Hoch Sewen 2965m, Hikr Premiere, ein alpiner Klassiker


Publiziert von Lulubusi , 9. September 2012 um 14:49.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 8 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: V- (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 1360 m
Abstieg: 1360 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:via Wassen nach Gorezmettlen
Unterkunftmöglichkeiten:Sewenhütte
Kartennummer:LK 1:25000 BL1211 Meiental

 

Hoch Sewen 2965m via Südgrat. Überraschenderweise eine Hikr-Erstbegehung

 

Ursprünglich wollten wir den Salbitschijen besteigen. Da ich aber Abends noch einen Termin hatte, war die Zeit etwas begrenzt und hätte zu diesem Vorhaben nicht gereicht. So entschieden wir uns für den Hoch Sewen. Aus meiner Sicht ein weiser Entscheid.

Bestes Wetter, eine Traumtour ohne grossen Menschenandrang! Mit uns waren gerade mal zwei Seilschaften auf dem Weg zum Gipfel. Dies zeigt schon auf, dass dieser Gipfel selten begangen wird. Das Gipfelbuch bestätigt dies auf eindrückliche Weise, den es ist vom Oktober 1985!

 

Überraschenderweise ist diese ausserdem eine Hikr-Erstbesteigung, was kaum zu glauben ist.

Toll! Bisher konnte ich meine Berichte unter anderen Einreihen! Heute darf ich mal den Anfang machen. Schon etwas spezielles.

 

Aufstieg zur Sewenhütte

Mit dem Auto fahren wir bis zur Brücke bei P.1613, ca. 500m nach Gorezmettlen die hier den Gorezmettlenbach überquert. Wenige Parkplätze stehen hier zur Verfügung.

 

Bis zu unserem Etappenziel, die Sewenhütte, wandern wir auf dem Hüttenweg. Der gut angelegte Bergwanderweg beginnt an der Ostseite des Gorezmettlenbach.

In nordöstlicher Richtung schlängelt sich der Weg anfänglich durch einen wunderbaren Föhren und Lärchenwald.

Zur Zeit sind die Lärchen noch grün. Etwas später im Herbst wen sich diese Nadelbäume gelb verfärbt haben, ergibt dies mit den rot gefärbten Heidekräutern ein geniales Farbspiel.

 

Durch den doch schon leicht herbstlich angehauchte Wal, wandern wir zügig durch Gitzichrummenflue hoch. Bald ändert sich das Landschaftsbild. Der Lärchen- und Föhrenwald wird durch offenes Heideland abgelöst. Hier sind Heidelbeersträucher vorherrschend. Erwischt man den Richtigen Moment, kann man sich hier den Bauch mit blauen, süssen Heidelbeeren vollschlagen.

 

Einige Minuten und Höhenmeter später ändert sich die Landschaft erneut. Grasland ersetzt die Heidelbeer- und Heidesträucher. Nach etwa einer Stunde treffen wir schliesslich bei der Sewenhütte P.2150 ein. Da wir sehr gut in der Zeit liegen, kehren wir ein und geniessen eine Kaffee mit dazugehörigem, vorzüglichen Nussgipfel.

 

Zur Sewenhütte

Die Hütte liegt auf einer Geländeterrasse auf 2150m auf der Sonnenseite des Meientals. Der Ausblick ist sensationell. Vom höchsten Urner, dem Fleckistock bis zu den Fünfingerstöck, und hinaus in das Meiental geniesst man einen uneingeschränkten Ausblick.

 

Sie bietet 60 Schlafplätze mit Duvets. Im Aufenthaltsraum könnte sogar auf einem kleinen Holzofen die eigenen Mahlzeiten gekocht werden.

In der Hütte besteht zudem die Möglichkeit zum Duschen. Allerdings befindet sich die Dusche, um Energie zu sparen, nicht immer in Betrieb. Wer also duschen möchte, muss sich frühzeitig mit dem Hüttenwart absprechen.

 

Hunde sind erlaubt, bleiben aber draussen und übernachten im Holzschopf. Sie sollte also gewohnt sein, alleine zu liegen. Bringt man einen Hund mit, ist es vorteilhaft diese dem Hüttenwart vorgängig mitzuteilen.

 

Auf dem Hüttenzustieg ist ein Zwergenweg eingerichtet, was auch für die kleinsten den Aufstieg abwechslungsreich gestaltet.

Bei der Hütte ist genügend Platz für die Kids zum spielen. Neben der Hütte befindet sich ausserdem eine Tyrolienne. Das Hüttenteam instruiert gern über die richtige Nutzung der Seilbahn.

 

Wenige Meter von der Hütte entfernt befinden sich mehrere Klettergärten im 3. - 6. Klettergrat.

 

Etwas weiter nordöstlich befindet sich der Sewensee. Dieser kann mit einem Schiff befahren oder zu einem kühlen Bad genutzt werden.

