It's Summertime! Pointes de Mourti - Dent des Rosses


Publiziert von danski , 24. Juli 2013 um 22:17.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:20 Juli 2013
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:Barrage de Moiry - Cab. de Moiry - Pointes de Mourti - Dent des Rosses - Cab. de Moiry - Barrage de Moiry
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Postauto ab Grimentz bis Barrage de Moiry
Unterkunftmöglichkeiten:Cab. de Moiry

Wie gelingt einem ein nahtloser Übergang von der Winter- zur Sommersaison? Hier mein persönliches Rezept: Man werfe einen Blick in Herrn Silbernagels hervorragende Topo-Führer und schliesse sich der bestmöglichen Berg-Gesellschaft an. Genuss gewürzt mit Action garantiert!

Als erstes muss ich hier eine Lobrede zum ÖV-System vom Stapel lassen. Kaum ist der Computer am Freitagabend im Zürcher Büro runtergefahren, sitzt man schon im Zug und lässt sich bequem und zuverlässig ins nächste Weekend-Abenteuer chauffieren. Steigt man dann Abends in Grimentz aus dem Bus, kommt sofort Ferienstimmung auf und dank schneller, schlanker Verbindungen hat man noch genügend Zeit, das Wochenende bei einer Croûte au fromage gebührend zu eröffnen. Dummerweise funktioniert das System jeweils genauso schnell auch am Sonntagabend in umgekehrter Richtung... Aber daran verschwendeten wir an jenem Freitagabend keine Gedanken.

Am Samstagmorgen lassen wir uns abermals mit einer 50-köpfigen slowakischen Wandergruppe hoch zur Barrage de Moiry chauffieren. Dank multilingualen Fähigkeiten in Deutsch, Französisch, Englisch und Polnisch geraten wir schnell ins Gespräch mit den euphorischen Slowaken. An der Staumauer trennen sich unsere Wege und wir nehmen den ostseitigen Höhenweg unter die schweren Bergschuhe. Kaum unterwegs, stolpern wir über die ersten Edelweisse, die hier anscheinend ideale Bedingungen vorfinden. Der schön angelegte Weg führt hoch über dem Stausee und mit Blick auf die eindrückliche Nordflanke der Pointes de Mourti zur Cabane de Moiry. Etwas befremdend wirken die Menschentrauben auf dem Weg zur Hütte. Kein Wunder, mit dem Auto kann man praktisch fast vor die Hütte fahren... Ungewöhnlich komfortabel und die zeitgenössische Schweizer Architektursprache in gekonnter Weise repräsentierend, steht die neue Cabane als Kupferblech-verkleideter Holzbau vor dem massiven Abbruch des Glacier de Moiry. Kontraste! Nach einer spektakulären Abendstimmung legten wir uns zur Ruhe, denn bald sollte für uns der Tag schon wieder beginnen.

Mühelos schälten wir uns um 03:30 aus den Duvets. Ausser zwei weiteren Bergsteigern mit Ziel Grand Cornier, träumten die restlichen Hüttengäste um diese Zeit noch. Uns konnte es nur Recht sein. Schnell fanden wir den gut markierten und ausgetretenen Pfad zum Glacier de Moiry, der sich auch Ende Juli noch unter einer beachtlichen Schneedecke vor der Sommersonne schützt. In kurzer Zeit erreichten wir die Einsattelung beim P. 3274m, der den Beginn des NE-Grates der Pointes de Mourti markiert. Da an einigen Stellen noch Schnee auf dem Grat lag, kletterten wir mit den Eisen weiter. Grösstenteil bewegt man sich in Blockgelände, das mit einigen einfachen aber genussreichen Kletterstellen aufgelockert wird. Die letzten 100m werden im Firn zurück gelegt, bevor man der Gipfelmadonna "Bonjour" sagen kann. Was gibt es schöneres als am Sonntagmorgen früh bereits auf 3568m stehen zu dürfen und die Welt unter sich zu lassen? Die kommenden Klettermeter hinüber zur Dent des Rosses sahen vielversprechend aus doch gleich zu Beginn erwarten einen die ersten exponierten Meter, die abkletternd bewältigt werden müssen. Perfekter, kompakter Gneis bilden den Auftakt, auf denen wir schon mal etwas gefordert waren. Danach folgt mehrheitlich Gehgelände über Blöcke und Plattige Passagen, die immer wieder einmal einen etwas raffinierten Kletterzug erfordern. Ein grosser Gendarm wird dank Schnee mühelos westseitig umgangen. Nach dem Col des Rosses steilt der Grat zur Dent des Rosses merklich auf. Gleichzeitig ändert die Felsqualität. Heller, rauher, stark an Granit erinnernder Gneis bildet die Gratschneide zur Dent des Rosses. Ohne grosse geologische Kenntnis wage ich diesen als Arolla Gneis zu bezeichnen. Wie auch immer, herrlich zu klettern war dieser! In der Gratmitte erwartet einen die Schlüsselstelle in Form einer treppenartigen Verschneidung, die weiter oben wieder auf den Grat führt. Definitv die schönsten und spannendsten Klettermeter dieser Tour! Die letzten Meter zum Gipfel sind noch einmal exponiert aber einfach. Unserer Freude über die gelungene Überschreitung konnten wir nun freien Lauf lassen. Gleichzeitig erregten die wirklich grossen Berge wie Weisshorn, Zinalrothorn, Obergabelhorn, Dent Blanche und Dent d'Hérens unsere Aufmerksamkeit. Einige Schritte näher sind wir diesen Gipfeln mit unserer "Trainingstour" gekommen. Der Abstieg in weichem Schnee via Glacier de Moiry war schnell erledigt und kaum zurück auf der Hütte, konnten wir dem Luxus einer frischen crèpes auf der Sonnenterrasse nicht widerstehen. Life is good!

Diese Tour ist gerade wegen ihrer eher geringen Ernsthaftigkeit und vielen Rückzugsmöglichkeiten ein perfekter Auftakt zu einer erfolgreichen Hochtourensaison. Es werden alle Fähigkeiten, die für eine grosse Hochtour unabdingbar sind, gefordert. Der Schwerpunkt liegt beim Klettern. Alle Sicherungen müssen selber angebracht werden. Ein paar Schlingen und 2 kleinere Friends leisteten gute Dienste. Viel Spass!

Tourengänger: nprace, danski


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