Fronalpstock (2124m) durch die Nordwand


Publiziert von ossi , 31. August 2012 um 18:32.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:23 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Schilt-Mürtschengruppe 
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:P unterhalb 1144
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Naturfreundehaus auf Fronalp
Kartennummer:1:25000 Spitzmeilen

Vertikal-Heidelbeeren am Jelmoliberg
 
Das Beste zuerst: Für diese Tour braucht man kein Essen mitzuschleppen. Die Nordflanke ist weit hinauf mit Heidelbeersträuchern bestockt und dank der Steilheit braucht man nicht mal die Hände zum Pflücken: einfach Mund aufmachen und direkt aus der Wand geknabbert schmecken die Beeren am leckersten. Man tut ohnehin gut daran, die Hände zum Festhalten zu verwenden.
 
Offizieller Start auf Oberruestel beim Naturfreundehaus. Nun einige Kurven aufwärts, bald den Weg verlassen und auf von zahlreichem Unkraut überwachsenen Wegspuren unter die Nordwand. Man quert ein ordentliches Stück auf knapp 1500m unter der Nordwand hindurch, bis man den schwach ausgeprägten Nordgrat –auf dieser Höhe ein vegetationsreicher grüner Rücken- erreicht.
 
Wo es geeignet scheint, besteigt man diesen herrlichen Brennesselrücken und folgt ihm –mal in Fels, meist aber in stachligem Kraut- immer steiler werdend hinauf. Stellenweise werden die magischen 60° erreicht, zuletzt flacht der Rücken wieder ab und das findige Auge erspäht durchgehende Tierspuren, die beinahe zwangsweise den Weg linkshaltend unter den massigen, felsigen Aufbau weisen. Man hält weiter linkshaltend auf eine auffällige Geländenische zu, wohin auch die Tierspuren führen. Diese Nische ist auch in PStraubs Alpinführer erwähnt.
 
Tobis Beine sehen mittlerweile nicht mehr ganz so knackig aus wie eine Stunde zuvor, das mit den kurzen Hosen war angesichts der Brennesselbüsche nicht so die ganz gute Idee: Pech gehabt, so kommt eben ossis Schönheit besser zur Geltung…
 
Eine auffällige grasige Rampe mit Schrofen führt aus der Nische hinauf in Richtung Nordostgrat. Wir folgen der Rampe, bis sie nur noch aus einem wenige Meter hohen Riss besteht. Den Riss umgehen wir in steilem Gras und schreiten in der Verlängerung der Rampe weiter aufwärts. Irgendwann erkennen wir eine Rippe, die uns die Überwindung eines Felsbandes erlaubt. Wir suchen uns weiter den Weg durch die eingangs erwähnten Heidelbeersträucher –exzellente Griffe übrigens- bis wir auch das nächste Felsband auf Tierspuren überwinden können und nun auf dem abschüssigen, von weitem sichtbaren Grasrücken der Fronalpstock Nordwand stehen. In wenigen Minuten hoch zum horizontalen Teil des Nordostgrates, direkt unter dem Gipfelaufbau.
 
Den Gipfelaufbau knacken wir direkt entlang der Kante, gut gestuftes Grasgelände erlaubt hier vergleichsweise entspanntes Grasklettern. Nach einigen Minuten ist das Gipfelkreuz erreicht.
 
Tourcharakter: „Kein Nachweis von Begehungen in den letzten Jahren“, gewissermassen Straubs Gütesiegel für eine T6-Tour, die Bioknospe der Biobauern…Die Anforderungen an Trittsicherheit und Orientierung, das Grasgelände, schlechte Sicherungsmöglichkeiten und vergleichsweise geringe Kletterschwierigkeiten (ca. I); all das sind Zutaten für eine echte T6-Beispieltour. Aus meiner Sicht eine anspruchsvolle Tour für den erfahrenen T6-Gänger, dennoch kein Himmelfahrtskommando. Angesichts der Alternativtouren auf den Fronalpstock aber auch nicht wirklich so die ganz einleuchtende Aufstiegsvariante, T6 eben…
 
