Hauptgipfel auch den West- und Südgipfel. Für die ersten beiden Besteigungsversuche sie beim Tourenbericht: Gelarx.
Allgemeines zum Aragac
Der Aragac ist der höchste Punkt von Armenien. Er liegt in der Provinz Արագածոտնի մարզ (Aragacotni marz) etwa 40km nordwestlich der Hauptstadt Երևան (Ere͡wan). Der Aragac ist ein erloschener Schichtvulkan mit vier Gipfeln, die den Rand des Vulkankraters bilden. Die vier Gipfel sind:
- Nord: Հյուսիսային (Hyowsisayin; 4090,1m)
- West: Աարևմտյան (Aare͡wmtyan; 4001m)
- Ost: Արևելյան (Aie͡welyan; 3908m)
- Süd: Հարավային (Haravayin; 3879m)
Der Aragac war zuletzt im späten Pleistozän bis weit ins Holozän stark aktiv. Dabei wurde durch starke Eruptionen sein ursprünglicher Kegel abgetragen und die vier Gipfel auf dem Kraterrand umgeben heute den nach Süden offenen Krater. Seine jüngste Aktivität verbunden mit einem kleineren Lavastrom ereignete sich vor etwa 5000 Jahren als Flankenausbruch. Die Hauptaktivitätszone seiner letzten Eruptionen zieht sich in einer 13km langen Linie von Westsüdwesten nach Ostnordosten und durch die nördliche Kraterwand. Auf dieser Linie finden sich neben dem Hauptkrater einige weitere Vulkankrater, pyroklastische Kegel, jüngere Lavaströme und Ablagerungen von Laharen.
Der Aragac ist das beliebteste und einfach zu besteigendes Reiseziel für Bergsteiger und Skitourengänger in der Region. Im Sommer wird der Berg oft von Touristen besucht, jedoch wird meistens nur der auf einem Bergpfad erreichbare Südgipfel bestiegen. Der Haupt- oder Nordgipfel wird gelegentlich bestiegen und verlangt auf seinen obersten Meter leichte Kletterei im Zweiten Schwierigkeitsgrat (IUAA II).
Anreise zum Aragac
Nach einem Arbeitstag holte ich das Gepäck zu Hause und fuhr an Flughafen Zürich wo ich David traf. Die Gepäckaufgabe und Sicherheitskontrollen verliefen zügig denn es ist Mittwoch und keine Ferienzeit. Nachdem wir noch Zeit hatten einige Bierchen zu trinken und ins Flugzeug einsteigen wollten, sagte uns der einer der Angestellten wir müssen noch warten da mit dem Gepäck etwas nicht in Ordnung sei. Zwei Polizistinnen kamen sogleich mit Davids Tasche und beanstandeten dass er eine Benzinflasche aus Aluminium dabei hatte. Bei der Chefpolizistin namens Natascha merkte man sofort wenn sie was sagen wollte, dass sie nicht besonders intelligent ist was sich leider noch als unser Problem herausstellen sollte. David musste die verdächtige Flasche auspacken und Natascha mass mit ihrem Lehrling die Zündfähigkeit der nicht ausgespülten aber leeren (!) Aluflasche. Das Gerät piepste und spukte einen Wert von 77 aus. Sie meinte sie müsse die Aluflasche beschlagnahmen aber konnte mir nicht einmal sagen was für eine Einheit die 77 ist. Ich erklärte ihr dass mein volles Feuerzeug in der Hosentasche mehr Volumen an explosionsfähigem Luft-Gasgemisch erzeugen könne als die leere Flasche - aber eben, Flughafen-Natascha war zu blöd die chemisch-physikalischen Tatsachen zu begreifen und ihr Lehrling getraute nichts dazu zu sagen. Sie telefonierte dann mit ihren Vorgesetzten währen ich die Flasche ausblies. Als ich die aufforderte nochmals zu Messen meinte sie sie dürfe das jetzt nicht mehr. Leider mussten wir nun auf das Flugzeug, gerne hätte ich aber ihr Chef gesprochen aber wir wollten ja unseren Urlaub lieber in Armenien als in Zürich verbringen.