 

Alles in allem eine super Hütte mit toller Hüttencrew für einen Familienausflug.

 

Zustieg zum Südgrat

Der Hoch Sewen und der Einstieg zu dessen Südgrat liegt nordöstlich der Sewenhütte. Erst folgt man dem gut markierten Alpinwanderweg zum Spitzplanggenstock.

Dieser führt oberhalb der Seewenalp in nordöstlicher Richtung, an den Ruinen der alten Sewenhütte vorbei, durch Sewenstöss P.2326 bis auf eine Höhe von 2400m.

Hier verlässt man den Weg und biegt nach links ab und gewinnt weiter an Höhe. Westlich des Gletscherbachs vom Sewenzwächten führt ein Couloir bis zum Einstieg hoch. Vom Couloir ca. auf den letzten 70m ist der Zustieg gut weiss markiert.

 

Der Südgrat

Die Kletterschwierigkeiten auf dem Südgrat bewegen sich im Schnitt zwischen 3a-4c (wenige Meter 5a) Es sind insgesamt 6 grosse Türme (einige kleine Türmchen) und die Gipfelwand zu über- oder durchzuklettern.

Meist ist das Gestein kompakt und gut griffig. Lediglich bei der Gipfelwand zeigt sich leicht brüchiger Fels. Von Zeit zu Zeit gesetzte Borhaken helfen bei der Wegfindung. Stände sind teilweise eingerichtet. Die schwierigsten Stellen sind etwas besser abgesichert. Die Hakenabstände erfordern aber immer noch das beherrschen des oblig. Schwierigkeitsgrad. Gefährliche Stürze sind hier nach wie vor möglich.

 

Vom einstieg geht es direkt auf den ersten Turm. Im moderaten „3-“ beginnt die Kletterei und gibt Zeit zum die Muskeln an die neuen Bewegungsabläufe zu gewöhnen. Nach einer „4+“ geht von „2-3“ weiter auf den ersten Turm.

 

Schwierigkeiten Turm 1: 2 - 4+

 

Auf der Rückseite des Turms kraxelt man einfach etwas ab und trifft auf den ersten Notausstieg. Wir klettern weiter auf den 2. Turm. Kurz vor der Spitze des zweiten Turms trifft man auf die zweite „4+“ eine kurz Platte. Vorher bewegt man sich im einfacher „2er Bereich“. Auf der Rückseite des Turms wird erneut ca. 8m abgeklettert.

 

Schwierigkeiten Turm 2: 2 - 4+

 

Zum Turm 3, der erste grosse Turm, führt eine kurze Gehstrecke. Um auf diesen Turm zu gelangen, ist erst eine recht lange Stelle im „4. Grat“ zu klettern. Zudem ist die erste Schlüsselstelle, eine geneigte Platte, ist zu überwinden. Anschliessend nehmen die Schwierigkeiten, je höher man am Turm klettert, ab. „3-2“

 

Schwierigkeiten Turm 3: 2 - 4

 

Auf der Rückseite (Nordseite des Turms) wird ca. 50m an den Fuss des nächsten Turms abgeklettert. „3“ Ein roter Pfeil weist den Weg.

Hier befindet sich ein weiterer Notausstieg, sollte etwas nicht in Ordnung sein. Bei uns passt es was weiter hoch heisst.

 

Turm 4 überklettern wir zügig. Erst „3“ und gegen ende des Turms kurz „4“ und auf dessen Rückseite kurz abklettern „2“ verursacht keine grosse Probleme.

 

Schwierigkeiten Turm 4: 3 - 4

 

Die nächste kleine Erhebung zwischen Turm 4 und 5 wird westseitig umgangen. Kurz nach Westen durch eine kurze Rinne abklettern „2“, die Erhebung queren und nach gut 5m wieder zum Grat hoch ziehen.

Zum Grat hoch gibt es zwei Möglichkeiten. Nach der Querung auf den Grat und an der Gratschneide über eine Platte weiter oder erst über ein Band unterhalb der Platte nach Süden und erst nach dieser zum Grat hoch. (Platte wird so umgangen)

 

Turm 5 ist erreicht. Am Turm klettert man bis etwa auf halbe Höhe an einen Stand hoch. „3-4-“

Jetzt trifft man auf eine, die Schlüsselstelle der Tour. Über ein schmales Band wird nach Osten gequert. Nun muss eine leicht überhängende sehr exponierte Stelle „5-“ überwunden werden. (die rote Bastion) Anschliessend einfacher „4-“ auf den Turm.

 

Schwierigkeiten Turm 5: 4 – 5-

 

Vom Turm führt der weitere Weg direkt über den Grat. Im Anschluss wird entweder kurz abgeseilt, etwa 8m oder klettert „3“ ab. Wir klettern ab.