Tourvergleich zu R1052 (Alpinführer Glarner Alpen, 10. Auflage 2004): Bis zur erwähnten auffälligen Nische identisch. Der Führer erwähnt einen 10m-Kamin, der durchstiegen wird. Auch auf dem Foto zieht die Route direkt aus der Nische hoch. Wir finden an der betreffenden Stelle ausser grimmiger Felsen nichts, weshalb wir die hier aufgeführte Route über die Grasrampe versuchen und tatsächlich einen Durchstieg finden. Die Bewertung T6 trifft den Nagel auf den Kopf.
 
Abstieg: Über den Wanderweg bis zum Kamin. Anstelle des Kamins steigen wir in einer Graskehle direkt über den Pultrücken des Fronalpstocks ab, bis wir die Wiesen oberhalb des Skilifts erreichen: schöne, direkte Route. Die Graskehle leitet von oben links nach unten rechts einer Felsfluh entlang und führt auf die offenen Wiesenhänge: T4(+).
 
Danke Tobi!

Tourengänger: ossi, Tobi
Communities: T6


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Kommentare (7)


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justus hat gesagt: gratulation...
Gesendet am 1. September 2012 um 08:55
gratulation zur der schoenen bioknospen-siegel-tour :) die kategorie "kein nachweiss..." ist wohl eine aussterbende gattung im glarnerland.

danke fuer den bericht, die route habe ich frueher oft vom garten aus beobachtet und immer als zu nass, zu schattig, zu viel schnee verworfen.

-justus

PStraub hat gesagt: Gratulation ..
Gesendet am 1. September 2012 um 09:00
.. zu dieser Tour!

Endlich mal eine gesicherte Begehung dieser Route, die eigentlich schon lange auf meiner Pendenzenliste stand/steht.

Euer Abstieg entspricht wohl der Route R 1051b, der ich ein T5 (oben langes und meist feuchtes Gras) gegeben hatte.

Gruss Peter

Zaza hat gesagt:
Gesendet am 1. September 2012 um 12:02
Eine mögliche Krönung für Freunde der KNaBelJ-Touren in den Glarner Alpen wäre eine Promenade über den Frifad ;-)

ossi hat gesagt: Rucola
Gesendet am 5. September 2012 um 07:10
justus: Danke. Ich hätte auch gerne einen Garten, aus welchem ich meine Projekte prüfen könnte. Lechz...

PStraub: Auch danke. Ich tippe auch auf R151b. Ich hielt die Bedingungen für recht ideal, ev. hat dies zu meinem Eindruck geführt. Die Nordflanke ist mit T6 sicher genau richtig bewertet.

Zaza: Ja,ja das Frifad trotzte bisher einer Begehung...Was ist eine KNaBeIJ-Tour? Klingt irgendwie unseriös?

Zaza hat gesagt: RE:Rucola
Gesendet am 5. September 2012 um 20:54
Knabelj, das ist einfach ein Akronym (oder wie das Zeug heisst) für Straubs unvergleichliches "Kein Nachweis von Begehungen in den letzten Jahren"...also voll seriös!

tricky hat gesagt: Schöne Tour
Gesendet am 28. Juni 2014 um 13:06
Wurde die direkte Route über den NO-Grat auch schon gemacht? Sieht auf den Fotos noch machbar aus.

ossi hat gesagt: RE:Schöne Tour
Gesendet am 28. Juni 2014 um 14:18
Ja, ist im Glarnerführer mit ZS angegeben und wird auch selten begangen. adrian3614 und ich sind an einer Steilstufe vor einigen Jahren gescheitert und umgekehrt. Ich denke aber heute, wir waren an jenem Tag von den Abenteuern vorher schon etwas verbraucht, eigentlich müsste das schon klappen.


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