Über Wien flogen wir mit Austrian Airlines in die armenische Hauptstadt wo wir in den frühen Morgenstunden übermüdet endlich landeten. Zum Glück brachten wir die Passkontrolle und Gepäckausgabe hinter uns und fanden ein Taxi das uns in Zentrum brachte. Wir stiegen wieder im sauberen, empfehlenswerten Envoy-Hostel ab wo uns die Mitarbeiter sofort wieder erkannten. Bis Mittag schliefen wir aus, kauften anschliessend Essen und Trinken für die Bergtour und suchten eine neue Benzinflasche für den Kocher die wir aber nicht fanden. Am späten Nachmittag schliesslich brachte uns ein junger Angestellter des Hostels mit seinem Allradfahrzeug zum Քարի լիճ (K‘ari lič) auf etwa 3200m Höhe an den Südhängen des Aragac. Die Fahrt dauerte etwa zwei Stunden wobei sich unser Fahrer zwei Mal wegen grossen Baustellen verfuhr. Mir war’s recht, denn so bekamen mehr von der Landschaft zu sehen.
Wir hatten Schlafsack und Isoliermatte für ein Biwak dabei was sich als unnötiges Material heraus stellte. Denn am Bergsee gibt es ein Hotel wo wir für ein Doppelzimmer pro Person 5000 Dram (etwa 10€) zahlen mussten. Auch einen Benzinkocher brauchten wir zum Glück keinen denn eine nette Dame vom Hotel kochte für uns die mitgebrachten Ravioli und reinigte uns sogar noch die verschmutzten Pfannen! Man Stelle sich vor ein Hüttenwart würde für Osteuropäer ihe mitgebrachtes Essen kochen und ihr Geschirr abwaschen. Das ist gutes Beispiel einer netten Kleinigkeit welche ich oft auf Reisen nach Osteuropa erlebe und sehe wie ungastfreundlich Schweizer gegenüber Touristen mit sind ausser sie zahlen unsere Wucherpreise in den grossen Touristenorten.
Besteigung vom Aragac
Um vier Uhr klingelte unser Wecker und ein sternenklarer, kalter Nachthimmel zeigte sich vor der Hoteltür. Noch halb im Schlaf würgten wir unser mitgebrachtes Frühstück herunter um immerhin etwas im Magen zu haben, zogen die Wanderkleidung an und torkelten nach einer halben Stunde aus dem Hotel. Schon nach wenigen Metern hörten wir Hunde bellen und knurren weswegen wir die Richtung nach Osten änderten und so ungeplant die Route änderten. Anstatt über die Hänge zum Südgipfel aufzusteigen, nehmen wir nun den Aufstieg über den Südgrat, der auf der unserer sowjetrussischen Karte Хребет Каракатар (Khrebet Karakatar) heisst, der armenische Name dafür ist Ուրցասար (Ovrc‘asar). Wie heraus stellte war das schlussendlich die schönere auf den Südgipfel. Zuerst wanderten wir über Grashänge, danach über Geröllhänge auf den Grat. Nach fünf Minuten stand plötzlich ein grosser, weisser und sehr freundlicher Hirtenhund neben uns der uns während der halben Tour begleiten wird. Exakt als sich ein Silberstriefen am Osthorizont zeigte, erreichten wir P.3460m auf dem Südgrat. Der kecke Gratgipfel hat einen mächtigen Steinmann den man schon aus mehreren Kilometer bei tageslicht sieht. Der Grat ist meistens einfaches, aber wegloses Wandergelände und nur an wenigen Stell sind kleinere Felsstufen zu umgehen. Unterwegs zum Südgipfel erlebten wir einen prächtigen Sonnenaufgang so dass wir gleich zusammen mit den ersten Sonnenstrahlen eine Rast einlegten was auch unserem vierbeinigen Begleiter gefiel. Trotz der Morgensonne war es recht kühl als wir den Südgipfel erreichte – wohl auch weil hier oben eine stärkeres Lüftchen blies. Deshalb rasteten wir nicht allzu lange auf dem niedrigsten der vier Aragac-Gipfel und stiegen über einen steilen Pfad in den Sattel zwischen Süd und Westgipfel ab. Hier fühlte es sich an wie in einem Windkanal und es war eisig kalt. Wir fanden im Sattel glücklicherweise eine windgeschützte Stelle und Rasteten nochmals vor dem Aufstieg zum Westgipfel.
