Gaishorn (2247 m) - Überschreitung vom Kugelhorn


Publiziert von 83_Stefan , 24. September 2012 um 19:28.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:16 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über die B 199 nach Tannheim; von dort über die L 262 zum Vilsalpsee; unverschämt teurer Parkplatz (6,50 Euro pro Tag).
Unterkunftmöglichkeiten:Obere Roßalpe (1685 m, privat; nur Einkehr).
Kartennummer:Bayerisches Landesamt für Vermessung und Geoinformation UK L8 - Allgäuer Alpen.

Das Gaishorn ist der Klassiker des Tannheimer Tals schlechthin. Unschwierig zu erreichen und mit einer gigantischen Aussicht in petto zieht es die Besucher magisch an. Am Gipfel konkurriert der Rundumblick lediglich mit dem futuristischen Gipfelkreuz, dessen blaue Kristallkugel durch das Licht der Sonne wie tausend kleine Sternchen leuchtet, um die Gunst der Wanderer.
Wem der Abstecher auf's Gaishorn zu kurz ist, der kann noch Kugel- und Rauhhorn mit ins Programm einbeziehen, dann wird eine interessante, landschaftlich unvergessliche Rundtour daraus, bei der auch Freunde des einfachen Felsgeländes auf ihre Kosten kommen. Die beschriebene Tour muss zwar als überlaufen bezeichnet werden, aber man kann ja nicht immer den Berg für sich alleine haben...


Start am Nordufer des Vilsalpsees. Ein breiter Weg führt am Westufer entlang zur Vilsalpe. Dort beginnt ein Steig, der durch ein begrüntes Tälchen hinauf in Richtung Vordere Schafwanne leitet. Der Weg knickt etwas nach links ab und führt direkt auf die Felsen des Rauhhorns zu. An einer Wegverzweigung trifft man auf den querenden Jubiläumsweg - wer ohne Umschweife zum Gaishorn will, geht rechts, wir wählen den Weg, der nach links unter den Abstürzen des Rauhhorns entlang führt und in die Hintere Schafwanne hinauf leitet.

Vom Joch aus ist's nicht mehr weit bis zum ersten Gipfel des Tages: In südlicher Richtung geht's ein paar Meter auf dem Weg weiter, bis nach links eine deutliche Trittspur (alte, verblichene Markierungen) abzweigt, die zunächst wenig unterhalb des Nordwestkamms, später immer in Gratnähe hinauf zum Kugelhorn leitet. Den Gipfel ziert ein schönes Kreuz, das Gipfelbuch ist in einer Kasette verpackt, die sich tapfer gegen eine Öffnung wehrt und erst mit einigem Engagement geöffnet werden kann.

Auf dem Anstiegsweg geht's zurück zur Hinteren Schafwanne. Jenseits leitet ein markierter Steig zunächst durch Gras und Schrofen, später durchsetzt mit einigen unschwierigen Kraxelstellen (I) bergan. Man sollte sich nicht allzu früh am Gipfel des Rauhhorns wähnen: Bevor der höchste Punkt mit dem großen Kreuz erreicht ist, geht's noch ein paar Mal auf und ab.

Vom Gipfel geht's in nördlicher Richtung zuerst durch Schrofen und dann durch Felsgelände bergab. Schlüsselstelle ist ein kurzer, rutschiger Kamin (I+, durch Stahlseil gesichert); bald darauf wird wieder Gehgelände erreicht, das hinunter zur Vorderen Schafwanne leitet. Dort folgt man dem breiten Steig, der durch die Südflanke des Gaishorns bergauf führt. Kurz unter dem höchsten Punkt wird der Kamm erreicht; über ihn in wenigen Minuten nach rechts zum Gipfel, den ein modernes, schönes Gipfelkreuz mit blauer Kristallkugel ziert. Wahrlich ein phantastischer Aussichtspunkt!

Am Kamm (Abstecher zum Gaiseck in wenigen Minuten möglich) geht's zurück, bis ein Steig nach Norden über steiles Schrofengelände bergab leitet. Im unteren Bereich weicht der Steig etwas nach rechts aus, um auf einen begrünten, latschenbestandenen Rücken zu führen, der an den felsigen Gipfelaufbau anschließt. Am breiter werdenden Rücken weiter, bis ihn der Steig nach rechts verlässt und hinunter zur Oberen Roßalpe leitet.

Vorbei an der Alpe und über Weidegelände bergab; der Steig dreht bald rechts ab (aufpassen, Gelände von Kühen zertrampelt!) und leitet zum Bach hinab, der gequert wird. Auf der anderen Seite führt der Weg in den Wald hinein und steil geht's bergab, bis der Vilsalpsee wieder erreicht ist.