 

Den sechsten Turm stellt keine Schwierigkeit dar. Im Bereich von „1-2“ ist es eher ein Hochkraxeln als Klettern. Schnell ist diese Spitze erreicht.

 

Schwierigkeiten Turm 6: „1 - 2“

 

Auf der Nordseite Seilt man entweder von einem mit zwei Haken ausgestatteten Stand gute 25 Meter ab, oder kletter an einen älteren mit Schlingen versehenen Stand ab und Seilt anschliessend etwa 10m auf den darunterliegenden Einschnitt ab.

 

Wir wählen zweiteres. (so müssen wir das Seil nicht auslassen)

 

Nun steht man vor der Gipfelwand. Hier besteht die Möglichkeit durch eine grasige Rinne hoch zu klettern (sehr brüchig).

Besser ist es der etwas schwierigeren mit Haken ausgestatteten Route in den Felsen links der Rinne hoch zu klettern. „3“

 

Schwierigkeiten Gipfelwand: „2-3“

 

Der aussichtsreiche Gipfel Hoch Sewen P.2965 ist erreicht.

 

Für die Gratkletterei benötigten wir wenig mehr als vier Stunden. Hinzu kommt zu und Abstieg sowie Auf- und Abstieg zur Sewenhütte.

 

Über die Anzahl der Seillängen kann ich leider keine Auskunft erteilen. Wir sind sehr viel synchron geklettert und haben so nie die vollen 50 Meter benötigt und einige Stände ausser acht gelassen. Uns reichten gerade mal 25m.

 

Sichert man an den ständen, benötigt man etwa ein 50m Seil.

 

Abstieg

Der Abstieg erfolgt über den Nordgrat. Diesem über einfacheres Blockgelände „1 – 2“ bis ungefähr an den tiefsten Punkt zwischen Hoch Sewen und Bächenstock folgen. Nun wendet man sich nach Osten, steigt vom Grat über die sehr rutschige mit Schutt übersähte Flanke auf den Sweenzwächten ab. Steinmänner weisen den Weg.

 

Über den Sewenzächten Firn wandern wir gemütlich erst in östlicher Richtung abwärts. Drehen ungefähr in der Mitte des Firns nach Süden und wenden uns P. 2614 entgegen.Oberhalb P.2614 trifft man schliesslich auf die markiert Route vom oder zum Spitzplanggenstock. Mit Steinmänner und weiss-blau-weiss markiert.

Von hier wandern wir den Markierungen und Wegspuren folgend zum Sewenstöss und schliesslich dem Wanderweg folgend zurück zur Sewenhütte.

 

Startpunkt

P.1613 oberhalb Gorezmettlen / Sewenhütte 2150m

 

Ziel

Hoch Sewen 2965m

 

Anforderungen

Die Kletterschwierigkeiten liegen im Schnitt im mittlerren 4. Schwierigkeitsgrad. Maximal 5-

Mindestens ein 4+ sollte man beherrschen. Ein Grossteil der Route weisst grosse Hakenabstände auf. Nur die Schwierigsten stellen sind gut abgesichert (Haken) Zusätzliche mobile Sicherungen sind möglich.

Es ist eine Lange Route mit Alpinem Charakter. Ein Rückzug bei einem Wetterwechsel kann nach dem Zweiten Notausstieg sehr problematisch werden.

Mehrheitlich Gratkletterei.

 

Material

5om Einfachseil, 6 Express, Friend 1-3 (wir haben keine verwendet)

Kletterfinken (wir sind alles in Bergschuhen geklettert)

Übliche Kletterausrüstung. Helm, Abseilgerät.........

Für den Sewenzwächten Firn sind keine Steigeisen oder Eispickel notwendig. Gut begehbar.

 

Zusätzliche Info

http://www.sewenhuette.ch/

 

Fazit

  • Ein alpiner Klassiker
  • Erstaunlicherweise selten begangen.
  • Tour in super guten Urner Granit
  • Mehrheitlich guter, fester und griffiger Fels
  • Länge der Tour darf nicht unterschätzt werden.
  • Super schöne Hütte mit sehr freundliche Hüttencrew.
  • Sehr schöner abwechslungsreicher Hüttenweg.
  • Tolle Hütte für Familienausflüge.

Genaue Route

P.1613, Gitzichrummenflue, Sewenhütte P.2150, Sewenstöss P.2336, Couloir, Einstieg Südgrat, Südgrat, Hoch Sewen P.2965, Nordgrat, Sewenzwächten Firn, P.2614, Sewenstöss P.2336, Sewenhütte P.2150, Gitzichrummenflue, P.1613

 

Alternativ:

Bächenstock, Zwächten

Spitzplanggenstock

Diverser Wandermöglichkeiten

Vielzahl von Klettertouren.


Tourengänger: Lulubusi


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