Via Schaffhauser Kamin auf den Altmann (2436 m)


Publiziert von alpstein , 3. Oktober 2011 um 18:18.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 2 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:19,5 km
Unterkunftmöglichkeiten:Berggasthaus Bollenwees
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Die perfekte Alpstein-Tour (Tag 1)
 
Wenn das Attribut „perfekt“ zu einer Tour passt, dann zu unserer Alpstein-Tour, die wir gestern und heute bei traumhaften Verhältnissen absolvieren konnten. Perfekt war nicht nur das Wetter, das keine Wünsche offen ließ. Perfekt war auch, dass wir den „Schaffhauser Kamin“ bewältigt haben, der eigentlich nur zur Besichtigung der Schlüsselstelle auf unserem Tourenprogramm stand. Aber dazu später mehr….
 
Es kommt selten vor, dass man Wetterprognosen schon eine Woche im Voraus das Vertrauen schenkt. Die aktuelle Wetterlage machte es aber möglich und so konnten wir endlich im Berggasthaus Bollenwees rechtzeitig eines der begehrten Zimmer reservieren. Von Brülisau (922 m) aus machten wir uns auf den Weg in den östlichen Alpstein. Der Weg bis Bollenwees ist wenig spektakulär, zieht sich aber ganz schön und man benötigt fast 2 Stunden dahin, wobei wir ein eher gemächliches Tempo anschlugen.
 
Spektakulär war dann aber die Alpstein-Szenerie, die uns dort mit der Spiegelung der Gipfel im Fälensee empfing. Ivo66 hat dies ja bereits letzte Woche eindrücklich hier auf Hikr dokumentiert. Ein kurzer Kaffeehalt folgte und überflüssiges Gepäck wurde deponiert und schon machten wir uns auf den Weg zum Roslenfirst (2151 m), dem man auf einem nicht markierten, aber gut ersichtlichen Pfad (T3) von der Saxer Lücke (1649 m) aus auf den Rücken steigt. Ist man oben, hat man ein imposantes Alpstein-Panorama vor sich. Am Gipfel trugen wir uns in das Gipfelbuch ein und nahmen eine Stärkung (Danke Angelika ;-) mit auf den Weg.
 
Eine gute Stunde „schlendert“ man dann über den Chreialpfirst (2126 m) dahin, bis es Richtung Zwinglipass (2011 m) über Schrofengelände wieder etwas anspruchsvoller wird. Beim Aufstieg Richtung Altmannsattel trafen wir auf den sympathischen Maveric. Zwar hatten wir uns vorher noch nie getroffen, aber dennoch sofort erkannt. Bei der kurzen Plauderei impfte er uns Zuversicht ein, was die Bezwingung des „Schaffhauser Kamins“ anbelangt.
 
Der Aufstieg zum Rässeggsattel (2260 m) gestaltete sich zum Schluss über Schotter etwas mühsam und oben angelangt nahmen wir erst mal ein Vesper zu uns, um dann die Schlüsselstelle unten im Schaffhauser Kamin zu besichtigen. Die Rucksäcke nahmen wir entgegen der ersten Absicht auch mit und schließlich wagten wir den Versuch. Für die erste Stufe musste ich eine alte Reepschnur opfern, mit der ich die vorhandene Schlinge etwas verlängerte und so hineinsteigen konnte, um den Einstieg mit einigem Kraftaufwand zu bewältigen.
 
Oben angekommen war ich mir noch nicht so richtig im Klaren, ob ich mich jetzt freuen sollte oder ob das nicht ein bisschen unvernünftig war, was ich gerade gemacht habe. Wieder absteigen hätte ich an der Stelle nicht wirklich wollen. Mit der Steighilfe war Esther aber auch bald über die erste plattige Stufe hinweg. Der zweite Abschnitt ging dann erstaunlich gut. Mit dem abgespreizten rechten Fuß fand ich in einem kleinen Riss guten Halt und hangelte mich so, auch am Klemmblock vorbei nach oben. Esther ließ nicht lange auf sich warten. Dann war erst einmal Durchatmen angesagt, aber auch unbeschreibliche Freude.
 
Meinten wir nun allerdings praktisch schon fast oben zu sein, täuschten wir uns. Es brauchte mehrere Anläufe, immer wieder mit Abstiegen, bis wir den richtigen Kamin gefunden hatten und über den oberen Teil des Ostgrates zum Gipfel schreiten konnten. Beim ersten Versuch kam ich an einen Grat mit Tiefblick in die Südostflanke. Der zweite Kamin links außen erschien mir nach einiger Zeit für meinen BMI als zu eng. Dann nahmen wir den Mittelweg und es klappte. Der Altmann war nicht unser heutiges Ziel, aber dass wir fast 8 Std. nach dem Start am frühen Morgen nach 15 Uhr oben standen, war doch ein erhebender Moment.
 
Den Gipfelaufenthalt gestalteten wir kurz. Der Abstieg auf dem Normalweg (T5-) zum Altmannsattel war feucht und speckig und nicht zu unterschätzen. Über den Löchlibettersattel (2162 m) und einen fast unendlich scheinenden Weg, erst durch Schrofen, dann über die Fälenalp und am Fälensee vorbei, erreichten wir unser Domizil, wo wir noch rechtzeitig auf der Terrasse was trinken konnten, bis die Sonne hinter dem Altmann unterging.
 
Fazit: Der Tag war ein Erlebnis, das wir sicher nicht vergessen werden. Die Route, das Wetter, die herrliche Herbststimmung, ein wahrlich perfekter Tag. Die Bewirtung und Unterbringung im Berggasthaus Bollenwees ließ auch keine Wünsche offen. Die Bewertung T5/II bezieht sich auf den Abschnitt Rässeggsattel bis zum Gipfel, wobei es die anspruchsvollste IIer-Passage war, an die ich mich erinnern kann.