Der Aufstieg über die steile Südflanke zum Westgipfel sah zuerst nach mühsamem Kraxeln durch Geröll aus. Zum Glück entpuppte sie sich als gut begehbar und eindeutige Pfadspuren leiten zum Gipfel. Im oberen Teil sind noch einige Felsstufen im Weg welche aber nicht einmal anspruchvolles Bergwandern sind. Auf dem Gipfel rasteten wir in der Sonne als unser Hund auch einen Weg im felsdurchsetzten Gelände fand und sich nun neben uns ausruhte. Zur Belohnung bekam er von mir ein Stück Wurst. Wir wussten nun jedoch nicht, ob wir weiter in den Sattel zwischen West- und Nordgipfel dem Grat folgten konnten und versuchten es einfach. Doch schon nach etwa 50m Abstieg standen wir vor einem Steilabbruch der nordseitig verschneit war. An zwei verschieden Stellen versuchten wir getrennt voneinander herunter zu steigen aber das frisch verschneite, sehr steile und haltlose Gelände war heikel und extrem mühsam begehbar. Um keine Zeit zu verlieren suchte ich eine andere Stelle die ich in der Südflanke fand. Ich informierte David und er meinte es sei wohl auch die bessere Lösung obwohl wir so mehr Höhenmeter verlieren würden. Also rutschten wir über einen steilen Geröllhang die Hänge des Kraterinnerrandes herunter und querten anschliessend unter dem Sattel zwischen West- und Nordgipfel. Schön war das Teilstück nicht zu begehen doch nun stand uns nichts mehr im Weg für den höchsten Gipfel des Aragac.
Um keinen Umweg zu laufen, steuerten wir die Südflanke des Hauptgipfels höher als der Sattel zwischen diesem und dem Ostgipfel. Als wir unter der Südflanke standen war unser Hirtenhund nun doch zu müde um weiter mitzulaufen. Er schloss sich einer deutschen Touristin an die ebenfalls nicht mehr bei vollen Kräften war. Ohne den Hauptgipfel zu erreichen, kehrten die beiden in Richtung K‘ari lič um. Die Südflanke schien unendlich lang doch wir kamen flott voran. Das Gelände wurde mit jedem Höhenmeter steiniger und zum südlichen Vorgipfel hin verschwand die Vegetation vollends. Dabei überholten wir zwei weitere Deutsche und ihr armenischer Führer die ebenfalls von einem Hund begleitet wurden. Die Touristin welche unseren Hund mitnahm, gehörte ebenfalls dieser Gruppe an. Als wir auf dem Vorgipfel war das Gipfelkreuz in greifbarer Nähe, nur noch ein luftiges Gratstückchen trennte uns noch vom höchsten Punkt. Der zweite Hund hat sich inzwischen auch uns angeschlossen und versuchte sogar mit uns über den Grat zu gelangen. Der Schlussaufstieg war wegen der einfachen Kletterei besonders schön und so standen wir endlich auf dem Dach Armeniens mit dem grossen, silberfarbenen Gipfelkreuz. Sogar der Vierbeiner fand einen Weg im anspruchsvollen Alpinwandergelände! Die Deutsche Gruppe und einige Tschechen die nachkamen, gaben sich alle mit dem Vorgipfel zufrieden. Glücklicherweise, so dachte ich, hat es ein etwas anspruchvolleres Gratstück zum richtigen Gipfel - so dass nicht jedermann einfach hoch spazieren kann. Wir rasteten nun ausgiebig und genossen es auf einem Gipfel zu sitzen auf dem kein höherer Berg in einem grossen Radius steht.
