Über die Rabenkante und den "schärfsten Grat des Donautals"


Publiziert von simba , 25. August 2013 um 12:26.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwäbische Alb
Tour Datum:24 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: VI- (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Sigmaringen in Richtung Tiergarten fahren. Auf Höhe der Fahrradbrücke linkerhand scharf nach rechts in den Wald (Gefahr von Auffahrunfällen!) Nach 30 Metern kleiner Parkplatz. Von dort in 2 Minuten zum Einstieg rechts des Pfeilerfußes.

Wenn der Wintereinbruch am Wochenende weder was Mehrtägiges noch den "ersatzweise üblichen" Eintages-Kletterausflug in die Tannheimer zulässt, muss halt mal wieder das Donautal zur Befriedigung der alpinen Bedürfnisse herhalten.

Ganz so einfach ist das im lieblichen Donautal zwar nicht (außer man ist ein sehr solider Siebenerkletterer und kann die harten Schaufelsrouten unsicher machen). Aber was wäre besser geeignet für obiges Unterfangen als die steile Rabenkante an der Rabenwand mit der Überschreitung des schärfsten "Donautalgrates" zu verbinden. Inspiriert durch maawaa und dessen Beinahe-Recontre mit dem Rabenwandgrat, wollte ich das schon seit letztem Herbst einmal ausprobieren.

Zunächst gehts über die Kletterroute "Rabenkante" hoch auf den kreuzgeschmückten Vorgipfel und den - nennen wir ihn einmal - Hauptgipfel der Rabenwand (was hier eigentlich der Gipfel ist, ist angesichts des horizontalen Grats nicht ganz so einfach festzustellen). Die Route verläuft in 3 Seillängen idR leicht rechtshaltend über den linken Pfeiler auf diesem Bild.  (Besten Dank für die guten Übersichtsbilder - wir sind nicht ganz so weit vom Felsen weggelaufen ;)).

Die Schwierigkeiten bewegen sich meist im 4. und 5. Grad, ein steiler Riss im oberen Teil fordert kurz den unteren 6. Schwierigkeitsgrad. Obschon die Route ein Klassiker ist, sind die Abnutzungserscheinungen gering und es gibt neben dem genannten Riss einige sehr schöne Kletterstellen. Die Route ist mit Bühlerhaken gut abgesichert, mit einigen Keilen lässt sich die Absicherung prima ergänzen - zwingend notwendig sind sie aber nicht.

Zuletzt geht es vom "Kreuzgipfel" linksherum knapp 15 Meter hoch zum letzten Stand am "Hauptgipfel" und das dortige Gelände gibt den Vorgeschmack auf die kommende Gratüberschreitung: Grasiger, schrofiger und loser Fels bestimmen das Bild. Wem der Blick auf den Grat die Lust auf die Überschreitung nimmt, der kann von hier mit einem 60 Meter Seil oder Halbseilen in zwei Etappen wieder nach Norden zum Abstieg abseilen.

Die anschließende Gratüberschreitung (im Panico-Kletterführer als Abstiegsmöglichkeit dargestellt und mit 80m, I-III beschrieben) stellt dann auf ca. 60 Metern Länge bestes T6-Gelände zur Verfügung., Der Gratfirst ist teils so schmal, dass er nur reitend überwunden werden kann oder indem man auf kleinen, grasig-schrofigen "Bändchen" in der Flanke traversiert und die Gratkante als "Hangelgriff" benutzt. Dabei muss mehrmals die Gratseite gewechselt werden, wobei kurze Reiteinlagen ebenso  "im Preis inbegriffen sind" wie mehrmalige Auf- und Abkletterpassagen (max. III-) direkt am scharfen Grat. Nach Norden geht es dabei ca. 60 Meter, nach Süden nochmal 20 Meter mehr "s' Loch aba".

Wir sicherten - das Seil hatten wir ohnehin dabei - den gesamten Grat. Eine Absicherung ist allerdings eigentlich nur mit Schlingen sinnvoll möglich, wobei die wirklich geeigneten und nicht losen Köpfl auf dem Grat nicht häufig an der Zahl sind. Wegen der recht losen Felsen lassen sich andere mobile Sicherungsmittel in vertrauenserweckender Qualität kaum anbringen. Etwa nach 35 Metern und nach ca. 45 Metern findet man auf der nördlichen Gratseite einen Bühlerhaken - wegen des Seilzugs aufgrund häufigen Wechsels der Gratseiten und einigen Abkletterpassagen ist ein Zwischenstand nach 35 Metern empfehlenswert.

Angesichts des bestehenden Abstandes tauglicher Zwischensicherungen bleibt die Überschreitung für Vor- und Nachsteiger in jedem Fall eine ernste Angelegenheit, da ein Ausrutscher zwar nicht im Totalabsturz enden würde, aber an den meisten Stellen einen 15-20 Meter Pendelsturz in hoffentlich einigermaßen überhängendes Gelände zur Folge hätte. Aufgrund der Exposition der Kletterei auf dem Grat ist man sich Zuschauern jedenfalls gewiss - während unseres Herumturnens auf dem Grat bildete sich auf der Fahrradbrücke über die Donau eine kleine Menschentraube, die unser Treiben aufmerksam beobachtete.

Nach knapp 60 Metern endet der Grat ziemlich abrupt und man steigt über eine schrofige Stufe in eine grasige Mulde ab, wo an einem Baum noch einmal Stand gemacht werden könnte. Anschließend geht es auf der nördlichen Seite der Rabenwand über ein zugewachsenes Geröllfeld zurück zum Einstieg, wofür gute Schuhe zu empfehlen sind.

Topo: Panico - Donautal.
ACHTUNG: Die Rabenwand darf aus Gründen des Natur- und Vogelschutzes nur zu folgenden Zeiten beklettert werden: 16.7. bis 30.9. ganztags, im Oktober ab 12 Uhr, 1.11. bis 14.2. ganztags. Bitte unbedingt einhalten!

Material: Mind. 60 Meter Seil (falls man doch abseilen möchte), 6-8 lange Schlingen, ev. Keile

Tourengänger: simba


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»