Schibenstoll (2236 m) - geht doch!

Das war ja der Schlüsseltag heute. Hinter uns schlechtes Wetter, vor uns schlechte Prognosen. Nur dieser Donnerstag heute, der sollte passabel sein, sagten sie. Das Wetter war passabel, so wollte ich mir nicht nehmen lassen, heute was zu unternehmen. Auf der Projektliste stand der Schibenstoll, in den Churfirsten.

Unüblicherweise mit ÖV unterwegs (das Auto war im Service) reiste ich mit fünf verschiedenen Transporteuren von Zürich auf die Alp Selamatt. Vor der letzten Etappe, an der Talstation der Sessel- und Kleinkabinenbahn in Alt St. Johann erkundigte ich mich, ob der Schibenstoll bereits 'machbar' wäre. Dies wurde vom Bahnpersonal bezweifelt. Zu viel Schnee, war die vorherrschende Meinung. Das reichte mir nicht, denn ich hatte mich gut mit aktuellen Fotos und persönlichem  Augenschein von der anderen Talseite aus auf den Schibenstoll vorbereitet und ich war der Meinung, einen Versuch sei er heute absolut wert. Ich nahm also die hier schon oft beschriebene Route unter die Schuhe und kam rasch und bequem vorwärts. Erst kurz vor dem Rüggli waren nennenswerte Schneemengen zu verzeichnen. Einige hundert Meter bewegt man sich hier auf nassem Schnee. Vorsicht ist geboten, insbesondere in der Nähe von aus den Schneefeldern ragenden Felsen. Der von diesen Steinen ablaufende Regen der letzten Tage hat die Schneedecke stellenweise stark unterspült. Ich hatte einen beidbeinigen Einbruch zu verzeichnen, der glimpflich ablief. Den nehme ich vollumfänglich auf meine Kappe - den hätte ich kommen sehen müssen. Nichts passiert, aus dem hüfttiefen Loch gekrabbelt und weitergegangen. Der schmale Weg den Felsen an der Westflanke des Schibenstoll entlang war schneefrei, aber nass und schmierig. Das Couloir hinauf auf die Graspiste in Richtung Gipfel war praktisch schneefrei und kein Problem. Da es aber leicht zu regnen begann, war auch hier Vorsicht geboten. Nach dem Couloir war auch klar: Der Berg ist bereit - den kann man wieder bewandern. Gleiches gilt übrigens auch für den Zuestoll der von mehreren Leuten gleichzeitig bestiegen wurde, wie ich gut beobachten konnte.

Die Gipfelrast war spannend, denn in kurzer Zeit wechselte das Wetter von windig mit kaltem Regen zu windstill und warmem Sonnenschein. Das dann mehrmals innerhalb von einer halben Stunde. Beim fotografieren noch ein kleiner Glücksfall: Ein Westland Da Vinci der Rega donnerte unverhofft und in einem Affenzahn knapp über die Krete zwischen Zuestoll und Schibenstoll und tauchte in Richtung Walensee ab. Ich konnte ihn gerade noch auf Chip bannen (siehe Fotos).

Weite Teile des Abstiegs ging ich dann sicherheitshalber wie auf Eiern. Denn rutschig rauf ist mühsam, rutschig runter ist gefährlich. Auf der zeitlich zweiten Hälfte der Tour wurde ich dann durchgehend mit Sonnenschein verwöhnt, den ich am Ende der Tour auf der Selamatt mit Most und Blick in den Alpstein ausgiebig genoss, bevor ich mich auf die Weltreise zurück nach Zürich machte.

Letztlich: Allerdings gab's auch technische Pannen bei mir. Im Regen am Gipfel verschmutzte mir unbemerkt das Objektiv meiner Kamera, was auf einige der danach geschossenen Bilder einen schlechten Einfluss hatte. Auch kommt dieser Bericht ohne GPS-Track daher. Da man auf der Route für kurze Zeit unter überhängenden Felsen auf- und absteigt, ging zwei mal die Verbindung zu den Satelliten verloren, was zu einem unlösbaren Durcheinander bei der Aufzeichnung des Tracks führte. Sorry about that.