Mit der gebührenden Portion kletterten wir zurück zum Vorgipfel und beobachteten wie der Hirtenhund in der Flanke seinen Weg fand. Dort schloss er sich wieder den anderen Touristen an und wir stiegen auf dem gleichen Weg knapp hundert Meter ab. Eine steile Geröllrinne öffnet sich hier so dass wir rasch in Richtung Kraterboden abrutschen konnten. Leider war der Spass zu schnell vorbei und so eierten wir über Lavabrocken zurück bis unter den Sattel von Nord- und Südgipfel. David war inzwischen recht müde so dass er für den Wiederaufstieg durch das Kraterbecken zum Sattel zwischen Süd- und Westgipfel etwas länger benötigte. Auch ich hatte nun müde Beine und war froh im Sattel nochmals zu rasten. Zum Glück mussten wir danach nicht einmal ganz auf den Südgipfel steigen um zum Hotel zurück zu gelangen. Dennoch zog sich der Abstieg in die Länge den die Horizontaldistanzen am Aragac sind lang auch wenn es auf unserer 1:100000 Karte nicht danach ausschaut. Von der netten Dame im Hotel bekamen wir ein Tee spendiert während wir auf das Taxi warteten. Glücklich aber müde erreichten wir unser Hostel. Lange feierten wir deshalb nicht und legten uns nach einem Imbiss im Schnellrestaurant nebenan bald ins Bett.
Letzter Tag und Heimreise
Wir spürten die lange Tour des letzten Tages und schliefen noch einige Stunden nach dem Frühstück. Am Nachmittag und Abend genossen wir den Sommertag in Ere͡wan. Wir kauften zuerst lokalen Wein und hervorragenden armenischen Cognak ein, gingen zwei Mal essen und liessen den Tag im Freizeitpark mit Livemusik ausklingen. Etwas mühsam gestaltete sich die Heimreise da wir schon um drei Uhr wieder aufstehen mussten. Die Ausreise gestaltete sich wegen den Kontrollen etwas mühsamer als bei unserer Ankunft. So erreichten wir über Wien wieder total übermüdet Schweizer Boden. Fazit: Armenien ist ein phantastisches Land das ich jedem empfehlen möchte der abseits Touristenpfaden Urlaub machen möchte.
Interessante Links
Aragac bei Summitpost: Aragac
Aragac bei Wikipedia: Aragac
Wetter: Aragac-Wetter
ԱՐԱԳԱԾ - ՀՅՈՒՍԻՍԱՅԻՆ (ARAGAC - HYOWSISAYIN) 4090,1m
Als wir im leider im April zwei Mal wegen Sturm am Aragac umkehren mussten, schworen wir dieses Jahr nochmals im Sommer ins schöne Armenien zurück zu kehren. Im Spätsommer oder Frühherbst ist der Berg schneefrei und das Wetter meistens schön. So hatten wir dieses Mal wie vorhergesehen Wetterglück auch wenn es am isoliert stehenden Vulkan recht windig war. Wir dehnten unsere Tour sogar noch aus und bestiegen neben dem Hauptgipfel auch den West- und Südgipfel. Für die ersten beiden Besteigungsversuche sie beim Tourenbericht: Gelarx.
Allgemeines zum Aragac
Der Aragac ist der höchste Punkt von Armenien. Er liegt in der Provinz Արագածոտնի մարզ (Aragacotni marz) etwa 40km nordwestlich der Hauptstadt Երևան (Ere͡wan). Der Aragac ist ein erloschener Schichtvulkan mit vier Gipfeln, die den Rand des Vulkankraters bilden. Die vier Gipfel sind:
- Nord: Հյուսիսային (Hyowsisayin; 4090,1m)
- West: Աարևմտյան (Aare͡wmtyan; 4001m)
- Ost: Արևելյան (Aie͡welyan; 3908m)
- Süd: Հարավային (Haravayin; 3879m)
Der Aragac war zuletzt im späten Pleistozän bis weit ins Holozän stark aktiv. Dabei wurde durch starke Eruptionen sein ursprünglicher Kegel abgetragen und die vier Gipfel auf dem Kraterrand umgeben heute den nach Süden offenen Krater. Seine jüngste Aktivität verbunden mit einem kleineren Lavastrom ereignete sich vor etwa 5000 Jahren als Flankenausbruch. Die Hauptaktivitätszone seiner letzten Eruptionen zieht sich in einer 13km langen Linie von Westsüdwesten nach Ostnordosten und durch die nördliche Kraterwand. Auf dieser Linie finden sich neben dem Hauptkrater einige weitere Vulkankrater, pyroklastische Kegel, jüngere Lavaströme und Ablagerungen von Laharen.