Route: Brülisau - Pfannenstil - Plattenbödeli - Alp Sämtis - Stifel - Bollenwees - Saxer Lücke - Roslenfirst - Chreialpfirst - Zwinglipass - Rässeggsattel - Schaffhauser Kamin - Altmann - Altmannsattel - Löchlibettersattel - Alp Häderen - Fälenalp - Bollenwees

Hinweis: In der Karte habe ich Marker gesetzt, wo wir zur Rässegg aufgestiegen sind.

Bericht von Tag 2

Tourengänger: alpstein, Esther58


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Kommentare (10)


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Ivo66 hat gesagt: Ein ganz grosses Kompliment!
Gesendet am 3. Oktober 2011 um 18:36
Hallo Hanspeter und Esther

Herzliche Gratulation zu dieser tollen Tour und insbesondere zur Bewältigung des Schaffhauser Kamins. Da ziehe ich meinen Hut. Eure Hartnäckigkeit hat sich gelohnt und Euer Mut verdient Respekt.

Da hat dann die Rösti in der Bollenwees wohl doppelt so gut geschmeckt :-)

Herzliche Grüsse, auch von Lena

Ivo

alpstein hat gesagt: RE:Ein ganz grosses Kompliment!
Gesendet am 3. Oktober 2011 um 18:57
Hallo Ivo und Lena

Herzlichen Dank Euch Beiden. Wir wollten den Schaffhauser Kamin eigentlich nur mal anschauen. Die Berichte auf HIKR motivieren ja nicht wirklich hochzusteigen, wenn selbst marmotta ihn als ziemlich schwierig einstuft.

Mit der Rösti hast Du richtig getippt. Die schmeckte vorzüglich und das ein oder andere "Quöllfrisch" mundete auch vorzüglich.

Beste Grüße
Hanspeter und Esther

marmotta hat gesagt: Toll gemacht!
Gesendet am 3. Oktober 2011 um 22:39
Bravo - gratuliere herzlich zur Durchsteigung des Schaffhauser Kamins! Ich finde vor allem die zweite Felsstufe nicht einfach: Da braucht´s schon ein wenig Technik, will man da einigermassen elegant hochkommen.

Da habt Ihr das "lange" Wochenende ja perfekt genutzt!

G.
marmotta

alpstein hat gesagt: RE:Toll gemacht!
Gesendet am 4. Oktober 2011 um 06:25
Hallo Michael

danke. Einfach war es nicht, aber irgendwie ging es doch, wenn die Haltungsnoten auch nicht die besten gewesen sein dürften.

Gruß
Hanspeter

Bolivar hat gesagt:
Gesendet am 3. Oktober 2011 um 20:15
Herzliche Gratulation zu dieser eindrücklichen und fantastischen Tour! Da habt Ihr ja einiges gesehen und erlebt. Den Schaffhauserkamin hätte ich mir nicht zugetraut! Chapeau!

viele Grüsse Euch beiden!
Marc

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. Oktober 2011 um 20:42
Hallo Marc

Danke für die Gratulation. Die Tour war fantastisch und die Herbststimmung toll. Ich hätte vorher auch nicht auf den Schaffhauser Kamin gewettet. Hat man es aber geschafft, ist das ein unbeschreiblich gutes Gefühl.

Vor 10 Jahren haben wir damit angefangen im Alpstein den roten Linien in den Karten nachzuwandern, bis das bald einmal zu langweilig wurde. Dann kamen die blauen Routen und nun T5. Damit ist aber auch eine Grenze erreicht.

Beste Grüße
Hanspeter und Esther

Bolivar hat gesagt: RE: T5
Gesendet am 3. Oktober 2011 um 21:27
Wow! ...in 10 Jahren von T1 nach T5, das ist bemerkenswert!
Im T5-Bereich ist für mich noch lange nicht alles möglich, mir wurden gestern am Nordostgrat des Lütispitz die Grenzen aufgezeigt. Bericht folgt.

Gute Woche noch!
Marc

alpstein hat gesagt: RE: T5
Gesendet am 3. Oktober 2011 um 21:42
>Im T5-Bereich ist für mich noch lange nicht alles möglich

Nach meinem Empfinden liegen zwischen manchen T5-Touren doch Welten, was die Schwierigkeit anbelangt, ebenfalls bei Klettern II. Was an der Stocklfue in II ganz lässig geht, bereitet am Schaffhauser Kamin oder auch der Stauberenchanzlen doch mehr Probleme. Richtig kritisch wird es, wenn noch starke Ausgesetztheit dazu kommt.

Ebenfalls eine gute Restwoche.

Hanspeter

Baldy und Conny hat gesagt: verpasst
Gesendet am 5. Oktober 2011 um 21:01
haben wir uns zwar, aber Euer Bericht ist eingeprägt. Der Schaffhauserkamin haben wir uns gemerkt. Gratulierenn zu den 2-tagen bei diesem Kaiserwetter
Gruess Angelo und Conny

alpstein hat gesagt: RE:verpasst
Gesendet am 5. Oktober 2011 um 21:22
Es war die dritte 2-Tagestour im Alpstein bei jeweils denselben traumhaften Wetterbedingungen und jedes Mal im Oktober. Die Herbststimmung hat schon was....

Den Schaffhauser Kamin schafft Ihr sicher, bei dem was Ihr alles schon bewältigt habt.

Grüße
Hanspeter und Esther



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