Höllentalsteig auf die Zugspitze, Höllentalangerhütte


Publiziert von LeMueck , 20. August 2013 um 08:42.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:15 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 2204 m
Abstieg: 1962 m
Strecke:Parkplatz Hammersbach zur Höllentalangerhütte genächtigt auf die Zugspitze
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Durch Garmisch-Partenkirchen Richtung Grainau, nach der Kaserne links abbiegen Richtung Hammersbach.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bahnhof Eibsee Zahnradbahn
Unterkunftmöglichkeiten:Höllentalangerhütte

am späten Nachmittag des 14.8. stiegen aus dem Auto am Parkplatz Hammersbach (gebührenpflichtig und dem Urlaubsort GaPa "gut" angepasst) und wanderten gen Eingangshütte Höllentalklamm. Bezahlten die 1 Euro DAV Mitgliegsgebühr an der Kassenschranke und wanderten zügig durch die Klamm. 

Zum Einbruch der Dämmerung erreichten wir um ziemlich genau 20Uhr (Gehzeit 1:40) die Höllentalangerhütte, welche wir bis auf den letzten Innenplatz gefüllt vorfanden. Außen waren noch reichlich Bierbänke vorhanden, bei kühlen Temperaturen mit nassgeschwitzen Klamotten keine freundliche Begrüßung seitens des Hüttenpersonals, "bitte draußen Platz nehmen". 

Nach einer Nudelsuppe und einem Bergsteigergetränk (3,20€!) wollten wir uns waschen und unser Lager zeigen lassen. Der Eine sagte bitte warten bis alle gegessen haben und der ältere Herr machte sich mit uns dann auf den Weg ins vorgelagerte Nebengebäude hinter der Hütte. Im Lager angekommen waren wir noch guter Dinge schnell Schlaf zu finden. Als aber der Mitarbeiter der Hütte sagte, "zusammenrücken denn da müssen noch 2 rein" hatte ich gedacht ich bin im falschen Film. 1,70m für 4 Personen! Aber anscheinend ging es auch unseren Nachbarn gegenüber ebenfalls so. Nach kurzem Plausch stellten wir fest, das die Hütte mehr als Doppelt überbucht mit Personen wurde. Ein absolutes NO GO denn weder schlechtes Wetter noch sonstiges hätte Bergsteiger/Wanderer/Ausflüger den notwendigen Zwang auf der Hütte zu nächtigen verursacht. Geht gar nicht und NIE WIEDER. Die Lager sind in einem derart desolaten Zustand, die Preise auf Niveau einer +3.500hm gelegenen Hütte mit Hubschrauberversorgung trotz Materialseilbahn (!!) (und selbst die ist noch günstiger z.B. Brandenburgerhaus 3.272m). Die Hütte und das Lager ein einzigartiger Alptraum und ich war allein in diesem Jahr bereits auf 7 verschiedenen Hütten zu Gast und so was hab ich noch nie erlebt. 

Nun gut weiter zum Aufstieg. Nach geschätztem 2-stündigem Schlaf (um 21Uhr in Schlafsack gekrochen) sind wir um 4:45 aufgestanden und um 5:15 Richtung Brett losgezogen. nach ca. 35min erreichten wir die Anseilstelle zum Bügelsteig, der Leiter. Nach hinaufkrabbeln querten wir den Fels Richtung Brett, welches sich gegenüber allen Erzählungen und Nennungen als einfach und binnen 20sec als erledigt darstellte. Im Anschluss ging es über schrofiges Geh- und Einhandkletterei eine teils bewachsene kleine Rinne hinauf. Danach öffnete sich der Blick auf den Gipfel und die Zwischenstufe hinter welchem sich der Gletscherhang befand. Ein paar kleine Kehren hinauf und der Blick auf den Höllentalferner wurde uns dargeboten. Rechts am Hang unterhalb der steilen Wände im Schotterkar hinauf zur Anseilstelle am Einstieg zum Gletscher. Im unteren Teil (die ersten 40m) ist das Eis blank und nur mit Steigeisen zu queren. An den ersten langen Spalten entlang Gehrichtung Jubiläumsgrat übersteigen wir diese an den schmalsten Stellen und drehen uns wieder mit Gehrichtung Irmerscharte. Nie nord exponierte Lage des Höllentalferners ist die am zerklüfftetsten und sollte gemieden werden! Ich wurde auch Zeuge eines nie zu vergessenden Knackens des gesamten Gletschers unter meinen Füssen (im ersten moment dachte ich an einen Donner aber bei Gewitterneigung KEINE nicht möglich). 

An der Anseilstelle, der Randkluft, angekommen nahmen wir Steigeisen und Trekkingstöcke ab und tauschten diese mit dem Klettersteigset. Die Randkluft ist noch, wie auch vom DAV mitgeteilt, in einem noch gut bis sehr gut begehbaren Zustand. Eine ca 40cm breitgetrampelte Rampe führt etwa 1-1,5meter abwärts an den Fels direkt in der Randspalte. Man sollte hier nur aufpassen, vorher mit Steigeisen unterwegs gewesen zu sein und nun plötzlich wieder mit normalen Sohlen. Es ist an der "Rampe" etwas rutschig! MIt 2-3 Zügen den eigenen Körper hinaufziehend ist man auch schon an der Querung zum alten Einstiegsseil. Oberhalb des alten Einstieges geht es nochmal kurz ungesichert erst Talauswärts dann wieder taleinwärts hinauf immer Richtung Irmerscharte. Die schwierigsten Stellen sind einfach mit Armkraft zu überwinden und stellen keine großen Probleme dar. Außer für Personen unter 1,65m da könnte so mancher Griff/Zug/Schritt zum Problem werden.

Schwindelfreiheit, Trittsicherheit, Kondition ist das Grundpaket für diesen Steig und einmal in der Woche joggen reicht halt doch nicht sich als trainiert zu bezeichnen. Bein und Armkraft sollte auch vorhanden sein sonst wird es im letzten Teil vor und nach der Irmerscharte zur Kraftprobe.

Zum Thema trainierter Körper: ich bin ab der Höllentalangerhütte ohne Pause auf die Zugspitze, außer Trink- und Ausrüstungswechselpausen plus wenige Fotostops meiner Schwester. Oben angekommen fühlte ich mich leicht belastet aber nicht ausgepowert oder wie unter anderem auf dem Steig mitbekommen, "völlig fertig". Ich fahr 3-4 mal pro Woche mindestens 2h Mountainbike, arbeite in meiner Freizeit neben Büro noch 20h im freien. Für all die die keine regelmäßige Bewegung und Sport, die keine trainierten Arme und Beine haben, wird diese Tour zum Verhängnis werden!!!

Gehzeit von Hammersbach zur Hütte 1:40h und von der Hütte auf den Gipfel genau 5h

Tourengänger: LeMueck


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