Der Aragac ist das beliebteste und einfach zu besteigendes Reiseziel für Bergsteiger und Skitourengänger in der Region. Im Sommer wird der Berg oft von Touristen besucht, jedoch wird meistens nur der auf einem Bergpfad erreichbare Südgipfel bestiegen. Der Haupt- oder Nordgipfel wird gelegentlich bestiegen und verlangt auf seinen obersten Meter leichte Kletterei im Zweiten Schwierigkeitsgrat (IUAA II).
Anreise zum Aragac
Nach einem Arbeitstag holte ich das Gepäck zu Hause und fuhr an Flughafen Zürich wo ich David traf. Die Gepäckaufgabe und Sicherheitskontrollen verliefen zügig denn es ist Mittwoch und keine Ferienzeit. Nachdem wir noch Zeit hatten einige Bierchen zu trinken und ins Flugzeug einsteigen wollten, sagte uns der einer der Angestellten wir müssen noch warten da mit dem Gepäck etwas nicht in Ordnung sei. Zwei Polizistinnen kamen sogleich mit Davids Tasche und beanstandeten dass er eine Benzinflasche aus Aluminium dabei hatte. Bei der Chefpolizistin namens Natascha merkte man sofort wenn sie was sagen wollte, dass sie nicht besonders intelligent ist was sich leider noch als unser Problem herausstellen sollte. David musste die verdächtige Flasche auspacken und Natascha mass mit ihrem Lehrling die Zündfähigkeit der nicht ausgespülten aber leeren (!) Aluflasche. Das Gerät piepste und spukte einen Wert von 77 aus. Sie meinte sie müsse die Aluflasche beschlagnahmen aber konnte mir nicht einmal sagen was für eine Einheit die 77 ist. Ich erklärte ihr dass mein volles Feuerzeug in der Hosentasche mehr Volumen an explosionsfähigem Luft-Gasgemisch erzeugen könne als die leere Flasche - aber eben, Flughafen-Natascha war zu blöd die chemisch-physikalischen Tatsachen zu begreifen und ihr Lehrling getraute nichts dazu zu sagen. Sie telefonierte dann mit ihren Vorgesetzten währen ich die Flasche ausblies. Als ich die aufforderte nochmals zu Messen meinte sie sie dürfe das jetzt nicht mehr. Leider mussten wir nun auf das Flugzeug, gerne hätte ich aber ihr Chef gesprochen aber wir wollten ja unseren Urlaub lieber in Armenien als in Zürich verbringen.
Über Wien flogen wir mit Austrian Airlines in die armenische Hauptstadt wo wir in den frühen Morgenstunden übermüdet endlich landeten. Zum Glück brachten wir die Passkontrolle und Gepäckausgabe hinter uns und fanden ein Taxi das uns in Zentrum brachte. Wir stiegen wieder im sauberen, empfehlenswerten Envoy-Hostel ab wo uns die Mitarbeiter sofort wieder erkannten. Bis Mittag schliefen wir aus, kauften anschliessend Essen und Trinken für die Bergtour und suchten eine neue Benzinflasche für den Kocher die wir aber nicht fanden. Am späten Nachmittag schliesslich brachte uns ein junger Angestellter des Hostels mit seinem Allradfahrzeug zum Քարի լիճ (K‘ari lič) auf etwa 3200m Höhe an den Südhängen des Aragac. Die Fahrt dauerte etwa zwei Stunden wobei sich unser Fahrer zwei Mal wegen grossen Baustellen verfuhr. Mir war’s recht, denn so bekamen mehr von der Landschaft zu sehen.
Wir hatten Schlafsack und Isoliermatte für ein Biwak dabei was sich als unnötiges Material heraus stellte. Denn am Bergsee gibt es ein Hotel wo wir für ein Doppelzimmer pro Person 5000 Dram (etwa 10€) zahlen mussten. Auch einen Benzinkocher brauchten wir zum Glück keinen denn eine nette Dame vom Hotel kochte für uns die mitgebrachten Ravioli und reinigte uns sogar noch die verschmutzten Pfannen! Man Stelle sich vor ein Hüttenwart würde für Osteuropäer ihe mitgebrachtes Essen kochen und ihr Geschirr abwaschen. Das ist gutes Beispiel einer netten Kleinigkeit welche ich oft auf Reisen nach Osteuropa erlebe und sehe wie ungastfreundlich Schweizer gegenüber Touristen mit sind ausser sie zahlen unsere Wucherpreise in den grossen Touristenorten.
