Menschlich beglückend: Schesaplana (2964 m)


Publiziert von PStraub , 22. August 2013 um 20:12.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum:22 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   A   A-V 
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m

Für einmal ein Bericht, der nicht informativ, sondern sozial wertvoll sein soll ..
 
Die Besteigung der Schesaplana ab dem Lünersee wurde in HIKR schon x-fach beschrieben, und dem ist allenfalls hinzuzufügen, dass diese Wanderung eher noch einfacher ist, als man es anhand der Berichte voraussetzen würde.
 
Was in diesen Texten nicht so klar erwähnt wurde: Die unglaublichen Massen an Leuten, die auf diesen Wegen unterwegs sind! Es ist ein normaler Wochentag ausserhalb der Ferienzeit, aber als wir am frühen Nachmittag wegfahren, parkieren die Autos bis sicher einen Kilometer unterhalb der Bahnstation. Für ähnlich viel menschliche Kontakte, dafür brauche ich in den Glarner Alpen Jahre!
 
Schon beim Aufstieg nehmen wir in der Totalphütte einen kurzen Schluck, und im Abstieg gibts am gleichen Ort noch Kalorien in Form von feinstem Zwetschgenstrudel. Der Trip dazwischen dauert knapp 3 Stunden, mit ausgiebiger Gipfelrast.
Dieser lohnt sich, die Aussicht zwischen Silvretta- und Bernina-Gruppe im Osten und Glärnisch und Alpstein im Westen ist unglaublich. Nur den Bodensee sieht man nicht so deutlich, die Luft am Boden ist schon zu feucht.
 
In der Speisekarte der Totalphütte ist eine Sage aus der "Blüemlisalp-Tradition" aufgeschrieben: Dass das Gebiet früher eine reiche Alp gewesen sei, aber nach einem Frefel von Steinschlag und Eis überfahren wurde. Der Hintergrund dieser im ganzen Alpenraum bekannten Geschichten ist die "Kleine Eiszeit", die ab dem 16 Jhd. weite Alpgebiete unbenutzbar gemacht hatte. 
Zwischen Totalp und Gipfel sind die Spuren des Gletschers noch allgegenwärtig: Gletscherschliff, Moränenschutt, Kare und Toteisbecken. 
Auch der Lünersee ist nicht erst mit dem Aufstau entstanden. Jetzt, wo er zu Unterhaltszwecken weit abgelassen wurde, sieht man, wie weit das Felsriff empor ragt, auf dem in den 50er-Jahren die kleine Staumauer aufgesetzt wurde. Das Riff, an welchem tiefe Gletscherriefen sichtbar sind, muss weit unten angebohrt worden sein, dass der See so weit hinunter genutzt (und abgelassen) werden kann.
 
Fazit: Wer keine Berührungsängste kennt, für den ist die Schesaplana ein einfacher Wanderberg mit einer wunderschönen, umfassenden Aussicht.

Tourengänger: PStraub


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Kommentare (6)


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Dimmugljufur hat gesagt:
Gesendet am 22. August 2013 um 20:19
Das Gleiche erlebte ich gestern an der "Roten Wand" und heute auf der Sulzfluh. Auf den Drei Türmen war die Schesaplana schön zu sehen und da oben ists auch nicht ganz so überlaufen gewesen ;-)
Herzliche Gratulation zur Erklimmung des höchsten Rätikoners =)
Grüsse,
Dimmugljufur

PStraub hat gesagt: Danke ..
Gesendet am 23. August 2013 um 09:23
Diese Gegend kenne ich sonst überhaupt nicht - so weit ins Ausland traue ich mich in der Regel nicht ;-)
Aber in diesem Fall ging es um eine alte "Pendenz" - und es wird wohl ein einmaliger Ausreisser bleiben ..

Henrik hat gesagt: Da ja nun sämtliche Gipfel
Gesendet am 22. August 2013 um 20:35
und Kreten auch schon "topgespeedet" sind und es eigentlich keine weissen Flecken mehr gibt, ist die Überlegung zur Schaffung eines zweiten unerforschten Schwesterplaneten, wo man von vorne beginnen kann, gar nicht so abwegig.....

> Die unglaublichen Massen an Leuten, die auf diesen Wegen unterwegs sind!

CS

Henrikus

petz hat gesagt: Die Ferienzeit...
Gesendet am 24. August 2013 um 20:43
...ist aber nicht -wie in deinem Bericht angemerkt- vorbei. Ganz Österreich könnte noch ein bzw. zwei Wochen auch wochentags im Gebierge zu finden sein. Natürlich könnten sich auch ein paar Italiener im Zuge ihres ferragosto-Urlaubs in nördlichere Gebirgsregionen als die Dolomiten verirren.

Am besten man bleibt daheim, bis alle Hütten wieder geschlossen haben (und verzichtet auf Zwetschgenstrudel). Danach werden es bestimmt weniger Leute.

LG Petra
Eine von den Glocknermassen Geschädigte ;-)

stkatenoqu hat gesagt: Vielleicht ein kleiner Trost...
Gesendet am 29. August 2013 um 10:23
Ich weiss von mehreren Touren um die Volksmassen auf der Schesaplana; nach einigen Touren in Japan und Südkorea, speziell auf den Fujisan, findet man die Schesaplana an einem strahlenden Sommerwochenende jedoch praktisch als menschenleer...

PStraub hat gesagt: Dass wir uns recht verstehen ..
Gesendet am 29. August 2013 um 17:00
.. ich beklage mich nicht über den Volksauflauf - wir waren ja selber Teil davon.
Wer allerdings auf den meisten seiner Touren keine Menschenseele trifft, wie es in den Glarner Alpen eher die Regel ist, dem fällt so etwas einfach auf.

Gruss Peter


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