Schwierigkeiten:
Über die Hintere Schafwanne zum Kugelhorn: T2 (im oberen Bereich wenige Stellen mit Tendenz zu T3).
Über Südgrat zum Rauhhorn: T4-, I.
Vom Rauhhorn über Nordgrat zur Vorderen Schafwanne: T4, I+ (Schlüsselstelle versichert).
Von der Vorderen Schafwanne auf's Gaishorn: T2.
Abstecher auf's Gaiseck über den Westkamm: T2 (deutliche Trittspuren).
Abstieg vom Gaishorn via Obere Roßalpe: T3 (im oberen Bereich steile Schrofen).

Fazit:
Eine landschaftlich hervorragende 4*-Tour, die auf weiten Strecken aussichtsreich am Kamm entlang führt. Den positiven Eindruck schmälert nur die Tatsache, dass die Tour leider völlig überlaufen ist. Jeder der erreichten Gipfel hat einen eigenen Charakter und lohnt den Besuch. Vorsicht, der nordseitige Abstieg vom Rauhhorn ist recht rutschig.

Mit auf Tour: Ade (nur Gaishorn), Anni (nur Gaishorn), Bäda (nur Gaishorn) und Hermann.

Anmerkung:
Für die nimmersatten Gipfelsammler hat quacamozza hier eine Extended Version der Tour von Hinterstein aus beschrieben; sowohl im Norden als auch im Süden hat er noch ein paar Gipfel angehängt.

Kategorien: Allgäuer Alpen, 4*-Tour, 2200er, T4.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (4)


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quacamozza hat gesagt: Ist doch ne wunderschöne Tour...
Gesendet am 24. September 2012 um 20:12
...wäre doch schade gewesen, wenn Du uns diese schönen Eindrücke und das gigantische Foto vom Gipfelkreuz einfach vorenthalten hättest...

Jetzt bin ich ja wenigstens beruhigt, dass Du das Rauhhorn auch nur mit I bewertest. Der gute sven86 ist doch immer noch der Ansicht, ich würde da eine Mindermeinung vertreten...;-)...im AVF steht allerdings auch nichts von II, dafür müsste man dann wohl das Seil auf der Nordseite abbauen...hmmm...bevor der Sven kommt, sollte man da echt dran denken...;-)

Also, SO überlaufen habe ich die Tour noch nie erlebt. Konnte man da überhaupt noch auf dem Rauhhorn pausieren, ohne weggedrängt zu werden...??? ;-)

Und dann: Wie wär's denn mal, mit dem Bike zum Vilsalpsee zu fahren? In Tannheim sind die Parkgebühren doch deutlich niedriger...aber immerhin gab's dieses Jahr wohl keine "Gebührenanpassung"...unglaublich...vielleicht ist es deswegen so voll...;-)

Dann muss man für eine 5-Sterne-Tour doch auf die Kälbelespitze...

Sportliche Grüße von Ulf

83_Stefan hat gesagt: RE:Ist doch ne wunderschöne Tour...
Gesendet am 24. September 2012 um 20:24
Hallo Ulf! Nein, ein Zweier war's meiner Meinung nach auch nicht; I+ und zudem noch versichert. Nur war's genau an dieser einzigen Stelle feucht und aalglatt, was ich recht "schnell" bemerkt habe. Aber wenn man aufmerksam ist, kann man das alles dann auch ohne Seil noch ausbalancieren...
Die Tour war schon arg überlaufen, aber es war natürlich auch ein klasse Spätsommer-Sonntag. Deshalb war's keine Überraschung.
Ich hätte die Tour auch mit dem Radl gemacht, aber wir waren ja eine größere Gruppe und bei einigen wäre diese Idee nicht gut angekommen. Nächstes Mal dann. Und vielleicht sogar auf die Kälbelespitze... wer weiß ;-) ! Schade, dass es von mir halt vergleichsweise weit zu fahren ist - wenn man bedenkt, dass ich von der Haustüre weg per Radl bald im Karwendel wäre...

Viele Grüße vom Kochelsee!

sven86 hat gesagt: RE:Ist doch ne wunderschöne Tour...
Gesendet am 24. September 2012 um 21:09
Hallo Ulf,

Der AVF ist ein nettes Nachschlagwerk mit einigen guten Anregungen, aber für mich keine seriöse Quelle. Dafür sind einfach zu viele Schnitzer drin, auch wenn das meiste schon hinhaut.

Aber so werde ich es dann wohl doch mal probieren müssen, nach Möglichkeit an einem Wochentag ;-)

Viele Grüße
Sven

quacamozza hat gesagt: RE:Ist doch ne wunderschöne Tour...
Gesendet am 24. September 2012 um 22:58
Hallo Sven,

ja. hast recht, auf den AVF sollte man sich nicht verlassen...vieles ist ja auch gar nicht drin...also: ausprobieren vor Ort...aber beim Rauhhorn stimmt alles, was im AVF steht...

Sportliche Grüße von Ulf


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