Besteigung vom Aragac
Um vier Uhr klingelte unser Wecker und ein sternenklarer, kalter Nachthimmel zeigte sich vor der Hoteltür. Noch halb im Schlaf würgten wir unser mitgebrachtes Frühstück herunter um immerhin etwas im Magen zu haben, zogen die Wanderkleidung an und torkelten nach einer halben Stunde aus dem Hotel. Schon nach wenigen Metern hörten wir Hunde bellen und knurren weswegen wir die Richtung nach Osten änderten und so ungeplant die Route änderten. Anstatt über die Hänge zum Südgipfel aufzusteigen, nehmen wir nun den Aufstieg über den Südgrat, der auf der unserer sowjetrussischen Karte Хребет Каракатар (Khrebet Karakatar) heisst, der armenische Name dafür ist Ուրցասար (Ovrc‘asar). Wie heraus stellte war das schlussendlich die schönere auf den Südgipfel. Zuerst wanderten wir über Grashänge, danach über Geröllhänge auf den Grat. Nach fünf Minuten stand plötzlich ein grosser, weisser und sehr freundlicher Hirtenhund neben uns der uns während der halben Tour begleiten wird. Exakt als sich ein Silberstriefen am Osthorizont zeigte, erreichten wir P.3460m auf dem Südgrat. Der kecke Gratgipfel hat einen mächtigen Steinmann den man schon aus mehreren Kilometer bei tageslicht sieht. Der Grat ist meistens einfaches, aber wegloses Wandergelände und nur an wenigen Stell sind kleinere Felsstufen zu umgehen. Unterwegs zum Südgipfel erlebten wir einen prächtigen Sonnenaufgang so dass wir gleich zusammen mit den ersten Sonnenstrahlen eine Rast einlegten was auch unserem vierbeinigen Begleiter gefiel. Trotz der Morgensonne war es recht kühl als wir den Südgipfel erreichte – wohl auch weil hier oben eine stärkeres Lüftchen blies. Deshalb rasteten wir nicht allzu lange auf dem niedrigsten der vier Aragac-Gipfel und stiegen über einen steilen Pfad in den Sattel zwischen Süd und Westgipfel ab. Hier fühlte es sich an wie in einem Windkanal und es war eisig kalt. Wir fanden im Sattel glücklicherweise eine windgeschützte Stelle und Rasteten nochmals vor dem Aufstieg zum Westgipfel.
Der Aufstieg über die steile Südflanke zum Westgipfel sah zuerst nach mühsamem Kraxeln durch Geröll aus. Zum Glück entpuppte sie sich als gut begehbar und eindeutige Pfadspuren leiten zum Gipfel. Im oberen Teil sind noch einige Felsstufen im Weg welche aber nicht einmal anspruchvolles Bergwandern sind. Auf dem Gipfel rasteten wir in der Sonne als unser Hund auch einen Weg im felsdurchsetzten Gelände fand und sich nun neben uns ausruhte. Zur Belohnung bekam er von mir ein Stück Wurst. Wir wussten nun jedoch nicht, ob wir weiter in den Sattel zwischen West- und Nordgipfel dem Grat folgten konnten und versuchten es einfach. Doch schon nach etwa 50m Abstieg standen wir vor einem Steilabbruch der nordseitig verschneit war. An zwei verschieden Stellen versuchten wir getrennt voneinander herunter zu steigen aber das frisch verschneite, sehr steile und haltlose Gelände war heikel und extrem mühsam begehbar. Um keine Zeit zu verlieren suchte ich eine andere Stelle die ich in der Südflanke fand. Ich informierte David und er meinte es sei wohl auch die bessere Lösung obwohl wir so mehr Höhenmeter verlieren würden. Also rutschten wir über einen steilen Geröllhang die Hänge des Kraterinnerrandes herunter und querten anschliessend unter dem Sattel zwischen West- und Nordgipfel. Schön war das Teilstück nicht zu begehen doch nun stand uns nichts mehr im Weg für den höchsten Gipfel des Aragac.
