Teneriffa Kletterurlaub


Publiziert von Martina , 10. Juni 2008 um 22:52.

Region: Welt » Spanien » Kanarische Inseln » Santa Cruz de Tenerife
Tour Datum: 5 März 2007
Klettern Schwierigkeit: VI (UIAA-Skala)

Wg schlechter Verhältnisse beschliessen wir spontan unseren Schitourenurlaub in einen Teneriffa Urlaub zu ändern. Bekannt ist mir die Insel nur wg starkem Tourismus und Betonbunkerhotels, aber es gibt schon im März sehr warme Temperaturen und Klettermöglichkeiten. Und übers Internet finden wir ein sehr günstiges Pauschalangebot. Wir wohnen auch tatsächlich in einem grässlichen Betonbunker im Süden der Insel, in Playas Paraiso. Zuerst bin von dem riesigen Bau schockiert, aber es entpuppt sich doch als praktische Unterkunft. Wir haben Halbpension, nehmen uns einen Mietwagen. Wir starten täglich nach dem Frühstück in unbekannte Gefielde und stürmen gegen 20 Uhr abends hungrig das Buffet, Essen sehr gut – besonders die kleinen Süßkartoffeln, eine Spezialität auf den Kanaren.

Einen Kletterführer loaden wir uns über Rockfax runter und landen gleich am ersten Tag in der Schlucht von Arico. Ein netter Klettergarten mit kurzem Zustieg und einer Vielzahl von 1-SL Routen. Er überzeugt uns aber nicht so ganz. Die folgenden Tage sind wir hinauf zum El Teide gefahren, an dessen Fusse gibt es eine Vielzahl von Klettereien vom Sportklettern bis hin zu kurzen alpinen Routen.

Am nächsten Tag besuchen wir Las Canadas, dort gibt es orangene Felsen in atemberaubenden Formationen. Die Routen sind toll, wenn auch recht anspruchsvoll. Das Gebiet liegt bereits auf einer Höhe von 2000m, trotzdem hat uns in der Sonne nur ein T Shirt gereicht.

Auch am zweiten Tag fahren wir dort hinauf. Die Auffahrt vom Meer hinauf durch die Vulkanlandschaft ist immer wieder ein Erlebnis. Diesmal besuchen wir die Roques de Garcia, das sind ebenfalls sehr interessante Felsformationen mit kurzen Mehr-SL Routen (bis 5 SL) eher alpinen Charakters. Wir klettern 2 tolle Routen, Abstieg mittels Abseilen. Sehr schön sieht auch der Felsen Le Catedral aus, welcher auch viele alpine Touren bietet.

Im Internet habe ich dann auch noch von einer sanierten Route im Norden gelesen „Directa Rusa“, welche sehr schön sein sollte. Leider keine weiteren Infos, nur der Verweis doch beim Klettershop in Santa Cruz nachzufragen. Das haben wir getan, beim ersten Besuch war dieser geschlossen, wg Siesta. Gut macht nichts, es gibt ja in der Nähe noch einen tollen Klettergarten in Tejina mit besonderem Ambiente über dem Meer... Also auf nach Tejina und den Zustiegsbeschreibungen folgen. Einige Tage zuvor haben wir schon 2 Schweizer Kletterer getroffen, die uns erzählt haben, sie hätten diesen Klettergarten in Tejina schon in den letzten 3 Teneriffa Urlauben gesucht und nie gefunden. Tja, und auch wir haben ihn nicht gefunden. Nach mehrstündigem Kampf mit Kakteen und anderen stacheligen Gewächsen im Zenit der Sonne haben wir irgendwann aufgegeben,… schade…

Also zurück nach Santa Cruz zum Klettershop. Die Ausbeute dort ist aber recht dürftig, ein wunderschönes Fotobuch mit Routenbeschreibungen von Las Canadas und 2 Kopien von Kletterrouten, unter anderem unsere gesuchte „directa Rusa“ ! Super endlich wissen wir mehr und so starten wir am nächsten Tag nach Taganana.

Wir sind verblüfft, dass es tatsächlich zwei Klimazonen auf dieser Insel gibt. Im Süden, wo wir wohnen, ist es immer trocken und sonnig und hier im Norden (ca 1 Autostd entfernt) ist die Vegetation sehr üppig und oft hängen Nebelfelder bis in die Täler. Irgendwann gelangen wir in das kleine Dorf Taganana, dort inspizieren wir zuerst einmal das wilde Meer und einen kleinen Wanderweg in die Botanik, dann packen wir unsere Sachen und wandern zwischen Roque des Animas und Roque Enmedio hinauf in das Tal. Vorbei an einem Zwinger mit fletschenden Hunden folgen wir einem schmalen Pfad unterhalb der anvisierten Wand des Roque Enmedio vorbei, am Ende der Wand steigen wir hinauf zum Wandfuss und queren dann der Wand entlang wieder nach rechts, irgendwo muss ja der Einstieg dann sein…

Der Zustieg gestaltet sich als sehr abenteuerlich, der Weg hat sich längst verloren, wir zwängen uns zwischen Kakteen hindurch und krabbeln unter stacheligen Brombeersträuchern in der Erde herum. Die Erde ist sehr bröselig und bietet keinen Halt, oftmals rutschen wir in einen Stachelstrauch. Kurz vorm Aufgeben landen wir nach mehreren Stunden auf einen kleinen 2m strauchfreien Platz. In der Erschöpfung trinke ich einen Schluck Wasser und entdecke plötzlich einen Haken in der Wand und weiter oben noch einen – juhu. Wir haben die Directe Rusa gefunden. Sofort starten wir die Kletterei.

Der Fels ist sehr gut, die Bohrhaken rostig, die Linie logisch. Die 5 SL Kletterei ist genüßlich bis max. 5+, am Ausstieg angelangt gehen wir noch ein kleines Stück vorbei an einem Wespennest (Angst) zum Gipfel. Der Abstieg von dort ist unschwierig über Felsen bis wir wieder zu unserem Zustiegspfad gelangen. Eine wirklich empfehlenswerte Route in Einsamkeit und mit tollen Ausblicken.

Ja und dann ist der Kurzurlaub schon fast wieder vorbei. Wir verbringen noch einen Relax- und Badetag am Strand von Los Gigantos. Der Ausblick auf diese 600m hohe Wand ist wirklich gigantisch. Im Internet habe ich auch von einer Erstbegehung in dieser riesigen Wand gelesen, der Felsen ist jedoch sehr brüchig und die Schwierigkeiten extrem. So bewundern wir diese Wand nur vom Strand aus.

Teneriffa hat mich wirklich überrascht. Dieser kurze sommerliche Urlaubsatmosphäre und die landschaftlichen Eindrücke waren sehr schön. Es sind auch sehr wenige Kletterer unterwegs, wir haben kaum jemanden gesehen.

Tourengänger: Martina


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Kommentare (1)


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alpstein hat gesagt: Teneriffa
Gesendet am 22. November 2008 um 16:40
..schöne Fotos. Geklettert sind wir zwar nicht, aber im Februar 08 haben wir auch einige der Orte aufgesucht, die auf den Fotos zu sehen sind. Um dem Winter mal kurz zu entfliehen und wandern ist die Insel einfach toll.
grüße hanspeter


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