Piz Chalchagn (3154 m) Ost-West Überschreitung


Publiziert von rkroebl , 20. August 2013 um 23:55.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:20 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Piz Bernina 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1492 m
Abstieg: 1470 m
Strecke:Bahnhof Bernina Morteratsch - Chünetta - Chünetta Sur - Pasculs da Boval - Fop - Piz Chalchagn - Alp Mandra - Val Roseg - Bahnhof Pontresina Surova (15,5 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Bernina Morteratsch
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Pontresina Surova
Kartennummer:2521 St Moritz Bernina / GPS Garmin etrex 30

Auf den Piz Chalchagn haben mich Ivo66 und chamuotsch schon gluschtig gemacht mit ihren Berichten. Aber dann kam ja noch dazu, dass der Berg hier vor der Haustür meines Feriendomizils in Pontresina steht und ich ihn schon gierig betrachtet hatte, als ich ein paar Tage vorher auf dem Piz Albris stand. Heute war er fällig - und ich wollte dabei eine Variante gehen, die es meines Wissens auf Hikr.org noch nicht beschrieben gibt, eine Überschreitung Ost-West, von Morteratsch hinüber ins Val Roseg. Auf der Karte sah das machbar aus - aber nach dem mich genau so eine Einschätzung erst vor ein paar Tagen am Piz Albris blöd in die Bredouille gebracht hatte, entschied ich, den Entscheid über den Abstieg auf später zu verschieben. Auf dann, wenn ich das Gelände sehen konnte. Zur Tour:

Vom kleinen RhB Bahnhof Bernina Morteratsch erst auf wrw-Bergweg in Richtung Boval Hütte. Beim Wegweiser "Aussichtspunkt 5 Minuten" geht man genau dort hin. Da endet auch der offizielle Wanderweg, aber es sind Pfadspuren zu entdecken, die einen weiter bringen. Es geht in südwestlicher Richtung weiter nach oben. Steinmanndli hie und da. Der Pfad ist oft stark mit hohem Gras überwachsen aber kaum zu verlieren, wenn man nicht wie verzaubert dauernd die fantastische Aussicht ins Bernina Massiv bewundert. Das ist ein wirklich wunderbarer Aufstieg da, allein der Weg hinauf in die Pasculs da Boval, wie sich eine Hochebene dort oberhalb von 2500 m nennt,  ist die ganze Tour wert. Der Pfad verliert sich gerade etwa dort, wo man diese Ebene (gut, ganz eben ist sie ja nicht, einfach nicht mehr so steil) erreicht. Rechts ein markanter Steinmann (ich habe ihn noch etwas aufgepimpt) der sagt, man solle hier nach rechts oben los und in Richtung Gipfelziel ziehen.

Hier hat man dann für einige Zeit freie Hand und kann sich irgendwie hinauf in einen nach Norden orientierten Schuttkessel, der sich Fop nennt, raufwursteln. Halt irgendwie zwischen den Felsen, Findlingen, kleinen Seelein rauf. Ist nirgends schwierig, alles Gehgelände, wenn man sich nicht arg kompliziert anstellt. Ich habe in dem Felskessel auf einem Stein sitzend noch was zu Mittag gegessen und dann den Aufstieg zum Ostgrat (Fotos schauen!) in Angriff genommen. Eindeutig der sportliche Teil der Tour das. Zum Glück war der Sand und Feinschutt durch die steile Halde da vom gestrigen Regen noch feucht und deshalb nicht so rutschig und staubig wie sonst sicher.

Zum Gipfel geht's dann nach links, immer über gröbsten Schutt der überall gut hält. Kaum Wackler drin. Im Gipfelbereich auch ein Schneeflaum auf den Felsen - Neuschnee von gestern Er war aber nie ein Thema beim Auf- oder Abstieg, war ja nur ein Flaum. Zuoberst ein grosser Steinmann mit Farbmarkierung, damit man das Gipfelbuch leichter findet. Meiner im adretten Lederbüchlein wurde erst der 9. Eintrag dieses Jahres. In den Vorjahren waren auch wenige Besucher da, erstaunlicher Weise. Etliche Wiederholer haben sich eingetragen, allerdings. Allesamt scheinbar von der SAC Sektion Bachtel. Mir ist nicht ganz begreiflich, warum hier so wenig Leute hoch kommen, denn der Piz Chalchagn bietet von Morteratsch aus einen 3000er mit spektakulärer Aussicht ins Bernina-Massiv für T3! (die Diskussion bezüglich ausserirdischer T5-Bewertung in einem SAC-Führer ist mir bekannt. Meine Tour kriegte das T4 erst durch den Abstieg).

Abstieg. Ja, den habe ich inspiziert, bin mal vorsichtig ein Stück runter, dann noch ein Stück. Man weiss ja. Es war gut zu machen, Knackpunkt war ein Felsband (auf der Karte gut sichtbar, im Gelände von oben weniger) durch das es eine vernünftige Lücke zu finden galt. Das gelang fast auf Anhieb, und in leichtem Gekraxel (I) bezwungen war die Stufe auch kein Thema mehr. Thema blieb nur der Schutt. Endlos. Wirklich eine Tour für Geröllheimer - und wenn Barnie und Wilma mitlesen, wissen sie, dass sie gemeint sind. Wermuthstropfen ausserdem: der feuchte Sand und Feinschutt, der im Aufstieg auf der anderen Seite so gelegen kam, ruinierte hier im Abstieg dann das Surf-Vergnügen. So richtig rutschen konnte man auf dem Zeug dann auch nicht, ich musste fast überall Schritt für Schritt absteigen. Leider.

Irgendwann dann aus den gröbsten Schuttfeldern heraus, ging es sehr steil und durch wunderschönen Wald auf Wildspuren abwärts in Richtung Talboden des Val Roseg und der dort verlaufenden Senda Segantini, welche mich dann in für die Fussgelenke erholsamen Art hinunter nach Pontresina brachte.

Grosse Empfehlung, mit oder ohne Überschreitung (wobei: vom Val Roseg aus rauf würde ich nicht machen wollen - und ich bin einer, der Schutt und Geröll noch einigermassen gern hat).

Tourengänger: rkroebl


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Geodaten
 17503.gpx Piz Chalchagn

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Kommentare (2)


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Linard03 hat gesagt: danke ...
Gesendet am 21. August 2013 um 19:41
... für den ausführlichen Bericht!
Diesen Gipfel hatte ich ursprünglich in meinen Ferien auch mal anvisiert. Eine einheimische Kollegin hat jedoch abgeraten - zuviel Schnee ... (das war natürlich vor 4 Wochen)

Mal sehen, ev. nächstes Jahr ...

LG, Richard

rkroebl hat gesagt: RE:danke ...
Gesendet am 21. August 2013 um 22:20
Merci auch. Ja, mit Sommerkonditionen und Schnee geht das gar nicht. Wenn du da oben nicht genau sehen kannst, wo du hintrittst, wird das gefährlich. Da muss entweder massenhaft Schnee drauf auf den Schutt (und die Ski her) oder man lässt das besser.

Er wartet auf Dich, so wie der Tschierva auf mich warten wird. ;-)

LG, Ray


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