Um keinen Umweg zu laufen, steuerten wir die Südflanke des Hauptgipfels höher als der Sattel zwischen diesem und dem Ostgipfel. Als wir unter der Südflanke standen war unser Hirtenhund nun doch zu müde um weiter mitzulaufen. Er schloss sich einer deutschen Touristin an die ebenfalls nicht mehr bei vollen Kräften war. Ohne den Hauptgipfel zu erreichen, kehrten die beiden in Richtung K‘ari lič um. Die Südflanke schien unendlich lang doch wir kamen flott voran. Das Gelände wurde mit jedem Höhenmeter steiniger und zum südlichen Vorgipfel hin verschwand die Vegetation vollends. Dabei überholten wir zwei weitere Deutsche und ihr armenischer Führer die ebenfalls von einem Hund begleitet wurden. Die Touristin welche unseren Hund mitnahm, gehörte ebenfalls dieser Gruppe an. Als wir auf dem Vorgipfel war das Gipfelkreuz in greifbarer Nähe, nur noch ein luftiges Gratstückchen trennte uns noch vom höchsten Punkt. Der zweite Hund hat sich inzwischen auch uns angeschlossen und versuchte sogar mit uns über den Grat zu gelangen. Der Schlussaufstieg war wegen der einfachen Kletterei besonders schön und so standen wir endlich auf dem Dach Armeniens mit dem grossen, silberfarbenen Gipfelkreuz. Sogar der Vierbeiner fand einen Weg im anspruchsvollen Alpinwandergelände! Die Deutsche Gruppe und einige Tschechen die nachkamen, gaben sich alle mit dem Vorgipfel zufrieden. Glücklicherweise, so dachte ich, hat es ein etwas anspruchvolleres Gratstück zum richtigen Gipfel - so dass nicht jedermann einfach hoch spazieren kann. Wir rasteten nun ausgiebig und genossen es auf einem Gipfel zu sitzen auf dem kein höherer Berg in einem grossen Radius steht.
Mit der gebührenden Portion kletterten wir zurück zum Vorgipfel und beobachteten wie der Hirtenhund in der Flanke seinen Weg fand. Dort schloss er sich wieder den anderen Touristen an und wir stiegen auf dem gleichen Weg knapp hundert Meter ab. Eine steile Geröllrinne öffnet sich hier so dass wir rasch in Richtung Kraterboden abrutschen konnten. Leider war der Spass zu schnell vorbei und so eierten wir über Lavabrocken zurück bis unter den Sattel von Nord- und Südgipfel. David war inzwischen recht müde so dass er für den Wiederaufstieg durch das Kraterbecken zum Sattel zwischen Süd- und Westgipfel etwas länger benötigte. Auch ich hatte nun müde Beine und war froh im Sattel nochmals zu rasten. Zum Glück mussten wir danach nicht einmal ganz auf den Südgipfel steigen um zum Hotel zurück zu gelangen. Dennoch zog sich der Abstieg in die Länge den die Horizontaldistanzen am Aragac sind lang auch wenn es auf unserer 1:100000 Karte nicht danach ausschaut. Von der netten Dame im Hotel bekamen wir ein Tee spendiert während wir auf das Taxi warteten. Glücklich aber müde erreichten wir unser Hostel. Lange feierten wir deshalb nicht und legten uns nach einem Imbiss im Schnellrestaurant nebenan bald ins Bett.
Letzter Tag und Heimreise
Wir spürten die lange Tour des letzten Tages und schliefen noch einige Stunden nach dem Frühstück. Am Nachmittag und Abend genossen wir den Sommertag in Ere͡wan. Wir kauften zuerst lokalen Wein und hervorragenden armenischen Cognak ein, gingen zwei Mal essen und liessen den Tag im Freizeitpark mit Livemusik ausklingen. Etwas mühsam gestaltete sich die Heimreise da wir schon um drei Uhr wieder aufstehen mussten. Die Ausreise gestaltete sich wegen den Kontrollen etwas mühsamer als bei unserer Ankunft. So erreichten wir über Wien wieder total übermüdet Schweizer Boden. Fazit: Armenien ist ein phantastisches Land das ich jedem empfehlen möchte der abseits Touristenpfaden Urlaub machen möchte.
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Aragac bei Summitpost: Aragac
Aragac bei Wikipedia: Aragac
Wetter: Aragac-Wetter
Communities: Europäische Höhepunkte, Volcanoes of the World, Kaukasus und Zentralasien, Nicht-Europäische Höhepunkte, Ultras
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