Hitzeschlacht und Donnerwetter: Letzte Tour zur Alpe Spino


Publiziert von ABoehlen , 26. September 2012 um 19:55.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:27 Juli 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:Domodossola - Mocogna - Cisore - Monteossolano - Alpe Spino und zurück
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Domodossola
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Corona in Domodossola
Kartennummer:LK285(T) Domodossola

Link zum vorherigen Tag

Schon ist der letzte Wandertag angebrochen und es dürfte auch heute wieder brütend heiss werden. Bereits um 08.00 Uhr messen wir auf dem Balkon (gegen den schattigen Innenhof hin) 25 Grad! Trotzdem fühlen wir uns fit genug, um eine grössere Tour zu wagen: Auf dem Höhenweg über Cisore wollen wir nach Monteossolano und dort auf dem interessant aussehenden Zickzackweg möglichst weit hinauf vorstossen. Allerdings zeigt die Karte dort durchwegs offenes Gelände, was für diese Gegend eher aussergewöhnlich ist. Noch dazu ist der Hang südexponiert. Daher füllen wir jede Menge Wasser in Flaschen ab und starten mit je 4 Liter, was hoffentlich reichen sollte.

Die tägliche Ration Früchte und Gemüse besorgen wir uns wieder bei "Domo Frutta", wo man uns mittlerweile bestens kennt. Anschliessend schlagen wir denselben Weg ein wie am Montag, der uns aus der Stadt hinaus zum Fluss Bogna und über Mocogna nach Cisore hinauf führt. Die Sonne brennt hernieder und der Schweiss spritzt aus allen Poren - genau wie an den letzten Tagen auch schon. Etwas hingegen ist anders: Über den Bergen lassen sich bereits zahlreiche Wolken ausmachen. Noch sind sie recht formlos, dennoch müssen wir sie im Auge behalten, denn eine Gewitterwolke kann sich bei diesen feucht-heissen Bedingungen schnell entwickeln. Zu übertriebenen Befürchtungen ist aber im Moment noch kein Anlass vorhanden, daher steigen wir weiter in den Wald hinauf, lassen den Abzweig zu Pt. 1015 (siehe Montag) rechts liegen, und erreichen nach einer schönen Waldwanderung das Hangdorf Monteossolano (780 m).

Gewaltig ragt der Abhang nach Norden hier auf, und wie auf der Karte sichtbar, ist er tatsächlich kahl und wohl durchwegs mit Farn bewachsen. Diese Vermutung bestätigt sich nach einer Weile, als wir diesen "Farnwald" betreten. Der Weg ist aber meist gut gepflegt und somit kommen wir problemlos voran. Bei den herrschenden Bedingungen gehen wir aber nur langsam und legen häufige Trinkpausen ein. Vorbei an der Alpe Reso (1220 m) erreichen wir so kurz nach dem Mittag die Alpe Spino auf 1550 m. Wir entscheiden, hier den Aufstieg zu beenden und Mittagspause zu machen. Erst aber entledigen wir uns unserer nassen Kleider. Die T-Shirts lassen sich mühelos auswringen und es kommt eine ordentliche Menge Flüssigkeit hinaus. Auf den heissen Steintreppen der einen Alphütte können wir aber alle Kleider in die Sonne legen, wodurch sie relativ schnell trocknen. Wir ziehen uns derweil in den Schatten unter das Steindach der anderen Alphütte zurück und verspeisen auf einer wackeligen Holzbank das Mitgebrachte. Danach legen wir uns ins Gras und dämmern weg...

Bereits etwas unterhalb der Alpe Spino endet der kahle Abhang und der Wald beginnt wieder. Die Aussicht da oben ist daher sehr eingeschränkt und wir bekommen nicht mit, wie sich südlich von uns immer grössere Wolken auftürmen. Bald aber scheint die Sonne nur noch milchig durch die Ausläufer der sich bildenden Gewitterwolke und wir finden, dass es wohl besser sei, den Rückweg anzutreten. Wie zur Bestätigung ertönt bald danach der erste gedämpfte Donner...

In einem zügigen Tempo eilen wir den Abhang hinunter, wobei uns die gute Qualität dieses Weges nun entgegen kommt. Die Gewitterzelle scheint aber in Richtung Val Grande abzuziehen und die Gefahr vorerst gebannt. Die Erleichterung ist aber verfrüht, denn bald donnert es auch vom Hintergrund des Valle Bognanco her und es wird immer dunkler dort hinten. Rasch wird klar, dass es diesmal kein Entrinnen gibt, aber wir erreichen Monteossolano gerade noch rechtzeitig, ehe der grosse Regen losbricht.

Was nun? Warten? So wie es aussieht, könnte es länger dauern. Daher entscheiden wir uns, weiter zu gehen. Natürlich nicht auf dem Bergweg, wo jetzt alles nass, rutschig und gefährlich ist. Aber Monteossolano ist ja auch über eine Strasse erreichbar und auf dieser sprinten wir nun im Eilschritt talwärts. So ganz ohne Risiko ist natürlich auch das nicht, denn desöftern donnert es ganz laut, was bedeutet, dass sich Blitzentladungen ganz in unserer Nähe abspielen. Zum Glück verläuft die schmale Strasse aber meist im Wald und dort ist man ja im allgemeinen gut geschützt vor Blitzen.

Erst vor Cisore, nach knapp einer Stunde, lässt der Regen nach und das Gewitter zieht nach Osten ab. Natürlich sind wir nass bis auf die Haut, aber eine kurze Kontrolle zeigt, dass die neue Regenhülle (ein Geschenk von Stini) meinen Rucksack trocken gehalten hat. Das ist die Hauptsache! Die Schuhe sind allerdings völlig durchnässt. Ob die bis morgen wieder trocken zu kriegen sind, wird sich weisen...

Erfreulich ist, dass es trotz des intensiven Regens nicht kalt wurde. Ich fühle mich fast ein bisschen wie in den Tropen, wobei sich dieser Eindruck mit den ersten Sonnenstrahlen noch verstärkt, welche die feuchtigkeitsgesättigte Luft richtig zum Kochen bringen.

Über Mocogna marschieren wir schliesslich wieder in Domodossola ein, wo wir uns an einem Zeitungskiosk eine Ausgabe der "Stampa" und der "Reppublica" kaufen. Nicht (nur) zum Lesen natürlich...!

Im Hotel wird gleich mal eine Ladung Zeitung in die Schuhe gestopft und danach wird geduscht. Das Papier saugt sich in dieser Zeit mit Wasser voll und kann schon bald ersetzt werden. Zum Glück sind diese Tageszeitungen relativ umfassend und liefern genügend Nachschub. Dieser ist nötig, denn das Leder ist richtig mit Wasser getränkt...

Während die Schuhe allmählich trocknen, gibt es Abendessen auf der bereits bekannten "Terrazza". Leider können wir nicht draussen bleiben, denn eine neuerliche Gewitterzelle bricht über die Stadt hinein und die grossen Schirme sind nicht dicht. Im Innern des Lokals hat es aber genügend Tische und wir können unsere Pizza im Trockenen geniessen, während draussen der Regen hernieder rauscht. Sogar einen Grappa erhalten wir noch spendiert, fast wie wenn der Wirt gewusst hat, dass dies unser letzter Abend hier ist!

Allmählich kehrt draussen Ruhe ein und die Nacht können wir wiederum mit offener Balkontüre verbringen. Am Samstagmorgen zeigt sich leider, dass die Schuhe wie befürchtet nicht ganz trocken sind, aber doch trocken genug, um ohne Probleme nach Hause zu kommen. Andere Schuhe haben wir schliesslich nicht dabei. Bevor es auf die Rückreise geht, steht aber natürlich noch ein Besuch auf dem Markt auf dem Programm, und mit diversen leckeren Spezialitäten im Gepäck treffen wir am Bahnhof ein, derweil die grosse Welle der Tagesausflügler gerade erst aus dem Bahnhofsgebäude quillt. Bereits donnert es wieder, und die sich schon seit geraumer Zeit auftürmenden dunklen Wolken werden wohl ihre feuchte Fracht demnächst entladen.

Uns stört das nicht mehr. Wir konnten wie schon 2010 wiederum eine prächtige Wanderwoche in dieser schönen Gegend verbringen und viele neue Ecken kennenlernen!

Tourengänger: ABoehlen


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T3
7 Nov 13
Preglia - Cima Lariè - Domodossola · Schneeluchs
T2
22 Apr 12
Alpe Spino (1550 m) · adrimiglio
T2
20 Jun 20
Cima Lariè e qualcosa in più... · adrimiglio
T5
22 Dez 18
Pizzo Crogna - Cima Lariè · Zaza
T3+
27 Nov 16
Cima Lariè 2144 m...che fatica! · cristina
T3
7 Jun 15
Cima Lariè · Andrea!
T4
8 Feb 13
Il Gaggio di Domodossola · Zaza

Kommentar hinzufügen»